HOCHZEITSGLOCKEN AUF MALLORCA
auf Marcus zu warten, eilte Lucy mit einem schnellen âHalloâ am Portier vorbei und die Treppe hinauf. Ihre Wohnung lag im ersten Stock und war winzig, doch zumindest war Lucy Volleigentümerin, und das Apartment stellte keine finanzielle Belastung dar â anders als die viel gröÃere Wohnung, die Nick nach ihrer Heirat unbedingt hatte mieten wollen.
Lucy schloss die Tür auf und betrat die kleine Diele, die durch die beiden nicht zueinander passenden Spiegel gröÃer und heller aussah. Lucy hatte sie auf dem Dachboden in ihrem Elternhaus gefunden und âausgeliehenâ. Unter einem der Spiegel stand ein kleiner Tisch, den sie ebenfalls davor gerettet hatte, auf dem Dachboden in Vergessenheit zu geraten. Sie hatte ihn cremefarben gestrichen und darauf ihre geliebten Jo-Malone-Duftkerzen und die gesammelten gläsernen Kerzenständer arrangiert. Würde Marcus bemerken, wie geschmackvoll das wirkte, wenn er ihr in die Diele folgte?
Am anderen Ende lag das kleine Wohnzimmer, das komplett in verschiedenen Cremenuancen eingerichtet und blitzsauber war.
âIch mache mir erst einmal eine Tasse Kaffeeâ, sagte Lucy. âMöchtest du auch eine?â
âNein, danke. Wir haben nicht viel Zeitâ, erinnerte Marcus sie.
âDu bist derjenige, der so kurzfristig diese Reise organisiert hat. Und ich fliege nirgendwohin, bevor ich nicht meinen Koffeinschuss intus habeâ, beharrte Lucy störrisch und steuerte auf die Küche los.
âJa, schon gut! Wo bewahrst du deinen Reisepass auf?â
âIm Sekretär an der Wand hinter dem Sofaâ, rief Lucy aus der Küche.
Marcus öffnete den Sekretär und entdeckte sofort die Pässe. Es waren zwei, mit einem Gummiband zusammengebunden. Um den richtigen mitzunehmen, zog er es ab und schlug den oberen auf, wünschte aber sofort, er hätte es nicht getan. Denn es war der Reisepass, den Lucy während ihrer Ehe benutzt hatte, und das Foto zeigte eine glücklich aussehende junge Frau mit strahlenden Augen. Ihr aktueller Reisepass hingegen, den sie nach der Scheidung erhalten hatte, als sie ihren Mädchennamen wieder annahm, zeigte eine junge Frau mit deutlich schmalerem Gesicht, in deren Blick Kummer und Verzweiflung lag. Was hatte Lucy nur an Nick gefunden? Wie hatte sie ihn lieben können? War es wirklich âLiebeâ gewesen?
âHast du ihn?â, fragte Lucy, die mit ihrem Kaffee an Marcus vorbeiging und die Schlafzimmertür aufstieÃ. Dort stellte sie die Tasse auf den Nachttisch, zog einen kleinen Koffer unter dem Bett hervor, legte ihn auf den Sessel und öffnete systematisch Schubladen.
âSoll ich inzwischen schon mal deine Toilettenartikel einpacken?â
Aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, anstatt dazustehen und sie dazu zu bringen, an die vergangene Nacht zu denken, war eine gute Idee. Lucy nickte und gab Marcus ihre Kulturtasche. Als er ins Bad ging, atmete sie langsam aus. Energisch faltete sie die Sachen zusammen, die sie aufs Bett gelegt hatte. AnschlieÃend packte sie sie in die Plastikhüllen, die sie auf Reisen immer benutzte.
âLucy, was ist mit deinen Pillen?â, rief Marcus aus dem Badezimmer.
Dem Himmel sei Dank, dass er sie daran erinnerte! Leider hatte sie auf die harte Tour gelernt, nie mehr ohne ihre Sonnenallergiepillen irgendwohin zu fahren. âIm Schrank, zweites Bord von oben, auf der rechten Seite.â
Während sie die Hüllen in den Koffer legte, hörte sie ihn die Schranktür öffnen, dann rief er: âIch kann sie nicht finden.â
Lucy ging ins Bad. Sie hielt den Atem an, als sie sich in dem winzigen Raum an Marcus vorbeizwängen musste, um zum Schrank zu kommen. âDa sind sie doch.â Mit Schwung zog sie die Schachtel mit den Allergietabletten vom Bord.
âDas sind keine Antibabypillenâ, wandte Marcus ein.
âNein. Die Pille nehme ich nicht. Nick war richtig besessen davon, immer ein Kondom zu benutzen. Er hat mir erklärt, er hätte noch nie ohne Sex gehabt und würde niemals ohne Sex haben.â Aber das war nun wirklich kein Thema, über das sie mit Marcus sprechen wollte. Lucy ging schnell zurück ins Schlafzimmer, fragte sich jedoch dabei, ob Marcus sich in der vergangenen Nacht so gut angefühlt hatte, weil er kein Kondom benutzt hatte.
Marcus runzelte die Stirn. An Empfängnisverhütung oder Safer Sex hatte er am vergangenen Abend und in der Nacht überhaupt
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