Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Feiertagen für mich alleine aufwändig zu kochen, griff ich vor allem zu Obst, Schokolade, Keksen und Chips. Genau die richtigen Leckereien, um für eine ordentliche Dosis Glück zu sorgen.
Auf dem Weg zur Kasse wäre ich fast über einen Mann gestolpert, der am Boden kniete und Hygieneartikel in ein Regal räumte.
»Pit!«, rief ich überrascht, als ich ihn erkannte.
Was machte der denn hier? Und noch dazu in einem Kittel mit dem Schriftzug des Supermarktes? Arbeitete er etwa hier?
Es schien ihm ziemlich peinlich zu sein, mich hier zu treffen. Rasch stand er auf.
»Hallo«, begrüßte er mich leise und räusperte sich dann, sagte aber nichts weiter.
Ich wusste nicht, was ich mit ihm reden sollte, und schob meinen Wagen weiter zur Kasse. Doch mit einer plötzlichen, entschlossenen Bewegung hielt er mich zurück. Was hatte er vor? Mir kamen die vergifteten Highlands und die Mausefallen in den Sinn.
»Bitte warte, Hanna.«
Mein Puls beschleunigte sich. Er würde mir doch hier im Supermarkt nichts antun?
»Was willst du, Pit?«
»Es ist viel schwieriger, eine Arbeit zu finden, als ich dachte«, gestand er.
»Aber du scheinst doch etwas gefunden zu haben.«
Er schaute sich vorsichtig um, und seine Stimme wurde so leise, dass ich ihn kaum verstand.
»Ja. Aber das ist doch keine Arbeit für mich. Ich muss raus. Auf die Felder. Zu den Tieren …«
In diesem Moment war meine Angst verschwunden, und ich bekam Mitleid mit ihm. Egal, wie er sich mir gegenüber verhalten hatte, seine Arbeit hatte er immer gut gemacht.
»Aber was soll ich …«
»Bitte, Hanna«, unterbrach er mich »lass mich wieder auf dem Hof arbeiten.«
Es kostete ihn sichtlich Überwindung, mich darum zu bitten. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Spielte er mir hier etwas vor, damit er mir noch mehr schaden konnte? Oder hatte er nichts mit den Anschlägen zu tun und bereute sein Verhalten beim Picknick und vor dem Weinzelt wirklich?
Die Vorstellung, ihn jeden Tag auf dem Hof zu sehen, bereitete mir etwas Unbehagen. Auf der anderen Seite würden wir bald jemanden brauchen, der auf dem Hof mithalf. Spätestens, wenn es mit der Ernte losging. Und es war schwer, zuverlässige, gute Leute zu finden. Ich würde mich mit Willy beratschlagen.
»Komm nach den Feiertagen vorbei, dann reden wir in Ruhe darüber.« Es war eine vorsichtige Zusage, und Pit erkannte es auch als solche.
Ein zaghaftes Lächeln spielte um seine Lippen. Dann machte er sich wieder an die Arbeit und griff nach dem nächsten Karton mit Slipeinlagen.
Als ich den großen Karton mit Lebensmitteln aus dem Kofferraum hob, hörte ich Fanny im Haus wild bellen.
»Ich komm ja schon!«, rief ich laut und steuerte auf die Haustür zu. Ich stellte die Sachen ab und sperrte die Tür auf. Kaum war sie offen, schoss Fanny heraus und sprang laut bellend an mir hoch. So aufgedreht war sie sonst nur bei Pauline.
»Ja, meine Süße. Ich bin ja schon wieder da. Und ich hab uns viele leckere Sachen mitgebracht.«
Als ich die Sachen ins Haus tragen wollte, bemerkte ich auf der Hausbank einen Strauß Blumen. Lachsfarbene Rosen. Nanu? Wo kamen die denn her?
Alex? Hoffnungsvoll schaute ich mich um. Doch niemand war zu sehen. Ich nahm den Blumenstrauß und sog mit geschlossenen Augen den süßlichen Duft der Blumen ein. Ich brachte die Rosen ins Haus und stellte sie in eine gläserne Vase.
»Was meinst du, Fanny, sind die Blumen von Alex?« Ich wünschte es mir so sehr! Fanny bellte aufgeregt.
»Schon gut, Fanny. Sei schön ruhig!«
Gedankenverloren kratzte ich meine Wangen. Und mein Dekolleté. Und meine Hände. Ich konnte plötzlich gar nicht mehr damit aufhören zu kratzen. Es juckte überall. Als ich meine Hände anschaute, erschrak ich. Sie waren ganz rot.
Ich rannte ins Badezimmer und schaute in den Spiegel. Auch mein Gesicht und mein Hals waren rot. Was war das denn? War ich allergisch auf die Blumen?
Der Juckreiz wurde immer stärker. Rasch ließ ich kaltes Wasser über die Hände laufen, und dann wusch ich sorgfältig mein Gesicht. Das Jucken hörte auf, doch die Haut war immer noch stark gerötet. Da ich nicht wusste, was mit mir los war, zog ich mich aus und sprang unter die Dusche. Lange ließ ich zuerst ganz heißes, dann lauwarmes Wasser über meinen Körper laufen.
Ich starrte auf die Blumen und entdeckte eine feine weiße Schicht Pulver darauf, die mir vorher nicht aufgefallen war. Vor allem die grünen Blätter waren damit überzogen. Meine Nackenhaare
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