Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
öffnete Lisa die Dose. Andreas hielt sich vorsichtshalber die Nase zu. Doch das war völlig unnötig.
»Schau mal!«, rief sie aufgeregt. »Eine Kette, ein Taschenmesser und … ein Brief!«
Vorsichtig zog sie eine schwarz angelaufene Kette heraus, an der ein Onyx befestigt war. Ob sie aus Silber war? Andreas nahm das kleine Taschenmesser und griff nach dem zusammengefalteten Blatt Papier. Doch Lisa nahm es ihm weg.
»Nichts da!«
»Hey. Ich will doch nur mal sehen, was da drin steht.«
»Hier steht eine Adresse drauf. Das ist ein Brief. Den kannst du nicht so einfach lesen! Oder hast du noch nie was vom Briefgeheimnis gehört?«
Lisa war empört. Und Andreas verblüfft. Ausgerechnet seine neugierige Freundin wollte nicht wissen, was in dem Brief stand?
»Was willst du denn damit machen?«, fragte er.
»Was soll ich schon damit machen wollen? Wir schicken die Sachen an diese Adresse, sobald wir wieder zu Hause sind!«
»Aber da ist ja noch eine uralte Postleitzahl drauf!«
»Na und?«
Kapitel 26
In dicken Wollsocken und ausgelatschten Filzpantoffeln, die ich im Schuhschrank gefunden hatte, schleppte ich mich auf meinen schmerzenden, pflasterverklebten Füßen in den Garten. Immer darauf bedacht, dass mein Blick nicht versehentlich beim Zwetschgenbaum landete.
Pauline und Benny spielten mit Fanny. Sie warfen abwechselnd ein Stöckchen und einen Tennisball. Fanny rannte aufgeregt hinterher und brachte die Sachen schwanzwedelnd wieder zurück.
»Da bist du ja!«, rief Daniela. »Guten Morgen!«
Sie hatte bereits Frühstück gemacht und den Tisch im Garten gedeckt.
»Morgen.«
Obwohl ich noch müde war und so ziemlich jeder Zentimeter meines Körpers schmerzte, fühlte ich mich so glücklich wie schon lange nicht mehr.
»Du grinst ja wie ein Honigkuchenpferd.« Daniela schaute mich neugierig an.
»Naja …« Ich setzte mich – und das Grinsen verschwand kurzzeitig aus meinem Gesicht. Aua! Mein Popo!
»Was ist denn los mit dir? Und was hast du da überall für Kratzer?« Daniela klang jetzt besorgt.
Weil ich wusste, dass sie keine Ruhe geben würde, bis sie nicht alles haarklein erfahren hatte, erzählte ich ihr, was gestern passiert war. Zuerst den schönen Teil mit Alex.
Mit offenem Mund hörte sie mir zu.
»Du hast mit ihm geschlafen?« Sie zwirbelte an ihren Haaren.
Ich nickte glücklich.
»Der ist aber ganz schön wild!«
»Nein, die Kratzer sind nicht von ihm.« Ich kicherte. Zumindest nicht viele.
»Beruhigend.« Sie grinste.
»Es war so … so eine Wahnsinnsnacht!«
»Das ist toll! Und jetzt?« Sie war ganz aufgeregt.
»Jetzt?« Jetzt wartete ich sehnsüchtig darauf, dass er sich endlich bei mir meldete.
Noch in der Nacht war ich drauf und dran gewesen, ihm eine SMS zu schicken. Aber jedes Mal, wenn ich angefangen hatte zu schreiben, löschte ich die Worte wieder. Es wäre viel zu viel zu erklären gewesen. Das wollte ich lieber persönlich tun. Und ihm dabei in seine dunklen Augen schauen, die mich so verrückt machten.
»Hallo! Daniela an Erde!« Sie wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. »Bist du noch da?«
»Äh. Ja.« Zumindest körperlich war ich das.
»Und was wirst du jetzt tun? Er wird dich doch heiraten, oder?«
»Natürlich wird er das!«, rief ich und war mir meiner Sache völlig sicher. Er war so leidenschaftlich und trotzdem so zärtlich gewesen. Das konnte man doch nur sein, wenn man in jemanden verliebt war, oder? Außerdem hatte er sich ja schließlich auf mein Heiratsinserat gemeldet. Das Irgendwann sah ich nach den Vorkommnissen der letzten Nacht in ziemliche Nähe gerückt und ersetzte es insgeheim mit dem viel kürzeren Wort Bald .
Was machte ich mir überhaupt so viele Gedanken? Es würde alles gut gehen. Sagte mein Bauchgefühl. Und das hatte sich nur selten getäuscht. Wenn man von Simon mal absah. Aber damals war ich ja auch viel jünger gewesen.
»Und wo kommen jetzt die ganzen Kratzer her?« Daniela wollte auch noch den Rest der Geschichte wissen.
Als ich ihr von dem peinlichen Ende des Abends berichtete, konnte sie sich vor lauter Lachen kaum mehr halten.
»Deswegen schaust du heute aus, als ob dich jemand verprügelt hätte«, stellte sie fest, nachdem sie sich endlich wieder beruhigt hatte.
»Naja. Ich kann wohl von Glück sagen, dass ich mir nichts gebrochen habe.«
»Dann hättest du von deiner Unfallversicherung wenigstens Gipsgeld bekommen«, witzelte meine angestellte Freundin fröhlich.
»Ich bin zwar knapp bei Kasse, aber soo
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