Hochzeit zu verschenken
es wagt, ein bisschen anders zu sein!« Seine Ansprache wird immer leidenschaftlicher. »Kann es mir da wirklich jemand ernsthaft übel nehmen, wenn ich in meiner Verzweiflung drastische, womöglich unerlaubte Maßnahmen ergreife? Wenn mein Herz doch blutet?«
»Wow«, haucht Lisa. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie hart das Geschäft ist.«
»Mein Herz blutet zwar nicht«, merkt Tracy an, die deutlich weniger beeindruckt ist von Dannys Rede. »Aber dank Ihrer blöden Nadel mein Finger.«
»Christina, Sie müssen ihm eine Chance geben!«, meint Lisa. »Sehen Sie doch, wie der sich ins Zeug legt!«
»Ich möchte doch nur meine Ideen den Leuten präsentieren, die meine Sachen ganz bestimmt lieben werden«, hebt Danny noch einmal an. »Ich wünsche mir, dass irgendjemand irgendwann einmal eines meiner Kleidungsstücke trägt und sich wie verwandelt fühlt. Aber ganz gleich wie oft ich auf allen vieren angekrochen komme - ständig werden mir die Türen vor der Nase zugeschlagen -«
»Es reicht!«, sagt Christina halb genervt und halb amüsiert. »Sie wollen endlich den großen Durchbruch? Dann werde ich mir Ihre Sachen mal ansehen.«
Auf einmal herrscht gespanntes Schweigen. Ich werfe einen kurzen Blick auf Danny. Vielleicht ist es jetzt so weit! Vielleicht erkennt Christina sein geniales Talent, Barneys kauft Dannys gesamte Kollektion, und Danny ist ein gemachter Mann! Und dann trägt Gwyneth Paltrow eins seiner T-Shirts bei Leno, und dann reißen die Leute sich um diese T-Shirts, und auf einmal ist Danny richtig berühmt und kann seinen eigenen Laden aufmachen!
Christina nimmt ein T-Shirt mit wild auf der Vorderseite versprenkelter Farbe und Strass in die Hand und betrachtet es eingehend. Ich halte die Luft an. Lisa und Tracy wechseln Blicke und ziehen die Augenbrauen hoch. Danny rührt sich zwar keinen Millimeter, aber in seinem Gesicht spiegelt sich hoffnungsvolle Spannung wider. Es herrscht Totenstille, als Christina das T-Shirt zur Seite legt - und als sie ein weiteres zur Hand nimmt, atmen wir alle gleichzeitig ein, als würde sie jetzt das Los ziehen, das über Dannys Leben entscheidet. Sie legt kritisch die Stirn in Falten, breitet das T-Shirt vor sich aus, um es besser begutachten zu können... und in dem Moment, in dem sie am Ärmel zieht, löst dieser sich vom Rest des Hemdes und hinterlässt eine ausgefranste Naht.
Uns bleibt allen die Spucke weg.
»Das ist der ultimative Look«, erklärt Danny einen Tick zu spät. »Das ist der neue... Dekonstruktivismus...«
Christina schüttelt den Kopf und hängt das T-Shirt wieder auf.
»Junger Mann. Sie haben ganz sicher Flair. Vielleicht haben Sie sogar Talent. Aber leider reicht das hier nicht aus. Solange Sie nicht in der Lage sind, Ihre Arbeit ordentlich abzuschließen, werden Sie nicht weit kommen.«
»Meine Stücke sind normalerweise perfekt gearbeitet, bis zum letzten Nadelstich!«, behauptet Danny. »Ausgerechnet diese Kollektion ist nun unter einem gewissen Zeitdruck entstanden...«
»Ich schlage Ihnen vor, noch einmal von vorn anzufangen. Äußerst gewissenhaft ein paar Stücke zu fertigen...«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich nicht gewissenhaft bin?«
»Ich will sagen, dass Sie lernen müssen, ein Projekt von A bis Z durchzuführen.« Christina lächelt ihn freundlich an. »Dann sehen wir weiter.«
»Überhaupt kein Problem! Ein Projekt von A bis Z durchzuführen!« Danny ist empört. »Das ist doch gerade meine Stärke! Das ist eine meiner -Würde ich sonst wohl Beckys Hochzeitskleid machen?« Er reißt mich an sich, als wenn wir jetzt zusammen ein Duett singen würden. »Das wichtigste Kleid ihres Lebens? Sie glaubt an mich, auch wenn kein anderer an mich glaubt. Wenn Becky Bloomwood erst in einer Danny-Kovitz-Kreation im Plaza vor den Altar tritt, werden Sie sehen, dass Sie mich unterschätzt haben! Und wenn dann erst mal die Telefone heiß laufen -«
»Was?« Ich stehe auf dem Schlauch. »Danny -«
»Sie werden Beckys Hochzeitskleid nähen?« Christina wendet sich an mich. »Ich dachte, Sie würden Richard Tyler tragen?«
»Richard Tyler?«, wiederholt Danny entsetzt.
»Ich dachte, du ziehst ein Kleid von Vera Wang an?«, meldet sich Erin zu Wort, die die Geschehnisse der letzten zwei Minuten schweigend verfolgt hat.
»Ich habe gehört, dass Sie das Kleid Ihrer Mutter anziehen«, meint Lisa.
»Ich mache dein Kleid!« Danny sieht mich aus weit aufgerissenen Augen an. »Oder? Das hast du mir versprochen, Becky! Das hatten wir doch
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