Hochzeitsfieber bei den MacGregors
»Du glaubst, ein Fingerschnipsen genügt, und alles ist wieder so wie vorher.«
»Nein, ich dachte mir nur, dass jetzt, wo du nicht mehr wütend bist …«
»Ich bin wütend.«
Er erhob seine Stimme nicht, warf mit nichts und drohte ihr auch keine körperliche Gewalt an. Was die ganze Sache nur noch verwirrender machte. Sie war in einer Familie aufgewachsen, die alle Gefühle lautstark zum Ausdruck brachte.
»Dir muss man alles ausbuchstabieren, ja? Wenn ich schreien, den Tisch umstoßen und Geschirr zerschlagen würde, dann würdest du den logischen Schluss daraus ziehen, dass ich wütend bin. Nun, ich bin eben nicht so. Mein Verhalten und meine Gefühle sind nicht immer leicht zu durchschauen, und sie sind auch nicht immer logisch.«
»Also gut.« Seine kalte Selbstbeherrschung erschreckte und bestürzte sie noch mehr, als wenn er einen Wutanfall bekommen hätte. »Du bist immer noch wütend, und offensichtlich müssen wir immer noch reden.«
»Du tust mir weh.«
Die ruhige Feststellung bewirkte, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. »Oh Branson. Es tut mir so leid. Das wollte ich nicht. Ich möchte …«
»Behalt es für dich.« Er schloss die Augen und wandte sich schnell ab. »Ich will dein Mitgefühl ebenso wenig wie deine Schuldgefühle.« Er drehte sich wieder zu ihr um, und das Ungestüm, das jetzt in seinen Augen aufflammte, war umso zwingender, da es in einem starken Gegensatz zu seiner ruhigen Stimme stand. »Ich möchte, dass du mir sagst, dass du mich liebst, weil du es tust. Wenn ich das nicht gewusst hätte, wenn ich es nicht in deinen Augen gesehen hätte, wenn ich es nicht gespürt hätte, wäre ich weggegangen. Glaubst du vielleicht, es macht mir Spaß, mich so zu demütigen?«
»Nein, das glaube ich nicht. Bitte, setz dich hin und lass uns darüber reden.«
»Habe ich nicht schon alles gesagt? Ich liebe dich. Ich will dich heiraten, eine Familie mit dir gründen. Was hast du daran nicht verstanden?«
»Verstehen und akzeptieren ist nicht immer dasselbe.« Sah er denn nicht, dass sie klug entscheiden musste, was für sie beide richtig und vernünftig und notwendig war? »Vielleicht glaubst du ja, dass du mich liebst, und vielleicht …« Sie schüttelte den Kopf und unterbrach sich. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich mich nicht drängen lasse.«
Er bewegte sich schnell und hatte sie in weniger als einem Herzschlag in seine Arme geschlossen. Ihre vernünftigen Worte klangen hohl in ihren Ohren, als ihr Herz einfach dahinschmolz.
»Sag mir, was du jetzt fühlst«, flüsterte er an ihrem Mund. »Sag mir, was du jetzt, in diesem Moment, fühlst.«
»Zu viel. So viel, dass ich nicht mehr denken kann. Bitte tu das nicht.«
Er wusste, dass er sie haben konnte, hier auf der Stelle, dass sie sich nicht gegen ihn wehren würde. Aber es würde ihn leer zurücklassen. Er entließ sie aus seiner Umarmung. »Du solltest jetzt besser gehen. Ich fürchte, ich bin im Moment nicht sonderlich vernünftig.«
Sie nickte und befahl ihren zitternden Beinen, zur Tür zu gehen. Und dort, mit der Hand auf dem Türknopf, verspürte sie Scham in sich aufsteigen, weil sie nicht ganz aufrichtig gewesen war, weil sie ihm weniger gegeben hatte, als er verdient hatte.
»Ich habe deinetwegen den Boden unter den Füßen verloren, Branson«, sagte sie ruhig. »Ich bin völlig durcheinander. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll, und ich muss entscheiden, was es für mich bedeutet.«
Sie öffnete die Tür, aber dann zwang sie sich, noch einmal stehen zu bleiben und sich nach ihm umzudrehen. »Ich muss entscheiden, was ich aus der Tatsache, dass ich dich liebe, mache.«
Nach diesen Worten rannte sie hinaus. Er hatte das Zimmer bereits zur Hälfte durchquert, als er sich befahl, stehen zu bleiben. Nein, sie würde ihm jetzt nicht zuhören. Er versuchte sein Herz dazu zu bringen, langsamer zu schlagen. Sie würde sich mit Händen und Füßen wehren, wenn er versuchte, aus dem, was sie eben gesagt hatte, Kapital zu schlagen.
Er hatte in dieser Sache schon genug falsch gemacht.
Gedankenverloren fuhr er sich mit der Hand über sein Herz. Der Schmerz war weg, dieser dumpfe, bohrende Schmerz. Die Frau Doktor hat dich geheilt, dachte er mit einem Lächeln. Er würde für den Vorschuss, den er von ihr bekommen hatte, sehr schnell arbeiten müssen.
Er würde sich eine Mahlzeit heraufkommen lassen, ein riesiges Mahl, ein Festbankett. Gott, er war dem Hungertod nah. Er brauchte eine Dusche, eine Rasur,
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