Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
wollten wieder etwas Stimmung in die Bude bringen und rissen die überwiegend engumschlungenen Pärchen mit dem Rhythmus von Bruno Mars’ Marry You gnadenlos auseinander.
Dabei stellte sich heraus, was ich ohnehin schon wusste: Ich war keine begnadete Tänzerin vor dem Herrn. Ganz im Gegensatz zu Alex. Gleich würde ich mich sauber blamieren. Na toll!
»Hey, ganz locker bleiben, Hanna!«, ermahnte er mich plötzlich.
Ich hörte auf, krampfhaft zu versuchen, in den Rhythmus zu finden, und überließ mich ganz seiner Führung. Und oh Wunder! Es klappte tatsächlich. Er wirbelte völlig im Einklang mit mir über die Tanzfläche, als ob wir beide nie etwas anderes gemacht hätten. Und was für ein passendes Lied. »I think I wanna marry you.« Genau das wollte ich auch! Immer wieder lächelte er mir zu, und ich schmolz mehr und mehr dahin. Meine Füße würde ich morgen allerdings nicht mehr gebrauchen können.
»Wo hast du nur so gut Tanzen gelernt?«, fragte ich bewundernd.
»Beim Jungbauernverein«, antwortete er und grinste schelmisch.
Plötzlich stand jemand direkt neben mir auf der Tanzfläche. Bevor wir ausweichen konnten, rumpelte ich auch schon mit Schwung dagegen.
»Huch!«, rief ich erschrocken aus, als es plötzlich eiskalt wurde in meinem Dekolleté.
»Oh entschuldige, Hanna!« Es war Verena, die mit einem jetzt fast leeren Cocktailglas neben uns stand und mich zerknirscht anschaute.
»Was machst du denn mitten auf der Tanzfläche?«, rief ich laut, um die Musik zu übertönen. Am liebsten hätte ich noch »du blöde Kuh« an meine Frage gehängt.
Ärgerlich besah ich die Bescherung auf meinem Kleid. Milchig weißes, klebriges Zeug machte sich langsam auf den Weg nach unten – und leider nicht nur auf dem Kleid, sondern auch darunter. Ein widerliches Gefühl!
Dass es sich um Piña Colada handelte, brauchte Verena nicht zu sagen. Der Duft nach Ananas und Kokosnuss war unverkennbar.
Alex zog uns von der Tanzfläche weg, bevor wir mit weiteren Leuten zusammenstießen.
»Es tut mir leid«, entschuldigte Verena sich nochmal zerknirscht, »ich wollte eine Abkürzung zu meinem Tisch nehmen.«
Eine Abkürzung durch eine wild tanzende Menschenmenge? Ich sparte mir eine Antwort. Wie blöd bitteschön konnte man sein? Naja, von jemandem, der mit einem Mann wie Pit zusammen gewesen war, durfte man vielleicht nicht zu viel erwarten.
Mein Kleid war ruiniert und der Abend für mich gelaufen. Das würde sich auch nicht ändern, wenn ich meinem Wunsch nachgab und ihr den Hals umdrehte.
»Komm mit«, sagte Alex und schob mich hinaus.
Kapitel 24
Prustend stellte ich das Wasser ab und trocknete mich mit einem großen weißen Handtuch ab. Ich stieg vorsichtig aus der Dusche und schaute zu meinen schmerzenden Füßen hinunter. Sie waren rot und geschwollen. An den Fußballen und an den Fersen hatte ich böse Blasen. Die Bestrafung für allzu eitle Frauen? Oder die schlechte Qualität der billigen Schuhe?
Sollte ich je wieder in einen Schuh mit mehr als fünf Zentimeter Absatz steigen, dann nur in wirklich guter Qualität!
Vorsichtig drückte ich das klebrige Piña-Colada-Kleid im Waschbecken aus und hängte es auf einen Kleiderbügel. Auch meinen schönen Body hatte es natürlich erwischt. Vorsichtig wusch ich das zarte Gewebe im Waschbecken und trocknete es mit dem Föhn auf leichtester Stufe.
»Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass du heute Nacht nur in ein Badetuch gehüllt auf meinem Bett sitzen würdest«, sagte Alex wenig später.
Er grinste und schenkte aus einer angebrochenen Flasche Wein, den ich auf dem Weg nach oben von einem Tisch im Saal gemopst hatte, in zwei Wassergläser ein.
»Und ich dachte, bei dir würde so was jeden Tag vorkommen.«
Er reichte mir das Glas und setzte sich neben mich.
»Klar. Auf meinem Bauernhof wimmelt es nur so von Frauen in Badetüchern.«
»Schwerenöter!«
Ich nahm einen großen Schluck Wein. Sollte ich jetzt nervös sein oder mich freuen, dass mein Plan, die Sache zwischen uns beiden deutlich zu beschleunigen, dank Verena so unerwartet schnell aufgegangen war? Besser hätte ich es ja gar nicht inszenieren können.
Und jetzt? Sollte ich ihn küssen?
»Du bist eine ungewöhnliche Frau, Hanna«, sagte er leise knöpfte langsam sein Hemd auf. Ich schluckte.
»Ungewöhnlich?« Meine Stimme krächzte, und ich räusperte mich.
»Eigentlich bin ich gar nicht ungewöhnlich. Wirklich nicht. Ich bin eher … un-ungewöhnlich.«
Er lächelte. »Ich weiß gar
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