Hochzeitsnacht in Acapulco
Nacht”, sagte sie und hielt unwillkürlich den Atem an.
Gabriel nickte. “Schlaf gut!” Er ging hinaus.
Sofort schloss sie die Tür und lehnte sich erleichtert seufzend dagegen.
Dann ging sie zu ihrem Gepäck und beschloss, vorerst nur das Nötigste aus dem Koffer zu nehmen: ein Nachthemd, den Bademantel und was sie zum Duschen und Zähneputzen brauchte.
Sie verließ ihr Zimmer und versuchte möglichst leise zum Bad zu gehen, aber wie so häufig in alten Häusern knarrten die Bodendielen bei jedem Schritt. Joelle schnitt ein Gesicht. Als sie nur noch einen Meter vom Bad entfernt war, wurde die Tür von Gabriels Zimmer geöffnet, und er kam in die Diele. Er trug eine blau gestreifte Pyjamahose und ein weißes T-Shirt, seine Füße waren nackt.
Wie gelähmt blieb Joelle stehen. “Willst du auch ins Bad?”
“Nein”, antwortete er und musterte die Sachen, die sie in der Hand hielt. Das Nachthemd war zuoberst, ein kurzes hellrosa Seidenhemd mit einem Oberteil aus Spitze. Da sie jetzt schwanger war, würde sie es nicht mehr lange tragen können.
Und heute Nacht werde ich darin vermutlich unglaublich frieren, aber das ist mir egal, dachte sie.
Gabriel wandte den Blick nicht von dem Hemd. “Willst du das heute Nacht anziehen?”
Sie presste die Sachen an sich. “Ja, eigentlich hatte ich das vor.”
“Dann bringe ich dir besser noch ein, zwei Decken”, meinte er und sah ihr in die Augen, wobei ihr ganz warm wurde. “Ich habe zwar eine Zentralheizung einbauen lassen, aber diese alten Häuser können ganz schön zugig sein. Vor allem nachts.” Er lächelte jungenhaft. “In dem Ding da wirst du dir den … Arm abfrieren.
“Ich hoffe nicht.” Joelle errötete, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.
Gabriel deutete mit dem Kopf zum Bad. “Geh du jetzt duschen, ich besorge dir die Decken.”
Schweigend ging Joelle ins Bad und schloss die Tür, die sich nicht zusperren ließ, da das Schloss kaputt war. So viel zur Wahrung der Privatsphäre, dachte sie und versuchte es noch mal, nur für den Fall, dass sie aus lauter Nervosität den Schlüssel nicht richtig herumgedreht hatte. Das Schloss war und blieb jedoch kaputt. Verdammtes Ding!
Natürlich musste sie sich nicht einschließen, denn nur sie und Gabriel benutzten das Bad im oberen Stockwerk, und Gabriel wusste ja, dass sie jetzt hier drin war. Er würde sich nicht ins Bad trauen. Morgen würde sie ihm aber sagen, er müsse ein neues Schloss anbringen.
Joelle drehte die Wasserhähne an der Dusche auf, dann öffnete sie einen Schrank, in dem sie den Wäschevorrat vermutete. Tatsächlich fand sie säuberlich gefaltete Stapel Handtücher, Betttücher, Kissenbezüge und Decken. Auf dem untersten Brett standen Zahnpasta, Seife und Deos, die sie aber nicht brauchte, da sie ihre eigenen Kosmetiksachen mitgebracht hatte. Sie hatte alles aus dem Apartment in San Diego mitgenommen, was sie benötigte. Die Wohnung war abgesperrt. Die Möbel und andere Habseligkeiten hatte sie eingelagert, bis sie wissen würde, was sie damit anfangen wollte.
Die sogenannte Dusche war eine fest montierte Brause über einer alten Wanne mit Klauenfüßen, der Duschvorhang war an einer zerbrechlich aussehenden Stange befestigt. Wäre sie in Eile gewesen, hätte Joelle sich wegen der geringen Stabilität der Konstruktion Sorgen gemacht. Da sie aber keinerlei Zeitdruck ausgesetzt war, kletterte sie vorsichtig in die Wanne und zog behutsam den Vorhang zu, wobei sie darauf achtete, dass er sich nicht verhakte. Sie wollte auf keinen Fall Gabriels Dusche gleich beim ersten Benutzen ruinieren.
Als Joelle ein leises Klopfen hörte, glaubte sie, es seien nur die Rohre in der Wand. Sie ließ sich das heiße Wasser über den Nacken fließen und gratulierte sich zu dem Entschluss, noch zu duschen, denn es entspannte sie und würde ihr helfen, rasch einzuschlafen.
Plötzlich vernahm sie ein leises Knarren, so als würde eine Tür geöffnet, aber auch das alarmierte sie nicht. Sie shampoonierte sich das Haar und summte leise vor sich hin, um sich von dem Gedanken abzulenken, wo Gabriel jetzt sein mochte.
Obwohl sie völliges Vertrauen in sein Anstandsgefühl setzte, hatte sie nicht vergessen, dass sich das Bad nicht abschließen ließ.
Und dann hörte sie, wie sich jemand räusperte.
“Joelle … ich bin’s nur”, sagte Gabriel.
Dass es “nur” er war, genügte, um sie in Panik zu versetzen. Der durchsichtige Plastikvorhang erlaubte eine ungehinderte Sicht auf sie im Evakostüm!
Weitere Kostenlose Bücher