Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
mir, dass wir uns tatsächlich mitten in einer Katastrophe befanden.
»Versuch es wenigstens«, bat ich schwach und ließ mich auf den Stuhl fallen.
»Hanna, hör zu. Lass uns ein paar Tage darüber nachdenken. Vielleicht finden wir eine andere Lösung.«
»Was für eine Lösung sollte das bitte sein?«, fragte ich, fast schon etwas hysterisch. Mal eben einen anderen Interessenten zu finden für ein 1-Million-Euro-Segelboot war nicht gerade so, als ob man Tickets für ein WM -Finalspiel Deutschland gegen England bei Ebay versteigerte!
»Ich weiß nicht … Aber lass mir noch ein paar Tage Zeit, bevor ich anrufe … Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.«
Da hatte sie wohl recht. Darauf kam es jetzt sicherlich nicht mehr an. Ich strich meine Haare aus dem Gesicht.
»Na gut. Warten wir noch eine Woche. Aber wir brauchen auf jeden Fall noch andere Vorschläge für Bettina. Und das am besten schon gestern.«
»Okay. Ich mach mich an die Arbeit. Kommst du die Woche mal ins Büro?«
»Ja. Das werde ich.«
Ich hatte mein Geschäft lange genug schleifen lassen. Mein privates Gefühlstamtam hin oder her – ich musste mich jetzt wieder auf die Geschäftsfrau besinnen, die ich vor dem Tod meiner Oma gewesen war. Cornelius hatte mich wachgerüttelt, wenn auch auf ziemlich drastische Weise.
»Daniela?«
»Ja?«
»Es wird alles gut, oder?«
Die Antwort kam mit einigen Sekunden Verzögerung.
»Klar. Es wird alles gut!«
»Danke!«
Wir verabschiedeten uns.
»Ich komm doch mit in den Supermarkt«, verkündete Pauline, die plötzlich hinter mir stand.
»Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe jede Menge zu tun.«
Sie schaute mich misstrauisch an. »Aber nicht in der Hängematte, oder?«
Auch wenn mein Leben momentan eine einzige Katastrophe war, musste ich bei ihren Worten plötzlich lachen.
»Nein. Nicht in der Hängematte!«
Wie sie so dastand, ein schlaksiges Wesen mit Wuschelkopf – noch keine Frau und auch kein Kind mehr – schien sie mir in diesem Moment ein vages Versprechen dafür zu sein, dass doch noch alles irgendwie gutgehen würde.
Kapitel 34
Für die nächsten Tage hatte ich einen detaillierten Schlachtplan ausgearbeitet.
Auch wenn es mir im Nachhinein völlig unüberlegt vorkam, dass ich Pit einfach wieder so eingestellt hatte, war ich nun froh, dass er Willy zur Hand ging. Der hatte versprochen, ein besonderes Auge auf ihn zu werfen. So hatte ich Zeit, mich um BeauCadeau zu kümmern.
Gemeinsam mit Daniela fand ich noch einen Alternativvorschlag für Bettina, mit dem ich allerdings noch immer nicht ganz glücklich war: Eine alte Bibel aus einem Privatnachlass. Das Einzelstück war von einem unbekannten Mönch im Mittelalter abgeschrieben und wunderschön illustriert worden. Das besondere daran waren die unzähligen in den goldenen Einband eigelassenen Edelsteine und Diamanten. Es wurde vermutet, dass dieses kostbare Stück einst das Geschenk eines hochrangigen Kirchenmitglieds für seine heimliche Geliebte gewesen war.
Doch ob Frank Cornelius diese Liebesgabe auch gefiel? Es war wirklich schwer einzuschätzen. Ich versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen, doch da er sich auf der Rückreise befand, erreichte ich nur seine Mailbox. Ich schickte ihm Fotos per E-Mail und hoffte, dass er sich bald melden würde.
Für unser Problem mit dem Segelboot hatten wir natürlich noch keine Lösung gefunden. Jedes Mal, wenn ich daran dachte – und das war oft – zog sich mein Magen zusammen. Nach den Fressattacken der letzten Tage hatte ich es jetzt mit einer ausgewachsenen Appetitlosigkeit zu tun. Die jedoch nicht unbedingt schlecht für meine Figur war. Glücklicherweise hatte alles immer zwei Seiten. Und laut Karl Valentin noch eine dritte Seite, nämlich eine komische. Doch die konnte ich momentan nicht entdecken.
Die andere Sache, die ich jetzt sehr ernsthaft anging, war mein Hochzeitsprojekt. Mehr denn je war ich jetzt auf das Geld aus dem Erbe angewiesen. Im Notfall – und es sah ganz danach aus, dass er eintreten würde – müsste ich den Hof belasten, um das Geld für das Segelboot zu bekommen.
Meinen Traummann Alex hatte ich mir inzwischen abgeschminkt. Die Karten der Zacher Zenz hatten also recht gehabt. Ich würde keinen Mann heiraten, der sich auf mein Inserat gemeldet hatte. Dumm nur, dass sonst kein anderer zur Verfügung stand. Andererseits – ich glaubte ja nicht wirklich an diese Kartenlegerei und war überzeugt, dass die Sache mit Alex nur Zufall gewesen war. In Ermangelung
Weitere Kostenlose Bücher