Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Telefon war und ging ran.
»Hallo!«, meldete ich mich.
»Bea! Gut dass ich Sie gleich erreiche.«
»Wie geht es denn? Hatten Sie eine tolle Zeit auf dem Rio Negro?«
»Hören Sie mir bloß damit auf! Eine Katastrophe war das.«
»Was ist denn passiert?« Langsam meldeten sich meine Lebensgeister neugierig zurück. Es gab doch noch eine Welt außerhalb meiner Küche.
»Dieses Boot war eine klapprige, schwimmende Todesfalle. Nach ein paar Tagen kamen wir dann auch noch in ein Unwetter, aber unser verrückter Bootsführer wollte nicht ankern. Oder konnte es nicht. Auf jeden Fall kenterte das Schiff, und wir mussten mit kleinen Kanus gerettet werden.«
»Haben Sie sich verletzt?«
»Nur ein paar Schürf- und kleinere Bisswunden von irgendwelchen Tieren.«
Oh Gott! Gab es in den südamerikanischen Flüssen nicht auch Krokodile und Piranhas? Oder schlimmer noch, diese kleinen Parasiten, die in die verschiedensten Körperöffnungen schlüpften und dort … Himmel! Bei dieser Vorstellung schüttelte es mich.
»Das hört sich ja ziemlich … abenteuerlich an.«
»Auf solche Abenteuer verzichte ich in Zukunft gerne. Bettina hatte sich danach auch noch einen bösen Darmvirus eingefangen und lag tagelang mit hohem Fieber und Durchfall in einer kleinen Krankenstation mitten im Dschungel.«
»Geht es ihr wieder besser?«, fragte ich besorgt.
»Ja. Jetzt schon. Morgen fliegen wir zurück.«
»Gott sei Dank!«
»Hören Sie, Bea. Das mit dem Segelboot können wir vergessen. Bettina hat geschworen, nie wieder einen Fuß auf irgendein Boot zu setzen.«
»Kein Segelboot?«, schlagartig fühlten sich meine Beine wie Wackelpudding an. Ich spürte, wie jegliche Farbe mein Gesicht verließ.
»Nein. Aber die Zeit drängt! Welche Vorschläge haben Sie noch auf Lager?«
Die Bratkartoffeln und der Pudding in meinem Magen schienen plötzlich eine Rauferei zu beginnen. Einer wollte wohl den anderen hinauswerfen.
»Bea?«
Erstaunlicherweise schien der Schock mein Gehirn freizublasen, und ich konnte endlich wieder klar denken.
»Bea? Hören Sie mich?«
»Herr Corneli …? allo … i… ka.. ni… hör..! Hall…!«, rief ich und sprach die Wörter nur abgehackt aus.
»Bea? Ich versteh Sie kaum mehr.«
»allooo!«
Dann legte ich auf und schloss die Augen, um mich kurz zu sammeln. Als gleich darauf das Handy wieder klingelte, drückte ich das Gespräch einfach weg und schaltete das Gerät aus.
Einen Sekundenbruchteil später wählte ich auf dem anderen Handy die Nummer von Daniela.
»Daniela, hast du den Auftrag schon durchgegeben?«, fragte ich ohne Begrüßung und tigerte dabei nervös in der Stube auf und ab.
»Hallo, Hanna! Ja! Alles fix und in trockenen Tüchern!«, rief sie, und ich konnte die Begeisterung über den Deal in ihrer Stimme hören. Bitte, bitte, lieber Gott, mach, dass das nicht wahr ist, flehte ich inbrünstig, ohne jedoch wirklich Hoffnung zu haben, dass mein Anliegen erfolgreich erhört werden würde.
»Und stell dir vor, ich konnte sogar noch zwei Prozent Rabatt aushandeln. Das sind bei einer Million immerhin …«
»Du musst das rückgängig machen. Sofort. Cornelius will das Boot nicht.«
»Das ist jetzt kein guter Scherz, Hanna.«
»Nein. Auch kein guter Witz oder ein gutes Späßchen. Es ist mein völliger Ernst.« Meine Stimme überschlug sich fast bei den letzten Worten.
Danach herrschte Stille in der Leitung. Absolute Stille.
»Daniela?«, fragte ich schließlich nach.
»Hanna, wir können diesen Auftrag nicht mehr rückgängig machen.«
»Das muss aber gehen. Wir haben das Geld nicht.«
»Jetzt hör mir mal zu. Die Firma hat heute dem anderen Interessenten abgesagt. Einem, der aus einem europäischen Königshaus stammt. Wir haben das Boot nur bekommen, weil ich denen den Namen von Cornelius auf den Tisch gelegt habe. Anscheinend haben sie mehr Vertrauen in sein Unternehmen als in die adeligen Finanzen. Wenn wir diesen Vertrag rückgängig machen, können die nicht einfach wieder zum Prinzen laufen und sagen: Hey, du kannst das Segelboot jetzt doch haben. Verstehst du das? Das würde ihre Reputation völlig ruinieren. Von unserer mag ich gar nicht erst reden.«
Ja. Ich verstand es. Aber es gab trotzdem keine Alternative für uns.
»Es muss aber sein, Daniela.«
»Kannst du den Cornelius nicht doch überreden, dass er …«
»Nein! Er will es auf keinen Fall!«
»Verdammt! Dann stecken wir jetzt ziemlich in der Scheiße.« Dass ausgerechnet Daniela so ein Wort benutzte, zeigte
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