Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
sträubten sich. Jemand hatte die Blumen absichtlich manipuliert! Schaudernd sah ich wieder auf meine Hände. Inzwischen sahen sie fast wieder normal aus, und auch mein Gesicht fühlte sich wieder gut an.
In meinen Augen brannten Tränen. Wer wollte mir nur etwas Böses? War es wirklich Alex? Zum ersten Mal erlaubte ich mir für einen Moment diesen Gedanken. Doch dann schüttelte ich den Kopf. Ein Mann, der im Bett so leidenschaftlich war, konnte so etwas nicht tun.
Ich stülpte eine Plastiktüte über die Blumen und trug sie hinaus. Entschlossen stopfte ich sie in die Mülltonne. Wer immer das auch war, er würde es noch bereuen! Ich würde mich von niemandem unterkriegen lassen!
Kapitel 31
Ich lag im Bett und schaute aus dem Fenster. Es regnete in Strömen, und in der Ferne war schwaches Donnergrollen zu hören. Das Wetter war so, wie ich mich fühlte und damit der richtige Auftakt für diesen Tag. Meinen Geburtstag. Den ich wohl ganz alleine verbringen würde. Willy hatte mich gestern Abend gefragt, ob es mir was ausmachen würde, wenn er die beiden Pfingstfeiertage mit dem Motorrad unterwegs war. Da er ohnehin so viel auf dem Hof arbeitete, konnte ich verstehen, dass er weg wollte. Sicher wusste er auch gar nichts von meinem Geburtstag.
Vielleicht hatte ja wenigstens Tante Luise Zeit, am Nachmittag auf eine Tasse Kaffee vorbeizukommen. Oder ich blieb heute einfach den ganzen Tag im Bett liegen. Ja. Das war ein guter Plan!
Ich drehte mich zur Seite und zog die Bettdecke über meinen Kopf. Sollten mich doch alle mal gernhaben.
Doch das schien Fanny nicht zu gefallen. Sie begann zu winseln. Ich steckte den Kopf hervor. Wenigstens irgendjemand, der mich sehen wollte. Oder einfach nur Hunger hatte?
»Ja. Ist ja schon gut, meine Süße. Ich steh ja schon auf.«
Nach einem ausgedehnten Frühstück zog ich eine Regenjacke und Gummistiefel an und machte mich mit Fanny auf den Weg zu den Weiden. Die Rinder standen in kleinen Grüppchen zusammen, und alles schien in bester Ordnung zu sein.
Ich hatte eine große Tasche voller altbackener Semmeln und einige Karotten und Äpfel dabei. Schließlich war heute mein Geburtstag. Und wenn ich sonst schon keine Gäste hatte, die ich bewirten konnte, sollten wenigstens meine vierbeinigen Freunde etwas von diesem Tag haben.
Auch für Fanny würde ich später eine besondere Leckerei zubereiten: leicht angebratene Hühnerleber. Das mochte sie ganz besonders gerne.
Nach und nach kamen meine zotteligen Lieblinge an den Zaun und fraßen mir aus der Hand. Auch der kleine Ringo kam angelaufen. Doch ich wusste nicht so recht, ob er das mitgebrachte Futter schon essen durfte. Vorsichtshalber gab ich ihm und den anderen beiden Kälbern, die nur wenig älter waren als er, nichts davon. Ich musste mich unbedingt für die Zukunft ein bisserl schlauer machen.
Die Zukunft. Nie schien sie mir ungewisser zu sein als in diesem Moment. Wie würde sie in vier Wochen aussehen? Würde ich verheiratet sein? Hier auf dem Hof leben? Oder irgendwo auf dem Land in Oberbayern? Oder wäre ich wieder allein in meiner kleinen Wohnung in München?
In den letzten Jahren hatte ich so viel mit dem Aufbau meines Geschäftes zu tun gehabt, dass ich mir über meine persönliche Zukunft kaum Gedanken gemacht hatte. Langfristige Pläne hatte ich nicht.
Jetzt aber hing so viel von den Geschehnissen im nächsten Monat ab.
Ich gab Zeus den letzten Apfel und machte mich dann mit Fanny auf den Rückweg. Inzwischen hatte sich das Frühlingsgewitter verzogen, und durch die Wolken konnte man an einigen Stellen den blauen Himmel sehen. Die Luft roch erdig würzig, und es war so warm geworden, dass ich die Jacke auszog.
»Alles Gute zum Geburtstag, meine liebe Hanna«, gratulierte Tante Luise mir am Telefon. »Es tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde, aber ich war den ganzen Tag so beschäftigt.«
»Macht doch nichts«, sagte ich tapfer. Inzwischen war es Abend geworden und meine Stimmung auf einem Tiefstand angekommen. Einzig meine Mutter und Pauline hatten sich von unterwegs aus gemeldet und mir gratuliert. Sonst schienen mich alle vergessen zu haben. Sogar Daniela! Es musste ihr wirklich sehr schlecht gehen, wenn sie noch nicht einmal anrufen konnte.
»Ich habe einen Kuchen für dich gebacken. Wenn du magst, kannst du ihn dir abholen. Leider kann ich gerade nicht weg hier …«
Toll. Jetzt musste ich mir sogar das einzige Geschenk, das ich bekommen würde, selbst abholen. Am liebsten hätte ich
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