HOCHZEITSGLOCKEN AUF MALLORCA
konnte sie niemandem erzählen, schon gar nicht Marcus. Sie hatte Nick geheiratet, obwohl sie ihn nicht liebte, und sein Handeln nie in Frage gestellt, weil sie sich wegen ihrer vorgetäuschten Gefühle so schuldig gefühlt hatte. âMir ist klar, dass es bei deinem Reichtum keine Rolle spielt, wenn du meine Schulden bezahlst, nur möchte ich das nicht. Ich will dir finanziell nicht zu Dank verpflichtet sein.â
âNa schön. Wenn du das so empfindest, warum werde ich dann nicht Gesellschafter bei Prêt a Party? Ich könnte â¦â Stiller Teilhaber sein, hatte Marcus sagen wollen, doch Lucy unterbrach ihn scharf.
âNein! Nein, das kommt nicht in Frage.â
Warum nicht, hätte er fast gefragt. Aber er sah ihr an, wie aufgeregt und wütend sie wurde, und er bekam Angst ⦠Schockiert erkannte er, dass er Angst hatte, Lucy zu verlieren. Liebte sie Nick noch, obwohl er sie ekelhaft behandelt und am Ende wegen einer anderen Frau verlassen hatte? Hoffte Lucy, er würde eines Tages zu ihr zurückkehren? Glaubte sie, ihn dazu bewegen zu können, indem sie an Prêt a Party festhielt?
Was ging hier vor? Anscheinend war sie doch glücklich gewesen, mit ihm zusammen zu sein, glücklich über ihre gemeinsame Zukunft und ganz bestimmt glücklich mit ihm im Bett. Am Vorabend allerdings hatte sie stocksteif in seinen Armen gestanden, bis er sie losgelassen hatte. Und jetzt benahm sie sich, als wäre er der Letzte, mit dem sie zusammen sein wollte.
Gequält erkannte er, dass ihre Abwehr auf sein Angebot ihm tatsächlich wehtat. Wie war das möglich? Und warum?
Unglücklich presste Lucy die Finger an ihre schmerzenden Schläfen. Verzweifelt wünschte sie, ihre Beziehung wäre anders, damit sie sich Marcus anvertrauen und ihm alles über Andrew Walker erzählen könnte.
âAn der nächsten Abfahrt verlassen wir die Autobahnâ, hörte sie Marcus nach einer Weile sagen. âDanach sind es nur noch wenige Meilen bis zum Hotel. Ich dachte, wir fahren zuerst dorthin und stellen unsere Sachen ab. Wann erwarten uns Julia und Silas?â
âAb zwei, wann immer wir wollen. Also müssen wir nicht sofort wieder los.â Ob Marcus die Andeutung wohl verstand? Sie wollte gern etwas mit ihm allein sein, bevor sie Jules, Silas und das Baby besuchten. Vielleicht war es eine Gelegenheit, den gestrigen Abend wieder gutzumachen und ihm und sich selbst zu beweisen, dass es kein böses Omen war, nicht auf ihn reagiert zu haben. Lucy hoffte es. Um seinetwillen oder um ihretwillen?
âDas ist unsere Ausfahrt.â Erst nachdem sie mehrere Meilen auf den hübschen LandstraÃen und durch mehrere kleine Dörfer gefahren waren, sagte Marcus wieder etwas. âDie Gegend ist sehr schön, und London ist bequem zu erreichen. Vielleicht sollten wir hier auf Haussuche gehen. Was meinst du dazu?â
âIch liebe es hier untenâ, gab Lucy zu. âFrüher habe ich in den Schulferien immer bei Jules gewohnt, und schon damals habe ich gedacht, dass ich gern hier leben würde.â
âDa ist unser Hotel.â
Knirschender Kies und Herbstlaub, Rauch aus Schornsteinen, der wie hellgraue Seide am blauen Himmel trieb, der Geruch nach Holz und frische Luft: Was könnte deutlichere Erinnerungen an ein englisches Landhaus wecken, dachte Lucy, während sie neben dem Auto stand und die Rehe im Park beobachtete, die mit groÃen Augen zurückstarrten.
In der Empfangshalle vermischte sich der Geruch von Bienenwachs mit Lavendel- und Rosenduft. Die lächelnde Empfangsdame trug einen Tweedrock, einen Kaschmirpullover und eine Perlenkette und hätte die huldvolle Hausbesitzerin und Gastgeberin sein können. Freundlich erklärte sie ihnen, dass ihre Suite im umgebauten Stall lag.
âIch glaube, es wird Ihnen dort gefallen. Aber kommen Sie doch, und sehen Sie es sich erst einmal an.â
Als sie den Hof überquerten, sah Lucy, dass ein Teil des ursprünglichen Burggrabens in einen Teich verwandelt worden war, komplett mit zwei Schwänen und einer Schar Enten.
âSie haben uns adoptiertâ, erklärte die Empfangsdame lächelnd. âWir haben auch ein paar Pfauen, also erschrecken Sie bitte nicht, wenn Sie sie hören. Manche Leute mögen ihren Ruf nicht, aber ich finde, ihre Schönheit entschädigt einen dafür.â
Der Stall war ein langes zweistöckiges Gebäude mit einer sonnigen
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