Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
er.
Ich nickte.
»Na klar. Das krieg ich schon hin.«
»Gut, denn ich muss da unbedingt etwas mit meiner Frau klären.«
Ein paar Minuten später verließ ich ihn und ging zu meinem Wagen. In diesem Moment fuhr ein Auto in den Hof. Das Auto meiner Mutter. Und neben ihr auf dem Beifahrersitz saß meine kleine Schwester Pauline.
Oh nein! Ich musste doch jetzt unbedingt zu Max! Am liebsten wäre ich einfach in den Wagen gesprungen und losgefahren. Doch ich konnte sie jetzt nicht hier stehen lassen.
»Wo ist denn Fanny?«, fragte Pauline statt einer Begrüßung, und ich schickte sie ins Haus.
»Mama. Was machst du denn hier?«
»Hanna. Ich muss unbedingt mit dir reden.« Sie schaute mich kritisch von oben bis unten an.
»Was willst du denn in diesem engen Kleid? Das sieht ja schrecklich aus.«
»Das erkläre ich dir später. Können wir nicht heute Abend reden?«
Sie schüttelte den Kopf und griff nach meiner Hand.
»Es tut mir alles so leid, Hanna. Wir hätten es dir von Anfang an sagen müssen.«
»Ja. Das wäre sicherlich besser gewesen.«
»Ich muss zu Wolfgangs Mutter fahren und ihr Bescheid geben, was passiert ist. Bitte komm mit mir mit. Ich brauche dich zur Unterstützung.«
Sie schaute mich mit einem flehenden Blick an. Ich kannte diesen Blick in abgeschwächter Form. Damit hatte sie mich als Kind immer dazu gebracht, Oma aus dem Weg zu gehen und besonders brav zu sein. Inzwischen war mir klar geworden, dass meine Mutter damals alles versucht hatte, damit ich für Oma so unsichtbar wie möglich war.
»Mama. Ich werde ganz bestimmt bald zu Wolfgangs Mutter fahren.« Zu meiner richtigen Oma. Ich schluckte. »Aber nicht heute. Das ist ganz allein deine Aufgabe. Dein Geheimnis hat mir und einigen anderen Menschen das Leben nicht gerade einfach gemacht. Heute möchte ich das in Ordnung bringen. Ich denke, ich habe ein Recht dazu.«
Sie schaute mich betroffen an. Doch dann lächelte sie plötzlich.
»Ja. Du hast recht. Wenn du etwas in Ordnung bringen kannst, dann tu es.«
»Du schaffst das auch alleine«, ermutigte ich sie und umarmte sie.
Dann ging ich zum Wagen und stieg ein.
»Und du willst es dir wirklich nicht anders überlegen und dich vielleicht doch noch umziehen?« Mama konnte es einfach nicht lassen.
»Nein«, antwortete ich, obwohl ich Angst hatte, dass die Nähte beim Sitzen gleich aufplatzen würden.
»Wie du meinst.« Auch sie stieg in ihr Auto.
Ich schloss die Fahrertür und drehte den Zündschlüssel um. Das Auto gab keinen Mucks von sich.
»Himmel nochmal!«, rief ich und schlug mit der Hand auf den Lenker. Hatte sich denn heute alles gegen mich verschworen? Ich probierte es nochmal. Nichts. Wütend stieg ich aus. Mutter war inzwischen vom Hof gefahren. Was sollte ich denn jetzt machen? Für einen Spaziergang war die Strecke bis zu den Gurkenfeldern ein bisserl zu weit. Außerdem hatte ich es jetzt wirklich eilig.
Plötzlich kam mir eine Idee.
Kapitel 51
Ich saß auf dem kleinen alten Traktor und fuhr den Feldweg entlang. Es war ein herrlicher Tag heute. Die Sonne schien von einem fast wolkenlosen blauen Himmel. Links und rechts am Weg blühten blaue Kornblumen und roter und rosafarbener Klatschmohn. Was war das für eine wundervolle Gegend, in der ich leben durfte! Meine Heimat!
Endlich entdeckte ich ihn. Max stand neben seinem Wagen am Rand eines der riesigen Gurkenfelder, über den langsam ein Gurkenflieger mit Arbeitern fuhr. Ich wusste, dass es schwierig war, für diese Arbeit einheimische Helfer zu finden, deshalb kamen die meisten Erntehelfer aus Osteuropa.
Max telefonierte. Als er den Traktor hörte, drehte er sich um. Er schien völlig überrascht zu sein, als ich neben ihm anhielt.
»Hanna!«, rief er aus.
»Kannst du noch zwei Hände zum Gurkenpflücken brauchen?«, fragte ich.
Er vergaß scheinbar, dass er noch mitten in einem Gespräch war, und steckte das Handy in die Hosentasche.
»Hast du nicht gerade mit jemandem telefoniert?«
»Oh!«, rief er und holte das Handy wieder raus. »Jetzt ist er weg. Macht nichts. Das erledige ich später.«
Es amüsierte mich, dass er ein wenig fahrig wirkte. Ich versuchte, vom Traktor zu steigen, aber das war überhaupt nicht einfach in dem verdammten Kleid. Vielleicht hätte ich doch besser auf meine Mutter hören sollen.
»Kannst du mir mal helfen?«, bat ich schließlich.
»Natürlich.« Er reichte mir die Hand und half mir nach unten.
Als er mich berührte, jagte ein Stromstoß durch meinen Körper. Ich bekam
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