Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
weiterer Männer und vor allem in Ermangelung dringend nötiger Zeit, in der ich einen anderen Mann überhaupt hätte suchen können, setzte ich mich an meinen PC und ging endlich aufmerksam die E-Mails der Männer durch, die sich auf mein Inserat gemeldet hatten.
Zunächst kam mir natürlich Stefan in den Sinn. Aber ich war immer noch sauer auf ihn, dass er mir die Daten von Alex nicht verraten hatte. Wenn ich recht überlegte, war eigentlich Stefan schuld, dass Alex mich nicht mehr sehen wollte. Denn wenn er mir damals seinen Nachnamen verraten hätte, hätte ich versuchen können, Alex zu finden, bevor er mich fand – mit einem Mann in der Hängematte. Nein! Stefan war definitiv gestrichen!
Ich saß bis tief in die Nacht am Rechner, bis ich schließlich drei Kandidaten gefunden hatte, die ich anschrieb. Einer der Männer war schon einmal hier gewesen. Meine Wahl fiel allerdings nicht auf den Möchtegern-Toyboy Kevin, der immer noch nicht aufgegeben hatte, sondern auf diesen sympathischen Knuddelbär René Voiling. Er hatte mir damals so einen hübschen Strauß Tulpen mitgebracht.
Der nächste Mann war ein bereits zweimal geschiedener Landwirt aus dem Rottal. Auf eine dritte Scheidung würde es bei ihm jetzt auch nicht mehr ankommen.
Und dann schrieb ich noch einen fünfundzwanzigjährigen Schweinebauern an. Ja, ich weiß. Der Altersunterschied war schon sehr groß. Aber er war mit deutlichem Abstand der hübscheste von allen. Und warum sollte ich mir nicht auch etwas fürs Auge gönnen, wenn ich schon mal die Gelegenheit dazu hatte? Außerdem würde er womöglich nicht sehr darunter leiden, wenn wir uns nach der Hochzeit wieder trennten. Sicher fand der Schönling ziemlich schnell eine Trösterin.
Nachdem ich die letzte Mail abgeschickt hatte, machte ich mich müde auf den Weg ins Schlafzimmer.
Plötzlich kam mir Fanny im Flur entgegengeschossen und bellte aufgeregt. Im ersten Moment dachte ich schon, sie würde mich anfallen. Doch sie rannte an mir vorbei nach unten zur Haustür.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte ich, als sie mit den Vorderpfoten an der Haustür kratzte und sich nicht mehr beruhigte. Zur Antwort knurrte sie nur böse.
Irgendjemand oder irgendwas musste da draußen sein und ihr absolut nicht gefallen. Ich bekam eine Gänsehaut und richtig Angst. Glücklicherweise war Pauline nicht wach geworden. Sie hatte wirklich einen gesegneten Schlaf.
Als es plötzlich wild an der Tür klopfte, wäre ich vor Schreck fast an die Decke gesprungen.
»Hannerl! Mach auf! Hannerl!« Gott sei Dank, es war Willy. Zumindest war es seine Stimme.
Rasch drehte ich mit zitternden Fingern den Schlüssel um und öffnete die Tür. Bevor ich sie zurückhalten konnte, schoss Fanny in die Nacht davon.
»Um Himmels willen, was ist denn los?«, fragte ich ängstlich und registrierte nur am Rande, dass Willy einen gestreiften Pyjama trug, der aussah wie ein Sträflingsanzug.
»Keine Ahnung. Ich konnte nicht schlafen und wollte mir draußen ein Pfeifchen anzünden. Da sah ich plötzlich jemanden um den Hof schleichen.«
»Was?« Aus der Gänsehaut von vorhin wurden Wimmerl in der gefühlten Größe von Johannisbeeren.
»Zuerst dachte ich, du bist es.«
»Warum sollte ich mich in der Nacht um den Hof schleichen?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Ja, was weiß denn ich? Du warst es ja dann auch gar nicht.«
»Nein, ich war es nicht. Ich war ja hier.«
»Natürlich warst du hier!«
»Warum hast du denn dann gedacht, dass ich mich um den Hof schleiche?«
»Ich weiß doch auch nicht, warum ich das zuerst gedacht habe.«
Wir führten ein völlig sinnloses Gespräch. Oder vielleicht hatte es doch einen Sinn? Nämlich den, den Schrecken und die Angst mit Sinnlosigkeit zu verscheuchen.
»Auf jeden Fall muss es jemand anderes gewesen sein!«, brachte ich die Diskussion vorerst zum Abschluss.
»Hast du eine Taschenlampe hier?«, fragte Willy.
»Du willst da wirklich nochmal raus?«
Er nickte entschlossen.
Wir suchten den ganzen Hof und die Umgebung ab. Doch wir wurden erst mit Hilfe von Fanny fündig, die uns hinter die Scheune führte. Dort stand ein geöffneter Eimer mit gelber Farbe. Ein benutzter Pinsel lag einige Meter weiter entfernt am Boden. Und schließlich entdeckten wir ein großes gelbes V. Es war an die Bretterwand der Scheune gemalt.
»Was soll das denn bedeuten?«, rätselte ich verwirrt.
»Keine Ahnung.«
»Du hast den Schmierer unterbrochen, sonst könnten wir jetzt seine Botschaft lesen«,
Weitere Kostenlose Bücher