Hochzeitsnacht in Acapulco
Joelle raffte ihn mit beiden Händen und hielt ihn vor sich. Hätte sie nur einen Moment lang ruhig überlegt, hätte ihr klar sein müssen, was passieren würde – und was nun tatsächlich eintrat: Die Vorhangstange stürzte mit erschreckend lautem Getöse in sich zusammen.
Schockiert und wie gelähmt stand Joelle da und umklammerte den Vorhang weiterhin mit festem Griff. “Ach du meine Güte! Das … tut mir wirklich leid”, entschuldigte sie sich stockend.
Gabriel sah sie fassungslos an, dann deutete er auf den Wäscheschrank. “Ich wollte nur zwei Decken für dein Bett holen. Wie hätte ich denn ahnen können, dass dich das so erschreckt?” Er ließ den Blick über sie gleiten. “Es tut mir leid.”
Plötzlich flammte Zorn in ihr auf. Es tat Gabriel leid? Das war ja großartig! Wütend runzelte sie die Stirn, und es war ihr nun völlig egal, dass sie nackt vor ihm stand. Der ganze Schlamassel war seine Schuld, nicht ihre!
Sie hob das Kinn. “Würdest du mir meinen Bademantel reichen, Gabriel?”
Endlich wandte er den Blick von ihr und schaute in die Richtung, in die sie zeigte, dann nahm er den rosa Frotteebademantel und gab ihn ihr. Er sah zu, wie sie ihn sich anzog.
Joelle war sich klar darüber, dass Gabriel dabei ihre Brüste sehen konnte, schlüpfte jedoch so würdevoll wie möglich in den Bademantel und knotete den Gürtel zu. Unverwandt sah sie Gabriel an. “Diese Konstruktion ist ein Witz von einer Dusche!”
“Bisher hat trotzdem noch niemand sie aus der Verankerung gerissen”, rief er aufgebracht.
“Reparier das Türschloss”, forderte Joelle ihn auf und ging an ihm vorbei. “Die meisten Gäste legen Wert darauf, im Badezimmer ungestört zu bleiben.”
“Ames?”
Sie blickte zu ihm auf. “Was denn?”
“Du bist kein Gast in diesem Haus, du lebst, wie du dich vielleicht erinnerst, jetzt hier.”
“Ein Grund mehr, das Schloss auszutauschen, Lafleur!”
Darauf erwiderte er nichts.
Joelle sammelte ihre Siebensachen ein und marschierte durch die Diele in ihr Zimmer. Dort zog sie das Nachthemd an.
Jemand klopfte an die Tür. “Ames!”, rief Gabriel draußen energisch. “Ich komme jetzt rein.”
“Also das …” Bevor Joelle antworten konnte, war er schon da.
“Hier sind noch Decken”, sagte er und ließ sie aufs Bett fallen. “Du wirst sie brauchen, es ist sehr kalt heute Nacht.”
Dass er ständig bei ihr hereinplatzte, brauchte sie allerdings nicht!
Er fuhr sich durchs Haar und sah sie stirnrunzelnd an.
“Was ist denn?”, fragte sie, und plötzlich wurde ihr heiß. Ein Prickeln überlief sie.
Gabriel drehte sich um und ging zur Tür. Dort blieb er stehen und wandte sich noch einmal kurz Joelle zu. Er blickte ihr auf die von Spitzen verhüllten Brüste, dann verließ er das Zimmer, ohne noch etwas zu sagen.
Kurz darauf legte sie sich ins Bett und kuschelte sich in die Decken. Sie schlief ein und träumte von der Nacht mit Gabriel in Acapulco.
Als Joelle am nächsten Morgen aufwachte, war ihr ohne den geringsten Zweifel klar, dass die Zeit der Leidenschaft für sie und Gabriel für immer vorbei war. Aber an Leidenschaft liegt mir ohnehin nichts, redete sie sich ein.
7. KAPITEL
N achdem Joelle den obligaten Anfall von Morgenübelkeit überstanden hatte, zog sie Jeans und einen weißen Pullover an und ging nach unten. Wie erwartet fand sie Sadie eifrig werkelnd in der Küche.
“Guten Morgen”, begrüßte Joelle die Ältere.
Sadie wandte sich ihr zu und lächelte. “Schön, dass Sie wach sind und bereit für die erste Lektion.”
Joelle runzelte die Stirn und schob die Hände in die hinteren Jeanstaschen. “Die erste Lektion?”
“Richtig!” Sadie nickte bekräftigend. “Im Kochen.” Plötzlich sah sie ernst aus. “Wir hier im Süden essen nicht sehr oft Thunfischsalat.”
“Ach so!” Joelle fiel das Gespräch vom Vorabend wieder ein. “Aber ich dachte … das heißt, Gabriel hat behauptet …”
“Dass ich hier fürs Kochen zuständig bin”, beendete Sadie den Satz. “Das stimmt auch. Sie müssen trotzdem Kochen lernen, für alle Fälle. Niemand kann sagen, wann der liebe Gott Big Sadie zu sich ruft. Außerdem: Wenn Sie erst mal wissen, wie man auf so einer Farm wirtschaftet, werden Sie das Leben hier genauso lieben lernen wie Gabriel und ich, und dann wird es Ihnen schwerfallen, wieder wegzuwollen und nach Kalifornien zurückzugehen.”
“Das steckt also dahinter”, meinte Joelle vielsagend. “Wenn ich kochen kann, ändert das aber
Weitere Kostenlose Bücher