Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Tricks. Er wollte nur, dass sie jemandem einen Gefallen tat, einen Gefallen, der ihr keine Mühe machte.
Zufrieden griff Gwen wieder nach ihrem Jogurt, holte sich einen Löffel, dann drückte sie erneut den Wiedergabeknopf, um Bransons Nachricht abzuhören.
»Gwendolyn.«
Die Hand mit dem Löffel kam kurz vor ihrem Mund zum Stillstand. Es war etwas in der Art, wie er ihren Namen aussprach. In voller Länge haftete ihm etwas Romantisches an, er klang ganz anders als das schnelle und lässige Gwen.
»Hier ist Branson Maguire. Ich hoffe, Sie haben ein bisschen geschlafen. Und ich hoffe, dass Sie weiße Rosen mögen. Ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht vielleicht heute eine Stunde Zeit für mich hätten. Irgendwann. Ich würde Sie ja gern zum Mittag- oder Abendessen einladen, aber ich möchte Sie nicht wieder auf die Palme bringen. Ich habe nur zwei Fragen … meine Geschichte betreffend. Wenn Sie es schaffen, rufen Sie mich an. Ich bin den ganzen Tag zu Hause. Wenn nicht, sehen wir uns heute Abend.«
Sie machte sich nicht die Mühe, die Nummer aufzuschreiben. Sie konnte sie im Kopf behalten. Nachdenklich löffelte sie ihren Jogurt. Es war eine verständliche Bitte. In seinem Tonfall hatte nichts wirklich Flirtendes mitgeschwungen. Sie lachte über sich selbst und aß noch einen Löffel von ihrem Jogurt. Ständig beobachtete sie sich und legte jedes Wort auf die Goldwaage. Genau diese Angewohnheit hatte ihr letzte Nacht diese peinliche Situation beschert.
Der Mann war an seiner Arbeit interessiert und sie an der ihren. Deshalb war überhaupt nichts dabei, sich eine Stunde mit ihm zusammenzusetzen, und wenn auch nur aus dem einzigen Grund, sich insgeheim bei ihm und bei ihrem Großvater dafür zu entschuldigen, dass sie so misstrauisch gewesen war.
Sie griff nach dem Telefonhörer und wählte seine Nummer. Er nahm nach dem dritten Klingeln ab. »Maguire.«
»Hallo, hier ist Gwen Blade. Danke für die Rosen, sie sind wunderschön.«
»Gut. Haben sie funktioniert?«
»Funktioniert?«
»Haben sie Ihr Herz so weit erweichen können, dass Sie bereit sind, mir eine Stunde Ihrer kostbaren Zeit zu schenken?«
»Nein. Aber die Nachricht, die ich von meinem Großvater auf meinem Anrufbeantworter hatte. Ich wusste nicht, dass unsere Mütter zusammen auf dem College waren.«
»Zwei Semester, habe ich mir sagen lassen. Meine Mutter fing dann an, Innenarchitektur zu studieren, während sich die Ihre anscheinend für alles Mögliche interessierte. Meine Mutter sagt, dass Serena MacGregor sich für alles begeistern konnte.«
»Und kann. Wir könnten uns um zwei treffen. Am besten irgendwo in der Innenstadt. Ich muss noch ein paar Dinge besorgen.«
Um zwei, überlegte Branson. Nach dem Mittagessen, vor dem Abendessen. Clevere Frau. »Zwei ist gut. Was halten Sie von dem Boston Harbor Hotel? Sie machen dort einen herrlichen Tee.«
»Ja, ich weiß.« Sie schaute auf ihren Jogurt und dachte an leckere Sahnetörtchen. Ihr vernachlässigter Magen knurrte. »Schön. Bis zwei dann, in der Hauptlobby.«
Gwen war auf die Minute pünktlich, eine Angewohnheit, die ihre Cousine Julia höchst ärgerlich nannte. Sie hatte ein langes, heißes Schaumbad genommen, das bei ihrem steifen Nacken Wunder bewirkt hatte, und in der Taschenbuchausgabe von Ein schöner Tod von Branson Maguire geschmökert. Sie kannte das Buch bereits, aber sie hatte sich vor der Verabredung seine Art zu schreiben wieder ins Gedächtnis rufen wollen.
Genau dieselbe Aufmerksamkeit würde sie vor der Behandlung eines Patienten auf seine Krankengeschichte verwenden oder auf die Persönlichkeit einer Bekannten, ehe sie ihr ein Geschenk kaufte. Sie war eine sorgfältige und methodische Frau, eine, die ihr Medizinstudium viel früher als üblich abgeschlossen hatte und jetzt die jüngste Assistenzärztin war, die das Boston Memorial je gehabt hatte.
Sie hatte dafür gearbeitet, und sie wusste, dass sie es sich verdient hatte. Sie hatte das, was sie jetzt war, nicht den Vorteilen zu verdanken, in deren Genuss sie in ihrer Kindheit reichlich gekommen war. Ihre Familie war liebevoll und großzügig und unterstützte sie nach Kräften bei jeder Entscheidung, die sie auf ihrem Weg getroffen hatte. Natürlich wusste sie, dass Reichtum, die Art von Reichtum, wie ihn die MacGregors ihr Eigen nannten, viele Schlaglöcher in vielen Straßen glätten konnte, aber das, was sie geschafft hatte, hatte sie allein aus eigener Kraft geschafft.
Es war ihre Liebe zur Medizin und der
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