Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
nicht leer aus!«
»Stimmt. Fanny werde ich behalten!«, sagte ich und verschränkte entschlossen die Arme vor meiner Brust.
»Ich hatte nie vor, das Erbe anzunehmen«, sagte er plötzlich sehr ernst.
Hatte er gerade gesagt, dass er das Erbe nie angenommen hätte?
»Bin ich jetzt im falschen Film oder wie?« Ich verstand überhaupt nichts mehr. »Du hast jeden Mann verprellt, den ich heiraten wollte!«
»Ja. Weil ich nicht wollte, dass du nur wegen des Erbes irgendeinen dahergelaufenen Typen heiratest.«
»Weil du nicht wolltest, dass ich das Erbe bekomme.«
»Ich hätte es dir am Ende sowieso überlassen.« Er lächelte bei diesen Worten.
»Was?« War das Max, der da vor mir stand? Oder hatte ein Alien von ihm Besitz ergriffen?
»Ich fand die Bedingungen im Testament von Anfang an einfach nur gemein.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Aber warum hast du dich dann nicht auf meinen Deal eingelassen, dass wir uns das Erbe teilen?«, fragte ich fassungslos.
»Ach komm. So einfach wollte ich es dir auch nicht machen. Es hat mich interessiert, wie du dich schlagen würdest. Außerdem wärst du nicht drei Monate auf dem Hof geblieben, wenn wir das gleich geklärt hätten.«
»Aber du wolltest sogar Stefan die Hochzeit ausreden!«
»Das wäre nicht nötig gewesen, ich hätte es dir einen Tag vor der Hochzeit gesagt. Denkst du wirklich, ich hätte dich einfach so einen Mann heiraten lassen, den du nicht liebst? Ich hab mir allerdings schon Sorgen gemacht, dass du mittendrin heiraten würdest, ohne dass ich es rechtzeitig verhindern könnte. Zugetraut hätte ich es dir!«
Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihm an die Gurgel zu gehen, und dem Drang wahlweise laut loszulachen oder zu heulen. Er hatte mich die ganze Zeit nur ärgern wollen! Ich wollte am liebsten gar nicht mehr darüber nachdenken, was ich alles getan hatte, um das Erbe zu bekommen. Und jetzt bekäme ich es einfach so – und ich konnte es nicht mehr annehmen. So verrückt war die Welt. Oder war ich es?
»Hanna?«
»Ja?«
»Warum wolltest du auf das Erbe verzichten?«
Jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen. Und es fiel mir unendlich schwer, dieses Geheimnis zu lüften, von dem so lange Zeit nur ganz wenige Menschen gewusst hatten. Und das ich selbst erst seit wenigen Stunden kannte.
»Es gibt einen Grund, warum Berta mich nie mochte … Das Erbe steht nur dir alleine zu. Ich kann es nicht annehmen. Mein Vater … also Lorenz, war nicht mein richtiger Vater.«
Er schaute mich an, und ich sah in seinen Augen, dass diese Nachricht für ihn keine Überraschung war. Und das war eine weitere Überraschung für mich.
»Du hast es gewusst?«, fragte ich ihn fast tonlos.
Er zögerte kurz und nickte dann.
»Seit wann?«
»Hanna, hör mir zu … Ich muss dir da etwas erklären.«
»Wie lange weißt du es schon?«
»Es … es war an deinem zwölften Geburtstag. Ich hatte zufällig einen Streit zwischen Oma und Onkel Lorenz mitbekommen.«
Das konnte jetzt nicht wahr sein, oder?
»Du weißt es schon so lange und hast es mir nie gesagt? Du warst damals mein allerbester Freund!«, rief ich empört. Dass meine Mutter es mir nicht gesagt hatte, tat schon weh genug, aber dass Max es mir verschwiegen hatte, konnte ich ihm nicht verzeihen.
»Ich wollte es dir sagen, aber ich wusste nicht, wie … und dann …«
»Wer weiß es noch?«, unterbrach ich ihn.
»Ich habe es niemandem erzählt. Wirklich! Ich bin froh, dass du es jetzt weißt. Es gibt viel, über das wir reden müssen, Hanna.«
Ich wich zurück. »Wir müssen gar nichts. Ich fahre nach Hause und packe. Und dann verschwinde ich von hier.«
»Nein, das wirst du nicht …«
»Und ob. Ich habe genug von Menschen, die mir etwas vormachen. Mein ganzes Leben lang haben mich alle nur belogen!«
»Hanna, bitte! Es gibt noch so viel zu klären …« Er versuchte mich festzuhalten.
»Lass mich! Und wage es nicht, wieder irgendwie rumzutricksen!«
Ich drehte ihm den Rücken zu und ging aus der Scheune. Keine Sekunde zu früh, denn so konnte er die Tränen nicht sehen, die jetzt ungehindert über meine Wangen kullerten.
Kapitel 46
Ich packte den Wagen so voll, dass hinten nur noch wenig Platz für Fanny blieb. Trotzdem passte nicht alles hinein, was ich mit nach München nehmen wollte. Ich würde zweimal fahren müssen. Inzwischen war es dunkel geworden. Da ich keine Kraft hatte, heute noch irgendwem etwas zu erklären, würde ich Willy später eine SMS schicken, dass ich
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