Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Mike freute sich sehr, mich zu sehen, und drückte mich fest an sich.
»Endlich sehe ich dich hier mal wieder nach Sunset«, meinte er lächelnd.
»Ja. Ich darf die Nacht wieder verbringen, wo immer ich will.«
»Du siehst toll aus. Das Kleid steht dir!«
»Danke.« Ich trug das graue Kleid, das ich mir für die Hochzeit mit Stefan gekauft hatte. Es hatte einen gewissen Symbolcharakter, deswegen hatte ich es für diese Begegnung ausgesucht.
»Und wer ist der Glückliche, mit dem du dich heute triffst?«
»Alex!« Ich lächelte.
»Echt? Dann hat sich inzwischen doch noch alles geklärt?«, fragte er amüsiert.
»Ja. Es hat sich geklärt.«
»Ich versuche immer noch herauszufinden, woher ich ihn kenne. Es macht mich ganz verrückt, dass mir das nicht einfällt.«
In dieser Frage konnte ich meinen Freund endlich erlösen. »Vielleicht hast du ihn ja schon mal in Begleitung seiner Schwester gesehen? Betty Zabel, die jetzige Bettina Cornelius.«
»Mensch! Na klar! Alex Zabel ist das! Er hat diese große Werbeagentur. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin!«
»Bei den vielen Gesichtern, die du täglich siehst, ist das doch kein Wunder.«
In diesem Moment kam der Mann ins Lokal, über den wir uns gerade unterhielten. Er sah wirklich verdammt gut aus in seiner lässigen Jeans und dem schwarzen T-Shirt. Nicht wenige Frauen starrten ihn ungeniert an.
»Viel Glück, Darling!«, flüsterte Mike mir zu und kümmerte sich dann wieder um die anderen Gäste. Ja, Glück konnte ich gebrauchen.
»Hanna!« Alex lächelte mich an und gab mir zur Begrüßung links und rechts einen Kuss auf die Wange.
Als ich den Duft seines Rasierwassers einatmete, wurde ich schlagartig an die Nacht beim Brunnenwirt erinnert. Ich schluckte.
»Schön, dass du da bist«, sagte ich, und wir blickten uns an.
Er lächelte, und plötzlich beugte er seinen Kopf und gab mir einen kurzen, aber intensiven Kuss auf den Mund. Ich löste mich von ihm und schaute etwas verlegen zur Seite. Der Kuss war schön gewesen – aber mehr nicht. Er hatte keine Achterbahnfahrt mehr in Gang gesetzt.
»Nehmen wir den Tisch da hinten?«, fragte er und deutete auf einen der wenigen freien Tische.
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Bleiben wir lieber hier stehen.«
»Wie du möchtest … Ich bestelle uns gleich einmal …«
»Nein«, unterbrach ich ihn. »Ich möchte nichts. Danke.«
Jetzt schaute er mich verwundert an.
»Nicht?«
»Alex, ich bin froh, dass du heute gekommen bist, aber …«
»Hm. Ich weiß nicht, ob der Anfang dieses Gespräches mir wirklich gefällt«, unterbrach er mich und schaute mich fragend an.
Ich versuchte zu lächeln. Vermutlich würde ihm der Mittelteil und das Ende des Gespräches noch weniger gefallen. Vielleicht sollte ich mich einfach so kurz wie möglich fassen und gar nicht lange um den heißen Brei herum reden.
»Alex. Mir ist heute etwas klar geworden. Das mit uns beiden … kann nichts werden.«
»Weil?«
»Ich weiß, es gab viele Missverständnisse auf beiden Seiten, und wir hätten beide reden müssen.«
»Allerdings.«
»Aber wenn wir uns nicht zufällig in diesem Fitness-Studio begegnet wären, hätte ich dich womöglich nie wiedergesehen. Du hättest es zugelassen, dass ich heirate. Egal ob nun für kurz oder für immer … Irgendwie zeigt mir das, dass ich dir nicht wirklich so viel bedeuten kann. Und das ist für mich keine gute Basis für eine glückliche Beziehung.«
»Du weißt doch, dass ich dachte …«
Ich fiel ihm ins Wort. »Wenn ich dir wirklich wichtig gewesen wäre, hättest du die Karten auf den Tisch gelegt und mir gesagt, wer du bist. Und wir hätten darüber reden können.«
»Aber du hast mir doch auch nicht gesagt, dass du Bea bist«, warf er ein.
»Ich dachte, du bist ein Landwirt, der einfach nur auf der Suche nach einer Frau ist. Wie hätte ich ahnen können, dass mein Beruf für dich eine Rolle spielte?«
»Ich wollte ja mit dir reden, aber dann habe ich dich in dieser Hängematte gesehen mit …« Er blickte zu Mike an der Bar »… ihm.«
»Wenn man jemanden wirklich liebt, dann versucht man, ihn von der Hochzeit mit jemand anderem abzuhalten. Findest du nicht?«
Er überlegte einige Sekunden. »Vielleicht hast du recht, Hanna«, gab er schließlich zu.
Wir schauten uns an, und ich verspürte einen winzigen Hauch von Wehmut. Ich war wirklich in ihn verliebt gewesen. Aber für das, was ich mir wünschte von einer Liebe, war es zu wenig. Womöglich war ich auch deshalb so
Weitere Kostenlose Bücher