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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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mir den Tod holen, wenn ich es nicht bald auszog.
    Mein Blick fiel auf die Balkontür. Ich schlich mich hinaus und zog die Tür leise hinter mir zu. Das Zimmer lag im ersten Stock. Es war zwar nicht sonderlich hoch, aber hinunterzuspringen traute ich mich trotzdem nicht. Am Ende des Balkons entdeckte ich ein hölzernes Blumengitter. Würde das funktionieren? Hoffentlich, denn eine andere Fluchtmöglichkeit gab es im Moment definitiv nicht.
    Der erste Versuch, über das Balkongeländer zu steigen scheiterte an meinem engen Kleid. So ging das nicht. Entschlossen öffnete ich mit vor Kälte zitternden Fingern die Knöpfe und zog das Kleid kurzentschlossen aus. Gleich fühlte ich mich wohler. Ich ließ es nach unten fallen und stieg in meinem Body vorsichtig über das Geländer.
    Leider war das Holzgerüst nicht annähernd so stabil, wie es aussah. Auf dem halben Weg gab eine der Sprossen unter meinem Gewicht nach, und ich krachte hinunter. Unsanft landete ich auf meinem Hinterteil. Überall an meinem Körper spürte ich Kratzer, und meine Füße schmerzten noch mehr als zuvor.
    »Hallo? Ist da jemand?«, rief vom zweiten Stock eine weibliche Stimme aus dem Fenster. Ich hielt kurz den Atem an. Gott sei Dank war es so dunkel. Aber ich musste schleunigst hier weg. Ich rappelte mich hoch, packte das Kleid und rannte los, um nicht entdeckt zu werden. Meine Füße spürte ich in diesem Moment nicht mehr.
    Mein Herz klopfte wie wild, und ich fragte mich ernsthaft, was ich hier eigentlich tat. Ich musste den Verstand verloren haben, anders konnte ich mir meine dumme Aktion kaum erklären. Dabei hätte ich doch einfach an Max vorbeimarschieren können.
    Jetzt zieh dein Kleid an, und mach, dass du nach Hause kommst!, schalt ich mich selbst. Hinter einem Kastanienbaum blieb ich stehen.
    »Hanna? Hanna Gruber?«
    Ich erschrak fast zu Tode.
    Bitte, lieber Gott, mach, dass jemand anderes hinter mir steht als ich denke. Bitte, bitte!, sandte ich ein Stoßgebet zum Himmel und hielt mir das Kleid vor meinen Körper. Doch der liebe Gott schlief wohl um diese Zeit schon. Oder war mit anderen Dingen beschäftigt. Vielleicht war er auch zu einem Späßchen aufgelegt. Auf jeden Fall erhörte er mein Gebet nicht. Ich drehte mich langsam um.
    »Herr … Herr Pfarrrrerrr …«, stotterte ich fassungslos, teils vor Schreck, teils vor Kälte. Was um Himmels willen tat der denn um diese Uhrzeit hier?
    »Geht es dir gut?«, Pfarrer Brenner sah mich besorgt, aber auch etwas neugierig an.
    Was er jetzt wohl von mir dachte? Eine Frau, die mitten in der Nacht nur mit einem sexy Body bekleidet und völlig zerzaust mit Kratzern am ganzen Körper auf der Straße unterwegs war. Das sah er bestimmt nicht alle Tage.
    »Ja. Doch. Schon. Wobei – gut ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort«, gab ich zu und grinste schief. Doch plötzlich begann ich zu weinen. Vor Schmerzen, vor Scham und weil an diesem Tag sehr viel passiert war. Zugegebenermaßen auch viel Schönes.
    Die Tränen liefen nur so über meine Wangen. Dabei hasste ich es zu heulen. Ich hatte schon so lange nicht mehr richtig geweint, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern konnte.
    Hilflos stand Pfarrer Brenner vor mir.
    »Ich muss nach Hause«, schniefte ich.
    »Aber so kannst du doch nicht gehen.«
    »Aber mein Kleid ist so nass.« Damit er mir glaubte, hielt ich es ihm entgegen. Nicht um alles in der Welt würde ich es jetzt nochmal anziehen.
    Plötzlich lächelte er. Ohne einen weiteren Kommentar schlüpfte er aus seiner Jacke und half mir hinein. Die Wärme tat mir gut, doch ich bibberte noch immer.
    »Ich bringe dich nach Hause«, sagte er und legte beruhigend einen Arm um mich.
    »Danke.« Ich schniefte erleichtert, setzte jedoch hinzu: »Ich will Sie aber nicht aufhalten.«
    »Ach weißt du, derjenige, zu dem ich gerufen wurde, kann warten. Er ist schon vor einer Stunde verstorben. Da kommt es auf ein paar Minuten mehr auch nicht an.«
    Ich schluckte. Das war wohl richtig. Und ich war froh, dass sich jemand um mich kümmerte.
    Langsam, wegen meiner zerschundenen Füße, die sich jetzt mit aller Deutlichkeit zurückmeldeten, machten wir uns auf den glücklicherweise kurzen Weg zum Hof.
    Doch wir waren nicht die einzigen Leute, die um diese Uhrzeit noch unterwegs waren.
    »Herr Pfarrer Brenner!«, rief die Altmannseder Vroni plötzlich. Ihres Zeichens die größte Ratschkattl von Halling. Mindestens genauso schlimm wie die Krösa Maja bei Michel aus Lönneberga. Sie drehte eine

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