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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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er wollte unbedingt Germanistik und Philosophie studieren und Schriftsteller werden«, sie lächelte wehmütig bei diesen Worten.
    »›Minni, du wirst sehen, ich werde mal ein ganz Großer‹, hat er immer gesagt, und ich war mir sicher, dass er das wirklich werden würde. Er war so voller Energie, dass … Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber mein Leben wurde durch ihn bunter, die Musik melodischer, und sogar das Essen schmeckte besser … Alles wurde intensiver und schöner durch ihn … Nach dem Abi wollten wir zuerst durch die Welt reisen und dann gemeinsam nach München gehen und dort studieren.«
    Sie unterbrach ihre Geschichte, erhob sich und ging auf und ab.
    »Und dann wurdest du schwanger«, sagte ich leise.
    Sie nickte. »Ich war so glücklich und erzählte es ihm sofort … Ich dachte, er würde sich ebenso freuen wie ich. Aber er schaute mich nur an und … und schüttelte den Kopf … ›Was ist mit unseren Reisen? Unseren Träumen?‹, fragte er. Ich versuchte ihm zu erklären, dass wir das auch noch später machen könnten, aber ich hatte nicht bedacht, wie wichtig ihm seine Freiheit war … Er küsste mich noch nicht einmal, als er an diesem Abend ging. Und danach hörte ich nichts mehr von ihm.«
    Es fiel ihr schwer, die Fassung nicht zu verlieren.
    »Aber hast du denn nicht nach ihm gesucht?«, fragte ich ziemlich aufgewühlt.
    »Nein. Ich dachte wirklich, dass er in ein anderes Land gegangen war, um dort seine Träume zu verwirklich. Ohne dass er mich mit dir als Klotz am Bein hatte. Auch seine Eltern dachten das anfangs. Später habe ich den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Sie wissen nichts von dir.«
    »Warum?«
    Sie lächelte traurig. »Ich war so verletzt, dass er einfach gegangen war. So unendlich verletzt und wütend, dass er mich im Stich gelassen hatte. Er, meine große Liebe!«
    Ich sah ihr an, wie furchtbar schwer es ihr fiel, das zu sagen. Sie brauchte einige Sekunden, bis sie weitererzählen konnte.
    »Der einzige Mensch, dem ich mich anvertrauen konnte, war Lorenz. Wir waren immer schon gute Freunde gewesen, und ich wusste, dass ich mich auf sein Schweigen verlassen konnte. Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, gestand er mir, dass er mich schon seit langem liebte, und machte mir einen Vorschlag: Er würde sich als dein Vater ausgeben und mich heiraten.«
    »Aber warum hast du dich darauf eingelassen? Du hast ihn doch nicht geliebt, oder?« Es tat mir weh, diese Frage zu stellen.
    »Es war keine Liebe, aber ich mochte ihn sehr. Er wusste das und nahm es als Preis in Kauf. Und als ich sah, wie liebevoll er sich um dich kümmerte, wurde aus meiner Zuneigung eine Form von Liebe. Ich schätzte ihn sehr.«
    Jetzt wurde mir schlagartig vieles klar. »Oma wusste es, nicht wahr?«
    Mutter nickte. »Ja. Lorenz hatte es ihr als Einziger gesagt. Es war ein großer Fehler, und er bereute es hinterher sehr. Sie wollte unbedingt verhindern, dass wir heiraten. Erst als Lorenz ihr drohte, den Hof zu verlassen, riss sie sich zusammen.«
    Erschöpft ließ Mutter sich in einen Sessel fallen. Es gab noch so viele Fragen, auf die ich eine Antwort suchte. Aber jetzt musste ich ihr erst ein wenig Ruhe gönnen. Ich stand auf. Doch eines musste ich jetzt noch wissen.
    »Hättest du es mir jemals gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich musste es Lorenz versprechen.«
    Sie sagte es so bestimmt, dass kein Zweifel blieb, auch wenn ich mir eine andere Antwort gewünscht hätte.
    »Kann ich dich alleine lassen?«, fragte ich, weil ich mir Sorgen um sie machte.
    »Ja. Ich brauche jetzt ein wenig Zeit für mich … Hanna, nimm die Kette. Mehr brauche ich dir nicht zu sagen, denn du hast den Brief gelesen.«
    Ich griff nach dem Schmuckstück und umschloss es vorsichtig mit meiner Hand. Dann ging ich zu meiner Mutter, kniete mich neben den Sessel und umarmte sie lange.

Kapitel 45
    Ich hatte es eilig, den Brunnenwirt zu verlassen. Stefan folgte mir und hielt mich auf.
    »Hanna. Warte doch …«
    Eben hatte ich ihm mitgeteilt, dass unsere Hochzeit nicht stattfinden würde, ohne ihm dafür einen Grund zu nennen.
    »Bitte, Stefan, ich kann es dir jetzt nicht erklären …«, sagte ich erschöpft.
    »Musst du auch nicht … Aber du sollst eines wissen. Ich würde dich auch ohne dieses Erbe heiraten.«
    Seine ohnehin schon geröteten Wangen wurden bei diesen Worten dunkelrot.
    Ich versuchte zu lächeln. »Danke, Stefan …«
    Ich ging zum Parkplatz und stieg ins Auto. Fanny hatte ich vorher schon nach Hause

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