HOCHZEITSGLOCKEN AUF MALLORCA
bleibt.â
Weil die Agentur vielleicht ihre Rettung war, falls er jemals beschlieÃen sollte, sich von ihr scheiden zu lassen.
Plötzlich fühlte sie sich sehr einsam. Manchmal kam es ihr so vor, als würde ihr ganzes Gefühlsleben aus quälenden Geheimnissen bestehen, die sie mit niemandem teilen konnte. Am liebsten hätte sie sich ihren Kummer von der Seele geweint, doch natürlich durfte sie das nicht. Ihre beiden besten Freundinnen hatten so viel Glück gehabt. Carly und Julia hatten Männer, mit denen sie alles teilen konnten, kleine Alltagssorgen ebenso wie ihre geheimsten Gedanken. Doch sie selbst hatte ihre tiefsten Sehnsüchte und Gefühle noch nie jemandem anvertrauen können, und von nun an wäre es völlig unmöglich. Marcus zu heiraten bedeutete, ihre stärksten Empfindungen nicht zuzulassen und für immer zu verdrängen. So schlimm das auch war, noch schlimmer wäre es, wenn er eine andere heiratete. AuÃerdem könnte es tatsächlich zu spät sein, einen Rückzieher von der geplanten Heirat zu machen. Vielleicht war sie schon schwanger.
Lucy sah auf ihre Armbanduhr. Inzwischen war Marcus vermutlich in Edinburgh angekommen. Obwohl er nur zwei oder drei Tage weg war, vermisste sie ihn bereits.
Heute fand die Werbeparty für den neuen FuÃballschuh statt. Zu Lucys groÃer Freude hatten fast alle Eingeladenen zugesagt. Sogar Dorland würde kommen, obwohl Firmenevents, ganz gleich wie luxuriös, eigentlich nicht sein Stil waren.
Als ihr Handy klingelte, erkannte sie aufgeregt, dass es Marcus war. Zwar lebten sie offiziell noch nicht zusammen, aber sie verbrachte mehr Nächte in seinem als in ihrem eigenen Bett. Deshalb vermisste sie ihn auch so fürchterlich und freute sich riesig, als sie jetzt seine Nummer im Display sah.
âHat deine Mutter die Einladungen zur Hochzeit schon abgeschickt?â, fragte er.
âSie sind gestern rausgegangenâ, erwiderte Lucy. Ganze Nachmittage hatte ihre Mutter im Heiligen Gral der Schreibwaren verbracht, dem Untergeschoss von Smythsonâs in der Sloane Street, und eifrig Mustereinladungskarten studiert. âAus Zeitmangel hat sie allerdings auch etliche Leute einfach angerufen. Dir ist doch klar, wie viele Gäste kommen, oder?â, fragte Lucy in warnendem Ton.
âBei der letzten Zählung waren es zweihundert â ohne die entfernten Verwandten meiner Cousins zweiten Grades aus Neuschottland â, zumindest nach der Liste, die meine Mutter und Beatrice aufgestellt haben.â
âWas? Nein, Marcus.â Lucy geriet in Panik. âDas hört sich ja eher an wieâ¦â
âZweihundert für jeden. Das heiÃt, meine Mutter liegt bei zweihundert. Deine Mutter konnte ihre Liste nicht unter zweihundertfünfzig drücken.â
âAber wir wollten doch eine Hochzeit im kleinen Rahmenâ, seufzte Lucy.
âSprich mit deiner Mutter. Anscheinend ist das der kleine Rahmenâ, erwiderte Marcus trocken.
Lucy stöhnte. âZum Glück heiraten wir im Herbst. Neulich meinte Mom, im Sommer hätte sie die Parkanlage deines Square mit Zeltplanen überdacht.â
âJa, das hat einer der Anwohner schon mal gemacht.â
âUnd ich hatte schon Kunden mit solchen Wünschen und weiÃ, was für eine Knochenarbeit das ist. Jedenfalls waren wir beide uns doch einig, dass wir nur einen schlichten Hochzeitsempfang wollen und nicht fünfhundert Leute und einen Ballsaal im âRitzâ.â
âTja, aber wir sind nicht unsere Mütter. Hör auf, dich deswegen aufzuregen, und lass ihnen ihren SpaÃâ, riet Marcus. âIch will nicht, dass du am Ende zu erschöpft bist, um unsere Flitterwochen zu genieÃen.â
âFalls ich es bin, liegt das nicht an den Hochzeitsvorbereitungenâ, erwiderte sie mutig.
âSchon k. o. vom Sex?â
âVöllig. Wann bist du zurück?â
âOh, also doch nicht so k. o., dass du nicht mehr willst?â
âIch habe wegen der Taufe gefragtâ, erklärte Lucy würdevoll.
âJa? Keine Angst, ich habe nicht vergessen, dass wir am Donnerstag losfahren.â
Am Wochenende lieÃen Jules und Silas ihren sechs Monate alten Sohn taufen, und Lucy war eine seiner Patinnen, zusammen mit Carly, der dritten in ihrem Trio. Obwohl Silas in New York arbeitete, verbrachten er und Julia so viel Zeit wie möglich in England, hauptsächlich wegen Julias
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