Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
und mir eine Fluchtmöglichkeit überlegen. »W ie sind wir überhaupt hier gelandet?«
»S ie sind in unser Haus eingebrochen und haben uns angegriffen.« Matt deutete auf die Tür, er sprach von Loki und den Vittra. »D ieser Typ hat uns irgendwie eingeschläfert, und als wir aufwachten, waren wir hier. Du bist kurz nach uns aufgewacht.«
»W ie nett.« Ich drückte mit den Handflächen gegen die Tür. Sie ließ sich natürlich nicht öffnen, aber einen Versuch war es wert gewesen.
»H ey, wo ist Finn?«, fragte Rhys und sprach damit meine Gedanken aus. »W arum hat er das nicht verhindert?«
»W as hat Finn denn mit alledem zu tun?«, fragte Matt scharf.
»N ichts. Er war mein Tracker, das ist so eine Art Leibwächter.« Ich wich einen Schritt zurück, starrte auf die Tür und versuchte, sie durch Gedankenkraft zu öffnen. »E r hat versucht, mich vor all dem hier zu beschützen.«
»D eshalb bist du mit ihm weggelaufen?«, fragte Matt. »E r hat dich beschützt?«
»S o ungefähr«, seufzte ich.
»A ber wo ist er?«, wiederholte Rhys. »I ch dachte, er sei noch bei dir gewesen, als die Vittra kamen.«
Matt brüllte, dass Finn in meinem Zimmer nichts verloren habe, aber ich ignorierte ihn. Mir fehlte die Energie, um mich mit Matt über Sitte, Anstand oder seine Meinung über Finn zu streiten.
»F inn war schon weg, als sie einbrachen«, sagte ich, als Matt seine Tirade beendet hatte. »K einen Schimmer, wo er ist.«
Ich würde das zwar nicht zugeben, aber ich war sehr überrascht darüber, dass Finn mich nicht beschützt hatte. Vielleicht war er wirklich abgehauen. Ich dachte, das sei nur ein Bluff gewesen, aber dann wäre Finn sofort aufgetaucht, als der Angriff stattfand.
Es sei denn, ihm war etwas passiert. Die Vittra hatten ihn womöglich ausgeschaltet, bevor sie in unser Haus eindrangen. Er hätte niemals seine Pflicht verletzt, egal, wie er zu mir persönlich stand. Er hätte mich beschützt, wenn er es gekonnt hätte.
»W endy?«, fragte Rhys.
Ich glaube, er redete schon eine ganze Weile, aber ich hatte kein Wort gehört, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, an Finn zu denken und auf die Tür zu starren.
»W ir müssen hier raus«, sagte ich und drehte mich zu Rhys und Matt um.
»W em sagst du das«, seufzte Matt.
»I ch habe eine Idee«, sagte ich zögernd und biss mir auf die Lippe. »A ber ich weiß nicht, ob sie was taugt. Ich dachte, wenn sie zurückkommen, könnte ich meine Überzeugungskraft einsetzen und sie dazu bringen, uns gehen zu lassen.«
»G laubst du wirklich, sie ist schon stark genug?«, fragte Rhys und sprach mal wieder meine Befürchtungen aus.
Bislang hatte ich meine Überzeugungskraft nur auf ahnungslose Menschen wie Matt und Rhys angewandt, und Finn hatte mir gesagt, erst durch Training entwickelten sich Fähigkeiten weiter. Ich hatte mein Training in Förening noch nicht begonnen, also hatte ich keine Ahnung, wie schwach oder stark ich sein mochte.
»I ch weiß es wirklich nicht«, gestand ich.
»Ü berzeugungskraft?« Matt zog eine Augenbraue hoch und schaute Rhys an. »H ast du nicht vorhin davon gesprochen? Ist das diese Gedankenkontrolle, die sie angeblich kann?« Rhys nickte und Matt verdrehte die Augen.
»V on wegen angeblich«, sagte ich, empört über seine Skepsis. »I ch kann es. Und ich habe es schon mal bei dir eingesetzt.«
»W ann?«, fragte Matt misstrauisch.
»W ie, glaubst du, hätte ich dich sonst dazu bringen können, mich zu Kim zu fahren?«, fragte ich und bezog mich damit auf den Tag, an dem er mich zu seiner Mutter, meiner »G astmutter«, in die Klinik gebracht hatte.
Er hasste sie und wollte nicht, dass ich in Kontakt zu ihr trat. Ich hatte meine Überzeugungskraft angewandt, obwohl es mir sehr unangenehm gewesen war. Aber ich musste unbedingt mit ihr reden.
»D u warst das?« Der Schock und der Schmerz in seinen Augen wurden beinahe augenblicklich durch Wut ersetzt. Er sah aus, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen, und ich senkte den Blick und wendete mich ab. »D u hast mich benutzt? Wie konntest du so etwas tun, Wendy? Du behauptest doch immer, du würdest mich nicht anlügen, und dann machst du so was?«
»E s war keine Lüge«, sagte ich kleinlaut.
»N ein, es ist viel schlimmer!« Matt schüttelte den Kopf und wich vor mir zurück, als ertrage er meine Gegenwart nicht mehr. »I ch glaub’s nicht. Wie oft hast du das gemacht?«
»I ch weiß es nicht«, gestand ich. »I ch wusste lange nicht, was ich da eigentlich
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