Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
aufgelegt. Aber das tat ich natürlich nicht.
»Na gut. Wenn ich später nochmal mit Fanny eine Runde drehe, komm ich vorbei.«
»Später bin ich leider nicht mehr daheim. Kannst du nicht gleich kommen?«
»Na klar. Ganz wie du möchtest.« Gut, dass wir nicht per Videotelefon miteinander sprachen. Sonst wäre Tante Luise bei meinem grimmigen Anblick wohl die Lust vergangen, mir gleich zu begegnen. Klar war mein Geburtstag nicht so wichtig, aber es hätte mich doch gefreut, wenn ich ihn nicht ganz alleine hätte verbringen müssen.
»Tante Luise?« Ich klopfte am Küchenfenster. Aber sie antwortete nicht. Die Haustür war abgesperrt. Hatte sie nicht einmal zehn Minuten warten können?
Ärgerlich drehte ich mich um, um mich mit Fanny auf den Rückweg zu machen. Doch Fanny wollte nicht mit.
»Jetzt komm. Wir gehen heim!« Ich zog an der Leine. »Los!«
Schließlich setzte sie sich doch in Bewegung.
»Was willst du denn hier?«, fragte Max verwundert, der gerade aus der Scheune kam.
»Von dir nichts«, patzte ich zurück. Max wusste ganz genau, dass ich heute Geburtstag hatte, weil dieser Tag auf ein besonderes Datum fiel. Genau wie bei ihm. Ich hatte am 6. 6. und er am 8. 8. Geburtstag. Das konnte man einfach nicht vergessen. Er war früher immer auf meinen Kinderpartys gewesen. Damals. Als Papa noch gelebt hatte. Papa hatte sich an meinem Geburtstag immer arbeitsfrei genommen und eine Riesenparty organisiert. Es hatte immer eine besondere Überraschung für mich und meine kleinen Gäste gegeben. Einmal waren es vier Ponys, ein anderes Mal ein Flohzirkus oder eine Bootsfahrt auf der Donau. An meinem letzten gemeinsamen Geburtstag – also genau heute vor zwanzig Jahren – hatte er ein riesiges Lagerfeuer gemacht, um das wir abends saßen und Würstel und Stockbrote ins Feuer hielten. Damals war es mir fast schon ein wenig peinlich vor meinen Freunden gewesen, wie sehr er sich um uns gekümmert hatte.
Später dann in München waren meine Geburtstage nicht mehr sonderlich aufregend gewesen. Meist kam eine Freundin, oder Mama ging mit mir ins Kino oder Eis essen. Und Max hatte immer eine seiner Karten geschickt.
»Was solltest du auch von mir wollen …«, riss er mich aus meinen Erinnerungen.
»Tante Luise hat mich angerufen. Ich soll was abholen.«
»Sie ist in der Scheune.«
Also war sie doch noch nicht weg. Ich ging über den Hof und öffnete die Tür der Scheune.
»Überraschung!«, rief ein vielstimmiger Chor, und ich stand völlig überrumpelt in einem bunten Konfettiregen. Max war plötzlich hinter mir und schob mich in die Scheune, die mit Luftballons, Girlanden und vielen Blumen geschmückt war.
Tante Luise stand grinsend neben Onkel Alois und hatte eine Geburtstagstorte in der Hand.
Da waren sie alle. Meine Familie und meine besten Freunde! Mama, Dieter und Pauline, die noch immer Konfetti über meinem Kopf in die Luft warf. Daniela mit Benny, Willy, der mir zuzwinkerte.
»Alles Gute, altes Mädchen«, sagte Max und gab mir rasch einen Kuss auf die Wange.
»Danke …«, sagte ich gerührt.
Mann, hatten die mich alle geleimt! Aber wie konnte ich ihnen böse sein? So viele Jahre hatte niemand mehr für mich eine Überraschungsparty organisiert. Ich war wirklich überwältigt.
Auch Lene und Karl Huber waren gekommen, was mich besonders freute, und … und … ich traute kaum meinen Augen: Mike war auch da!
Tränen schossen in meine Augen. »Ihr seid ja … alle vogelwild …« Es gelang mir nicht weiterzusprechen. Und das brauchte es auch gar nicht. Nach der Reihe umarmten mich alle und gratulierten mir auf mehr oder weniger charmante Weise.
»Ich freue mich so, dass du gekommen bist, Mike …«
Mein bester Freund drückte mich ganz fest. »Daniela hätte meine letzten Haare wegskalpiert, wenn ich mich geweigert hätte.«
Ich kicherte. »Es ist so schön, dass du da bist …«
»Ich hoffe, du hast ein Zimmer für mich. Denn heimfahren tu ich heute sicher nicht mehr.«
»Das will ich dir aber auch geraten haben.«
Dass sogar Dieter mitgekommen war, wunderte mich besonders. Er machte sich gerne etwas über das Landleben und die rückständigen Provinzler lustig. Vor allem die Niederbayern lebten für ihn hinterm Mond.
»Du hast doch nichts dagegen, dass Pauline in den Pfingstferien bei dir bleibt? Dieter und ich sind auf dem Weg nach Südfrankreich, und sie will einfach nicht mit uns mit«, sagte meine Mutter, nachdem sie mir gratuliert hatte. Aha. Jetzt war mir klar, warum Dieter mit
Weitere Kostenlose Bücher