Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
lachte bitter. Ich hätte auch gelacht, wenn mir das jemand in so einer Situation gesagt hätte. Oder geheult. Aber wie sollte man es denn sonst sagen, verflixt nochmal?
»Erspar mir bitte peinliche Erklärungen, Hanna. Das ist würdelos.«
»Würdelos? Nein … Ich … ich warte seit über zwei Wochen auf ein Lebenszeichen von dir. Und jetzt kommst du und siehst etwas, das gar nicht das ist, wonach es ausschaut.«
Er schaute mich von oben bis unten an. Und ich verfluchte dieses vermaledeite sexy rote Kleid, das ich trug.
»Vielleicht ist bei dir vieles nicht so, wie es aussieht.« Seine Lippen, die meine so leidenschaftlich geküsst hatten, verzogen sich zu einem bösen Lächeln.
»Was soll das denn bedeuten?«, fragte ich verwirrt.
»Ich weiß nicht, was du mit den Männern für Spielchen treibst.«
»Ich treibe keine Spielchen, Alex. Mike ist ein guter Freund … wir haben nur herumgeblödelt …Und außerdem kenne ich noch nicht mal deinen Familiennamen!«, setzte ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen hinzu.
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr, Hanna.«
»Doch. Und wie es das tut. Ich bitte dich, lass uns doch wenigstens in Ruhe darüber reden …«
»Sie ist wirklich nur eine gute Freundin«, mischte sich jetzt plötzlich Mike ein.
»Schon gut, mein Freund …« Alex startete das Motorrad. Er würde gleich wegfahren. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich das verhindern sollte. Ich konnte mich ja schließlich nicht vor das Motorrad werfen. Warum war dieser Kerl nur so stur?
»Bitte Alex … Bleib.«
Er schaute mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht deuten konnte.
»Ein Rat für die Zukunft, Hanna. Lass die Finger von verheirateten Männern.«
Dann gab er Gas und fuhr vom Hof. Weg aus meinem Leben. Es war, als ob mir jemand einen Pflock ins Herz getrieben hatte. So musste Scarlett sich gefühlt haben, als Rhett Butler sie verließ in jener Nacht, als Melli starb. Doch Scarlett hatte wenigstens Tara gehabt, das sie trösten konnte. Und ich? Ich hatte ein verflixtes Erbe am Hals, das mir nur Unglück brachte.
Mein Wunsch von letzter Nacht hatte sich erfüllt. Ich hatte Alex wirklich sehr schnell wiedergesehen. Aber mit welchem Ausgang? Ob es daran lag, dass ich die Kerzen nicht ordnungsgemäß ausgeblasen, sondern in Bier ertränkt hatte?
»Ich kenne den Mann«, sagte Mike nachdenklich. »Ich weiß nur nicht, woher.«
Noch nicht einmal das konnte mich aufmuntern. Er war weg, ob ich nun seinen Namen kannte oder nicht.
»Und er muss mich auch kennen, sonst hätte er nicht gesagt, du sollst die Finger von verheiraten Männern lassen.«
»Weißt du was, Mike? Das ist mir gerade so was von egal!«
»Hey. Du brauchst jetzt nicht auf mich sauer zu sein. Ich kann nichts dafür!«, protestierte mein Freund.
»Bin ich doch gar nicht«, sagte ich und stapfte unglücklich ins Haus.
Kapitel 33
Am Abend fuhren Daniela und Benny mit Mike gemeinsam zurück nach München.
Daniela hatte ich vor ihrer Abfahrt nichts von Alex’ Auftauchen und Verschwinden erzählt. Ich konnte einfach nicht darüber reden. Noch nicht.
Um mich abzulenken, überredete ich Pauline, mit mir nach Passau zu fahren und ins Kino zu gehen. Doch ich hätte ihr nicht die Wahl des Filmes überlassen sollen. Wir schauten The lucky one und ich heulte wie ein Schlosshund. Eine hilfsbereite ältere Dame aus der Sitzreihe hinter uns erbarmte sich meiner und schenkte mir ein Päckchen Papiertaschentücher. Damit rettete sie nicht nur mich, sondern vor allem die übrigen Zuschauer vor meinem lauten Schniefen.
»Ooooh Mann, du warst voll peinlich!«, beschwerte sich Pauline nach dem Film.
»Tut mir leid«, sagte ich zerknirscht und hätte am liebsten schon wieder losgeheult.
»Ich will zu Fanny!«
»Ich dachte, wir wollten noch einen Burger essen?«
»Schon wieder was essen? Wir hatten doch einen großen Eimer Popcorn und vor dem Kino eine riesige Pizza.«
»Na und?« Ich hatte doch so Hunger.
»Wenn du Liebeskummer hast, hilft es bestimmt nichts, wenn du auch noch fett wirst.«
»Wieso Liebeskummer …?« Wie kam sie denn darauf?
Pauline verdrehte genervt die Augen. »Glaubst du ich bin blööhöd?«
»Nur eine Tüte Pommes!«, bettelte ich.
»Nichts da. Wir fahren jetzt heim!«, übernahm Pauline das Kommando.
Die nächsten beiden Tage verbrachte ich in einer Art körperlichen und geistigen Starre in meiner Hängematte. Da ich an gar nichts dachte, schaffte ich es sogar, so wenig wie möglich über Alex
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