Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
können Sie mich hören?«
»Ja«, kam es nur wenig lauter von mir. Doch es reichte wohl aus, dass er mich verstand.
»Die Fotos sind toll! Ich glaube, das Segelboot könnte ihr gefallen. Mich hat es auf jeden Fall schon überzeugt.«
»Das freut mich.« Und ich war tatsächlich sehr, sehr froh darüber.
»Sie hören sich so heiser an. Sind Sie krank?«
»Nein, ich ähm, bin nur …«
»Ach du meine Güte!«, unterbrach er mich. »Ich habe völlig vergessen, dass es in Deutschland mitten in der Nacht ist. Das tut mir leid, Bea! Wirklich!«
»Ach. Kein Problem!«, beruhigte ich sein schlechtes Gewissen. Ich war ja froh über die gute Nachricht.
»Hören Sie, Bettina und ich werden für eine Woche nicht erreichbar sein. Wir machen eine Flussfahrt auf dem Rio Negro.«
»Gut. Aber nicht verplappern. Nicht dass es Bettina am Ende doch noch rausfindet.«
»Ich bitte Sie! Natürlich nicht … Aber das Handy wird dort keinen Empfang haben.«
»Ich verstehe …«
»Warten Sie. Ich gebe Ihnen eine andere Nummer. Haben Sie etwas zum schreiben?«
»Äh ja …« Ich kramte rasch in meiner Tasche nach einem Stift. Da ich keinen Zettel dabei hatte, schrieb ich seinen Namen auf ein Papiertaschentuch und begann, die Nummer zu notieren. Bevor ich fertig war, brach die Verbindung jedoch plötzlich ab. Dabei wollte ich ihn ja noch fragen, ob der Auftrag jetzt definitiv fix war.
Ich versuchte noch ein paarmal, ihn zu erreichen, aber vergeblich. Ich warf das Taschentuch in den kleinen Abfalleimer. Eine unvollständige Telefonnummer war schließlich nutzlos.
Ein leises Geräusch erschreckte mich kurz. Doch gleich darauf wurde es wieder ruhig. Ich warf einen Blick in den Spiegel. Die zerzauste blonde Mähne, meine geschwollenen Lippen und ein Funkeln in den Augen, das es bei mir schon lange nicht mehr gegeben hatte, sagten deutlich, was ich in den letzten Stunden gemacht hatte. Ich schaute auf die Uhr auf meinem Handy. Es war kurz nach zwei. Ich sollte mich rasch wieder zu Alex legen und schlafen. Oder ihn vielleicht auf besondere Weise wecken und nicht schlafen? Ich lächelte beim Gedanken daran, wie ich ihn ganz schnell wach bekommen könnte.
Plötzlich wurde mir heiß. Allerdings nicht vor Erregung. Ich hatte vor lauter Alex völlig vergessen, dass ich bis zum Ablauf der Frist jeden Tag auf dem Hof übernachten musste! Ich hoffte nur, dass das nicht so streng ausgelegt werden würde wie bei Aschenputtel, die um Mitternacht daheim sein musste. Dabei wusste ich immer noch nicht, ob und wenn ja durch wen das eigentlich kontrolliert wurde. Trotzdem. Sicher war sicher. Ich musste mich sputen und sofort nach Hause.
Rasch schlüpfte ich in meinen Body. Das Kleid war klamm und kalt und fühlte sich am Körper schauderhaft an, aber es war mir trotzdem lieber, als mitten in der Nacht im weißen Hotel-Bademantel unterwegs zu sein.
Ich nahm meine Handtasche und die Schuhe und schlich mich zurück ins Schlafzimmer. Beim Anblick des tief schlafenden Alex lächelte ich zärtlich. Ich widerstand nur schweren Herzens der Versuchung, ihn sanft auf die Stirn zu küssen.
Vorsichtig öffnete ich die Zimmertür und wollte sie eben hinter mir schließen und zur Treppe gehen, da hörte ich von unten lautes Poltern und Gelächter. Ich schaute um die Ecke und warf einen vorsichtigen Blick nach unten. Das Brautpaar, das seine Hochzeitsnacht ebenfalls hier verbrachte, war lachend und singend auf dem Weg nach oben. Allerdings konnte der Bräutigam das nicht mehr ohne Hilfe.
Links und rechts stützten ihn zwei Männer, die ihn nun die Treppe hochzogen. »Ich mag nicht mehr weitergehen!«, lallte er laut, machte sich los und setzte sich auf die Treppe. »Ich bleib jetzt hier sitzen!«, sagte er trotzig und rülpste unüberhörbar.
»Jetzt komm schon, du Held! Deine Braut will ins Bett!« Erst jetzt erkannte ich an der Stimme, dass einer der Männer Max war.
Ich zuckte zurück. Oh nein! Ausgerechnet Max! Er durfte mich hier nicht sehen! Er würde sofort wissen, wo ich gewesen war. Und dass er das wusste, wollte ich in diesem Moment ganz und gar nicht. Auch wenn ich nicht wusste, warum ich das nicht wollte.
Ich tippelte auf schmerzenden Füßen zurück in Alex’ Zimmer, der Gott sei Dank den Schlaf der Gerechten schlief.
Was sollte ich denn jetzt nur tun? Abwarten, bis die Männer das Brautpaar abgeliefert hatten? Das konnte womöglich noch länger dauern.
Inzwischen war mir in dem nassen Kleid so kalt, dass ich zu zittern begann. Ich würde
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