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Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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egal«, brummte sie. »Ich lasse mich nicht einwickeln, ich wanke nicht.« Sie warf den Deckel beiseite. »Ich werde nicht … oh.«
    In dem Seidenpapier lagen Spieluhren. Eine Ballerina, eine Schlittschuhläuferin, eine Südstaatenschönheit, ein Mädchen aus den Zwanzigerjahren, eine junge Irin sowie ein schottisches Mädel, beide in Volkstracht, eine tamburinschlagende Zigeunerin, eine kunstvoll gewandete Dame, bereit zum Menuett, und eine glutäugige Señorita.
    Neun Tänzerinnen, die auf ihr Stichwort warteten. Sie konnte sich nicht davon abhalten, sie einzeln herauszunehmen, bewundernd in den Händen zu drehen und dann alle der Reihe nach auf dem Tisch aufzustellen. Sie gab der Versuchung nach und zog sie auf, dann trat sie einen Schritt zurück.
    Walzer-, Charleston- und Reel-Takte wetteiferten miteinander, während sich die neun Ladys im Kreis drehten.
    Sie merkte nicht, dass sie weinte, bis sie ihre nassen Wangen berührte.
    »Oh, das muss aufhören. Wie soll ich denken können, wenn er mich weiter von einer Verwirrung in die nächste stürzt?« Nachdem die Musik verklungen war, wischte sie sich ihre Wangen ab. »Es muss aufhören«, sagte sie wieder, entschiedener diesmal, dann marschierte sie aus der Küche.
    Branson ließ die Szene durch seinen Kopf in seine Finger und auf den Bildschirm fließen. Der hartgesottene Detective Scully war reif, von den Funken, die zwischen ihm und Dr. Miranda Kates aufstoben, versengt zu werden. Er würde für eine Weile seine Objektivität verlieren, seine Karriere würde in Mitleidenschaft gezogen und sein Herz gebrochen werden.
    Es wird ihm guttun, dachte Branson. Es würde ihn menschlicher machen. Scully war bei seinen ersten drei Auftritten zu kontrolliert gewesen. Diesmal würde er fallen, und zwar hart. Und es war eben sein Pech, dass die Frau, über die er stolperte, eine kaltblütige Killerin war.
    Er wird leiden, überlegte Branson. Und sein Leid würde ihn zu einem besseren Menschen machen.
    Er hörte auf zu tippen und presste seine Finger an seine geröteten Augen. Wer auch immer gesagt haben mochte, dass Leid zur Bildung eines guten Charakters beitrüge, sollte auf die Straße gezerrt und erschossen werden.
    Wer, zum Teufel, brauchte überhaupt Charakter? Was er brauchte, war Gwendolyn.
    Er hatte es versiebt. Daran bestand kein Zweifel. Plötzlich verspürte er den Drang, sich zu bewegen. Er stand vom Tisch auf und begann in seiner Suite auf und ab zu laufen. Er hätte ihr sofort von Daniels Machenschaften erzählen sollen. Dann hätte sie die Sache vielleicht mit einem Lachen und einem Schulterzucken abgetan.
    Aber es war ihm nicht notwendig erschienen. Und wie eine gute Strategie auch nicht, wie er unumwunden zugeben musste. Er hatte nicht riskieren wollen, dass sie aus Prinzip die Flucht ergriff, bevor er überhaupt nur die Chance gehabt hatte, eine Romanze mit ihr anzufangen.
    Und dann war er auch schon bis zum Hals in der Sache drin gewesen und hatte über der ganzen Aufregung fast vergessen, wie alles angefangen hatte.
    Und am Schluss hast du alles vermasselt, dachte er, angewidert von sich selbst. Er hätte wissen müssen, dass sie für seine Liebeserklärung noch nicht bereit war. Aber, verdammt, er war bereit. Zählte das denn gar nichts? War sie wirklich so vernagelt, so dickköpfig, dass sie sich von dieser kleinen, völlig unbedeutenden Tatsache, dass ihr Großvater sie zusammengebracht hatte, abhalten ließ, seine Liebe zu erwidern?
    Er rammte seine Hände in die Hosentaschen und stiefelte zum Fenster. Und wenn es denn so war, was sollte er mit einer solchen Frau anfangen?
    Er schaute auf die Stadt hinaus, auf die glitzernden Lichter, die ihren Schein auf den Schnee, die Straße und das dunkle Wasser des Hafens warfen. Boston war schon in Feiertagsstimmung. Freunde und Familien trafen sich, um die Festtage fröhlich lärmend im Warmen zu verbringen.
    Und er war allein, weil die Frau, die er wollte, nicht bereit war zuzugeben, dass sie ihn ebenfalls wollte.
    Er hätte eine dritte Fahrkarte kaufen und seine Eltern auf der Kreuzfahrt begleiten sollen, die er ihnen zu Weihnachten geschenkt hatte. Er hätte auf dem Schiff schreiben und die Reise zu den griechischen Inseln genießen können.
    Das hätte Gwendolyn die Zeit und den von ihr als nötig erachteten Abstand gegeben.
    Als es an der Tür klopfte, verfinsterte sich sein Gesicht. Er hatte noch kein Abendessen bestellt, und die Kanne Kaffee, die er sich hatte heraufkommen lassen, musste noch nicht

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