Hochzeit zu verschenken
heiraten möchte. Ich kann es nicht.
»Ich hatte mir gedacht, ich komme ein paar Tage rüber und besuche euch«, höre ich mich plötzlich sagen. »Das wollte ich mit dir besprechen. Ich will ein paar Tage nach Hause kommen.«
Finerman Wallstein
Rechtsanwälte
Finerman House
1398 Avenue of the Americas New York, NY 10105
Ms. Rebecca Bloomwood
Apt. B 251 Wllth Street
New York
NY 10014
18. April 2002
Sehr geehrte Ms. Bloomwood!
Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 16. April bezüglich Ihres Testamentes. Ich kann Ihnen hiermit mitteilen, dass ich - wie von Ihnen gewünscht - unter Paragraph 2 (e) hinzugefügt habe: »Und außerdem meine neuen, hochhackigen Jeansstiefel«.
Mit freundlichen Grüße
Jane Cardaz
11
Kaum sehe ich Mum, werde ich auch schon nervös. Sie steht neben Dad am Terminal 4 und hält unter den vielen Ankommenden nach mir Ausschau. Als sie mich sieht, strahlt sie sofort übers ganze Gesicht - aber in ihrem Blick spiegelt sich auch Besorgnis. Sie war ganz schön überrumpelt, als ich ihr sagte, ich würde ohne Luke kommen, und ich musste ihr mehrfach versichern, dass zwischen uns alles in Ordnung war.
Dann musste ich ihr versichern, dass ich nicht entlassen worden war.
Und dann musste ich ihr versprechen, dass nicht irgendwelche internationalen Kredithaie hinter mir her waren.
Wissen Sie, wenn ich so über die letzten paar Jahre nachdenke, tut es mir fast schon ein bisschen Leid, was meine Eltern meinetwegen alles haben durchmachen müssen.
»Becky! Graham, da ist sie!« Sie stürzt auf mich zu und schubst eine ganze Familie mit Turbanen mit dem Ellbogen zur Seite. »Becky, Schatz! Wie geht es dir? Wie geht es Luke? Ist alles in Ordnung?«
»Hi, Mum«, sage ich und nehme sie ganz fest in den Arm. »Mir geht‘s gut. Von Luke soll ich lieb grüßen. Alles ist in bester Ordnung.«
Bis auf eine winzige Kleinigkeit - hinter deinem Rücken plane ich schon seit Wochen eine riesige Hochzeit in New York.
Aufhören, befehle ich meinem Hirn, als Dad mich umarmt und mir den Gepäckwagen abnimmt. Es hat überhaupt keinen Zweck, jetzt schon davon anzufangen. Überhaupt auch nur daran zu denken, hat in diesem Moment keinen Zweck. Ich werde die Angelegenheit später anschneiden, wenn wir zu Hause sind und sich das Thema ganz natürlich aus unserem Gespräch ergibt.
Und das wird es ganz sicher.
»Sag mal, Becky, hast du eigentlich noch einmal darüber nachgedacht, eventuell in Amerika zu heiraten?«
»Das ist ja wirklich Zufall, Mum, dass du mich das jetzt gerade fragst...«
Genau. Auf so eine Gelegenheit warte ich.
Und obwohl ich mich so entspannt wie nur möglich gebe, kann ich in Wirklichkeit an nichts anderes denken. Die ganze Zeit, während Mum und Dad das Auto suchen, sich darüber streiten, in welcher Richtung die Ausfahrt ist und sich nicht einigen können, ob drei Pfund sechzig für eine Stunde Parken nun angemessen sind oder nicht, habe ich dieses nervöse Kribbeln im Bauch, das immer dann zu einem Krampf wird, wenn die Wörter »Hochzeit«, »Luke«, »New York« oder »Amerika« auch nur in einem Nebensatz erwähnt werden.
Ich fühle mich wie damals in der zehnten Klasse, als ich meinen Eltern vorgemacht habe, ich würde Mathe als Prüfungsfach nehmen. Tom von nebenan hatte nämlich auch Mathe als Prüfungsfach, und Janice hat so hochnäsig damit angegeben, dass ich Mum und Dad erzählt habe, ich würde das auch machen. Dann kamen die schriftlichen Prüfungen, und ich musste so tun, als würde ich an diesem Prüfungstermin teilnehmen (stattdessen war ich drei Stunden Einkaufen). Und dann kamen die Prüfungsergebnisse, und meine Eltern fragten natürlich, was ich in Mathe bekommen hatte.
Also habe ich mir eine Geschichte ausgedacht. Ich sagte, das Korrigieren der Matheklausuren würde immer länger dauern, weil Mathe ja so ein schwieriges Fach sei. Und ich bin sicher, dass sie mir das auch geglaubt hätten, wenn nicht just in dem Augenblick Janice hereingeschneit wäre und verkündet hätte: »Tom hat eine glatte Eins in Mathematik! Was hat Becky?«
Blöder Tom.
»Du hast ja noch gar nichts wegen der Hochzeit gefragt«, stellt Mum fest, als wir über die A3 nach Oxshott brausen.
»Ach! Nein, stimmt.« Ich ringe mir einen fröhlichen Ton ab. »Also - äh... wie laufen die Vorbereitungen?«
»Ehrlich gesagt, haben wir noch gar nicht viel gemacht«, sagt Dad, als wir die Ausfahrt nach Oxshott erreichen.
»Ist ja noch so viel Zeit«, fügt Mum entspannt hinzu.
»Ist ja nur eine
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