Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Drang, das Geheimnis des Lebens so weit wie möglich zu erforschen, ihre Neugier für die Wissenschaft, die ihre Bestimmung besiegelte.
Sie schlenderte durch die Hotellobby und bewunderte die Anmut der mit Stuck verzierten Decke, die riesigen Urnen mit wucherndem Grün, die exotischen Blumen, den Marmor, die goldenen Verzierungen.
Und sie sieht aus wie eine höhere Tochter aus reichem Haus, die aus dem College auf Besuch zu Hause ist, fand Branson, als er aus dem Aufzug trat und sie entdeckte. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt eine erstklassig sitzende graue Jacke zu einer dazu passenden saloppen Hose und über dem Arm einen schwarzen Mantel. Nur ganz wenig und klassischen Schmuck, registrierte er. Am Revers eine Brosche, die mit Sicherheit ein Erbstück war, dünne goldene Kreolen in den Ohrläppchen, eine zierliche Uhr mit einem Lederarmband.
Sie sah hellwach, ausgeruht und nicht annähernd so zerbrechlich aus wie in der Nacht zuvor.
»Sie sind pünktlich«, bemerkte er, während er auf sie zuging.
»Ja, eine ärgerliche Angewohnheit von mir.«
»Ich mag Frauen, die pünktlich sind.« Er nahm ihren Arm und lotste sie zu den Aufzügen. »Zeitverschwendung sollte man sich für das aufheben, was man am liebsten tut.« Nachdem sich die Aufzugtüren geöffnet hatten und sie eingestiegen waren, drückte er nicht auf einen der Knöpfe, sondern startete den Lift mit einem kleinen Schlüssel. »Sie sehen großartig aus. Offensichtlich haben Sie sich ein bisschen ausruhen können.«
Er trug zu dunklen Jeans ein dunkelblaues weiches Sweatshirt, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgeschoben hatte. Seine knöchelhohen Sneakers wirkten, als ob sie schon viele Meilen zurückgelegt hätten. »Danke, ja. Wohin fahren wir?«
»Nach oben, in meine Suite.«
Ihre Augen wurden dunkler, ihre Lider senkten sich. »Ach.«
Er musste lachen. »Gwendolyn, Sie sollten wirklich nicht so arglos sein. Es gibt immer Leute, die das zu ihrem Vorteil ausnützen. Entspannen Sie sich«, fügte er hinzu, ehe sie etwas sagen konnte. »Ich lasse uns Tee kommen. Wir setzen uns in den Salon. Er ist sehr formell, und ich kann mir besser Notizen machen, wenn nicht dauernd irgendein Kellner um uns herumscharwenzelt. Ich hege keinerlei Hintergedanken.«
»Na schön, allerdings muss ich Ihnen gestehen, dass ich ziemlich hungrig bin. Weshalb haben Sie eine Suite in diesem Hotel? Ich dachte, Sie leben in Boston.«
»Das tue ich auch.« Er nahm ihren Arm und führte sie aus dem Aufzug. »Ich lebe hier. Die Presse hält mich für exzentrisch, der Schriftsteller, der in einem Hotel lebt. Aber in Wahrheit ist ein Hotel ja nur ein luxuriöses Apartmenthaus, mit einem Zimmermädchen, das jeden Tag Ordnung schafft, einem Zimmerkellner und sehr schnell wechselnden Mietern. Sie haben ein wunderschönes Lächeln. Was veranlasst Sie, es mir schließlich doch noch zu schenken?«
»Bis Mac, mein ältester Bruder, zur Welt kam, haben meine Eltern auch die meiste Zeit in einem Hotel gelebt. Und heute tun sie es auch noch oft. Meine beiden Brüder leben das ganze Jahr über in Hotels, und meine jüngere Schwester würde es sofort tun, wenn man sie ließe. Ich kann darin nichts Exzentrisches sehen.«
»Ja, richtig. Ich habe es ganz vergessen. Spielcasinos. Vegas, Atlantic City, New Orleans, Europa. Ihre Familie hat mich schon einen Haufen Geld gekostet … indirekt.«
»Es gibt nichts, über das wir uns mehr freuen.« Sie wartete, bis er zwei große Doppeltüren aufgeschlossen hatte, dann betrat sie einen großen, elegant eingerichteten Salon. Sie sah am Ende des Esstischs aus Walnussholz das kleine Notebook, das an einen Monitor angeschlossen war. Daneben Bücherstapel, Papier, Kaffeetassen.
»Ich würde sagen, das ist ein sehr ruhiger und bequemer Arbeitsplatz.«
»Er erfüllt im Augenblick seinen Zweck. Ab und zu bekomme ich Anwandlungen, mir ein Haus zu kaufen, weil ich plötzlich Lust habe, Rasen zu mähen oder Fensterläden zu streichen. Bis jetzt hat sich das immer wieder gelegt, aber irgendwann erwischt es mich wahrscheinlich doch noch.«
»Wenn es so weit ist, sollten Sie meine Cousine Julia anrufen. Sie ist Expertin, was Häuser anbelangt.«
»Ah, die First Jules.«
Gwen legte den Kopf schräg. »Stimmt, so hat sie die Presse genannt, als Onkel Alan Präsident war. Sie fand es lustig. Schon mit sieben hatte Julia einen ausgeprägten Sinn für Humor.«
»Den braucht man vielleicht, wenn man im Weißen Haus aufwächst. Ihr Bruder D. C. ist
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