Hochzeitsnacht in Acapulco
tief durch, und plötzlich änderte sich ihr Verhalten völlig. Begeistert sah sie Joelle an. “Sie bekommen Gabriels Baby?”, fragte sie ehrfürchtig.
Joelle konnte in diesem Moment nicht sprechen, deshalb nickte sie nur.
“So etwas! Das ist ja mal was”, meinte die Haushälterin. “Gabriel bekommt endlich einen Erben.”
“Er hat mir schon gesagt, dass Sie darüber ganz begeistert sein würden”, berichtete Joelle.
“Das bin ich wirklich”, bestätigte Sadie und wischte sich die Hände an der Schürze ab. “Ich hab keine Kinder, da wird Gabriels Baby für mich wie ein Enkel sein und mich zu einer Art Großmutter machen.”
Joelle lächelte zaghaft. “Wie schön, dass Sie sich so freuen! Ich möchte Ihnen eins ganz offen gestehen: Gabriel und ich haben die Schwangerschaft nicht geplant. Eigentlich wollten wir nach dem Urlaub in Acapulco jeder unserer Wege gehen.”
“Tatsache?” Sadie wirkte nicht sonderlich erschüttert. “Dann hat der liebe Gott vermutlich andere Pläne mit euch gehabt.”
Dazu fiel Joelle keine Antwort ein. Gottes Wege waren, wie es in der Bibel hieß, unerforschlich, aber menschliche Fehlentscheidungen fielen doch bestimmt nicht unter den Begriff ‘göttliche Vorsehung’! Über theologische Fragen wollte sie aber mit der Haushälterin jetzt nicht diskutieren.
“Jedenfalls haben Gabriel und ich das Abkommen getroffen, dem Baby zuliebe zusammenzubleiben. Trotzdem wollen wir jeder so weit wie möglich unser eigenes Leben führen.”
Die Haushälterin zog die Brauen hoch. “Wirklich? Da muss ich euch beiden sagen – und ich bin ziemlich lebenserfahren, denn mich gibt’s schon ganz schön lang –, dass so eine Ehe niemals funktionieren kann.”
Verlegen stimmte Joelle ihr im Stillen zu und hoffte, dass sie dabei nicht errötete.
Sadie sah sie flüchtig an. “Da hat es wohl auch gar keinen Sinn, Sie zu fragen, ob Sie Gabriel lieben.”
Joelle schüttelte den Kopf. “Liebe kommt bei dem Arrangement gar nicht ins Spiel. Gabriel und ich fühlen uns lediglich für das Wohl unseres Kindes verantwortlich.”
“Ach ja?” Sadie lächelte breit.
Joelle nickte. “Ja, wirklich”, bekräftigte sie und straffte sich. Diesen Punkt musste sie ein für alle Mal klarstellen. Weder Sadie – noch sonst jemand – sollte glauben, sie sei aus irgendeinem anderen Grund hier als aus dem, das Wohlergehen des Babys zu sichern. Es war für sie äußerst wichtig, jeden wissen zu lassen, dass sie keine schwache, anlehnungsbedürftige Frau war. Eins war ihr überdeutlich bewusst: Wenn sie sich jemals in Gabriel verlieben sollte, würde er ihre Gefühle bestimmt nicht erwidern.
Unvermittelt kam Sadie näher zu Joelle. “Hören Sie, meine Liebe, wenn ich Sie mögen soll – und ich glaube, eigentlich tu ich’s schon –, dann müssen wir beide uns zusammenraufen.”
“Sie … Sie mögen mich?”, fragte Joelle, überwältigt von der unerwarteten Enthüllung.
“Ja, sicher”, bestätigte Sadie rundheraus und lächelte verhalten. “Dass Ihnen das aber nicht gleich zu Kopf steigt! Und sagen Sie’s niemand! Die Leute hier halten mich für ein bärbeißiges altes Mädchen, und das passt mir ausgezeichnet in den Kram.”
“So sind Sie aber nicht wirklich, oder?”, meinte Joelle ernsthaft, während ihr warm ums Herz wurde. Gabriels schroffe alte Haushälterin mochte sie! Plötzlich sah ihre Zukunft auf der Farm gleich viel rosiger aus.
“Wo Gabriel nur bleibt?”, meinte Sadie unvermittelt, und es klang, als wüsste sie die Antwort. “Es hat doch keinen Sinn, dass er sich vor mir zu verstecken versucht. Der Junge muss mir einiges erklären!”
“Hier bin ich schon”, sagte Gabriel und kam so unbefangen in die Küche, als wäre alles im gewohnten Lot. Als wäre er nicht eben mit einer Frau nach Hause gekommen, die er kaum kannte, und hätte verkündet, sie würden demnächst heiraten. “Entschuldige, wenn es etwas länger gedauert hat. Ich musste noch dringend telefonieren.”
Joelle klopfte das Herz plötzlich bis zum Hals. Sie hatte nicht einmal flüchtig daran gedacht, Gabriel zu fragen, ob er eine Freundin habe. Unter den gegebenen Umständen hätte er es ihr aber doch bestimmt gesagt, wenn eine Frau hier in Louisiana auf ihn warten würde!
“Ich habe Blaine angerufen”, erklärte Gabriel, an seine Haushälterin gewandt. “Um mich zu versichern, ob er alles vorbereitet hat, damit wir gleich morgen in aller Frühe mit dem Pflanzen beginnen können.”
“Das hat er”,
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