Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
nachzudenken.
»Hanna, Telefon!«, rief Pauline, lief zu mir und hielt mir das Handy entgegen.
»Jetzt nicht«, sagte ich müde. Es konnte ziemlich anstrengend sein, nichts zu tun.
»Daniela ist dran. Es ist wichtig!«
Sie ließ nicht locker, und schließlich ging ich ans Telefon.
»Ja?«
»Hallo Hanna. Sag mal, hast du von Frank Cornelius schon wieder gehört?«
»Nein. Wahrscheinlich ist der immer noch im Dschungel unterwegs. Warum?«
»Wir müssen heute definitiv den Auftrag für das Segelboot erteilen, sonst geht es an einen anderen Interessenten. Ich hab die Leute schon so lange hingehalten, die brauchen jetzt eine verbindliche Ansage von uns.«
Ich betrachtete meine Beine, die in einer abgeschnittenen Jeans steckten. Jetzt waren sie leicht gebräunt und wirklich hübsch. Vielleicht das Hübscheste überhaupt an mir. Ich wackelte mit den großen Zehen. Vielleicht sollte ich mir einen Nagellack kaufen.
»Hanna?«
»Ja?«
»Ist was mit dir?«, fragte sie.
»Nein, gar nichts.«
»Gut … Was soll ich denn jetzt machen wegen dem Segelboot?«
Ich überlegte kurz. Cornelius hatte ja quasi schon zugesagt.
»Mach es fix.«
»Wirklich? Aber was tun wir, wenn er sich dann doch für etwas anderes entscheidet?«
»Macht er bestimmt nicht. Es sind nur noch gut drei Wochen bis zum Geburtstag. Momentan haben wir sowieso keine Alternative.«
»Also gut … Dann mach ich das. Puh. Meine erste Bestellung in so einer Größenordnung.«
Ich sah sie buchstäblich vor mir, wie sie aufgeregt an ihren Haaren zwirbelte.
»Toll. Ich muss jetzt los, Daniela. Hier wartet jede Menge Arbeit auf mich.« Zum Beispiel aus der Gefriertruhe ein Eis holen.
»Okay … Oh, warte, nur noch kurz. Du hattest mich doch gebeten, wegen dieser einen Sache zu recherchieren. Stell dir vor, ich habe da eine Spur gefunden.«
Im Moment wusste ich zwar nicht, was sie damit meinte, aber ich hatte auch keine Lust nachzufragen. Mein Eishunger war einfach zu groß.
»Schön. Du machst das super, Daniela. Bis bald.«
Ich krabbelte aus meinem schwingenden Sofa. Doch da stand plötzlich Pit vor mir.
»Hallo, Hanna«, begrüßte er mich etwas verlegen.
»Hallo Pit.« Der kam mir jetzt so richtig ungelegen.
»Ich sollte doch kommen, damit wir reden können. Wegen der Arbeit …« Stimmt. Ich hatte völlig vergessen, das mit Willy zu besprechen. Im Moment war er auf dem Feld und ziemlich beschäftigt.
»Ach, weißt du was, Pit. Morgen kannst du wieder anfangen hier«, sagte ich, ohne noch weiter darüber nachzudenken. Wenn Pit wieder hier war, brauchte ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mir eine kleine Auszeit nahm.
»Wirklich?« Er schien nicht mit so einer schnellen Zusage gerechnet zu haben.
»Ja. Klar. Also dann, bis morgen.« Ich ging zum Haus.
»Danke!«, rief er mir hinterher.
»Schon gut …!«
»Ich habe das Gefühl, ich lebe mit einem fressenden Zombie zusammen«, schimpfte Pauline beim Abendessen.
Ich warf meine Gabel in die Schüssel, in der die letzten Reste knuspriger Bratkartoffeln in einer Ketchup-Pfütze badeten.
»Warum motzt du mich eigentlich ständig so an?«, fragte ich genervt. »Ich tu dir doch nichts.«
»Eben genau deswegen. Du tust überhaupt nichts mehr.«
»Du bist ja sowieso immer mit Fanny unterwegs.« Als sie ihren Namen hörte, wedelte Fanny freudig mit dem Schwanz.
Ich stand auf und holte mir aus dem Kühlschrank einen Becher Vanillepudding und einen Löffel. Noch immer hungrig schaufelte ich die süße Nachspeise in mich hinein.
Im Geiste machte ich eine Einkaufsliste. Die Süßigkeiten wurden knapp, und dann brauchten wir noch Brot und Butter. Und natürlich Käse und Chips.
»Ich fahr dann in den Supermarkt. Kommst du mit?«
»Schon wieder einkaufen?«
»Wir wollen ja schließlich was essen, oder?«, blaffte ich sie an.
»Vor allem du willst essen!«
Pauline stand abrupt auf und ging hinaus. Fanny schaute zwischen der Tür und mir hin und her.
»Los, geh schon mit Pauline.« Sie trottete folgsam nach draußen.
Ich trug das Geschirr in die Küche und räumte es in den Geschirrspüler.
Ich hatte meine Gedanken ausschließlich um das Thema Essen kreisen lassen und damit Alex und das Erbe erfolgreich verdrängt.
Gut so. Und auch jetzt würde ich nicht darüber nachdenken, sondern vielleicht einen Kuchen backen? Oder bei Tante Luise ein paar Erdbeeren im Garten stibitzen?
Mein Firmenhandy meldete sich plötzlich. Ich zögerte kurz. Doch dann sah ich, dass Cornelius am
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