Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
weiß es nicht!« Ich hob die Hände. »I ch habe keine Ahnung, wozu ich fähig bin.«
»I ch kann bloß eine Zeit lang nicht sitzen«, winkte Rhys ab. »N icht so schlimm. Ich will mich gar nicht setzen.«
»D as ist wahrscheinlich eine Nebenwirkung der Überzeugungskraft«, erklärte ich ihm und tigerte durch die Zelle.
»M ir doch egal«, sagte Rhys. »U nwichtig. Wir befinden uns nicht in einer Situation, in der man sich setzen muss. Wichtig ist doch, dass du jetzt weißt, was du kannst. Setz deine Fähigkeit ein und bring uns hier raus. In Förening wird mich schon jemand wieder hinkriegen.«
Ich blieb stehen und sah Matt und Rhys unsicher an. Rhys hatte recht, ich musste uns hier rausbringen. Wir waren in Gefahr, und im Moment war es wirklich nicht so wichtig, ob Rhys sich nun setzen konnte oder nicht. Je schneller wir hier abhauen konnten, desto besser.
»S eid ihr bereit?«
»W ofür?«, fragte Matt.
»L oszurennen. Ich weiß nicht, was auf der anderen Seite dieser Tür wartet und wie lange ich sie aufhalten kann«, sagte ich. »S obald sie die Tür öffnen, müsst ihr rennen. So schnell ihr könnt und so lange ihr könnt.«
»M ach es doch einfach wie Obi-Wan Kenobi und rede ihnen ein, dass wir gar nicht ihre Gefangenen sind«, schlug Rhys vor.
»G ute Idee, aber ich weiß nicht, wie viele Wächter es sind. Und wie gefährlich sie sein könnten.« Ich dachte wieder daran, dass Finn mir während des Angriffs nicht zu Hilfe gekommen war. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich schüttelte mich.
»L ass uns einfach abhauen, okay? Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet, also sollten wir es auf uns zukommen lassen. Alles ist besser, als darauf zu warten, dass sie sich entscheiden, was sie mit uns vorhaben. Ich habe nämlich das Gefühl, dass es nichts Gutes sein wird.«
Matt wirkte nicht überzeugt, aber ich bezweifelte, dass ihn irgendetwas überzeugen würde. Wir steckten alle in einem Riesenschlamassel und alles nur, weil ich nicht in Förening bleiben und weiter Prinzessin spielen wollte.
Wäre ich dort geblieben, wäre dies alles nicht passiert. Matt und Rhys wären gesund und sicher in ihren Heimatorten und Finn… na ja, wo er sein würde, wusste ich nicht, aber sicherlich an einem besseren Ort als an dem, wo er sich gerade befand.
Der Gedanke brannte in mir, und ich hämmerte, so laut ich konnte, gegen die Tür. Meine Faust schmerzte, so fest schlug ich zu, aber das war mir egal.
5
Kobold
W as?«, fragte eine tiefe, raue Stimme und in der Mitte der Tür wurde ein Fenster geöffnet.
Ich beugte mich vor, schaute hindurch und sah den Kobold, der Loki in die Zelle begleitet hatte. Seine Augen lagen tief unter den buschigen Brauen verborgen, und ich wusste gar nicht, ob ich ohne direkten Blickkontakt überhaupt meine Überzeugungskraft einsetzen konnte. Oder ob echte Trolle dafür empfänglich waren. Sie schienen einer völlig anderen Spezies anzugehören.
»L udlow, richtig?«, fragte ich. So hatte Loki ihn genannt, als er ihn Hilfe holen schickte.
»V ersuch nicht, mir Honig ums Maul zu schmieren, Prinzessin.« Der Kobold hustete, zog Schleim hoch, spuckte ihn auf den Boden und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab, bevor er sich wieder mir zuwandte. »I ch habe schon viel hübschere Mädchen abblitzen lassen.«
»I ch muss aufs Klo.« Falsche Freundlichkeit war in diesem Fall verschwendete Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass Ehrlichkeit und Zynismus bei ihm besser ankamen.
»D ann geh doch. Du brauchst mich nicht um Erlaubnis zu bitten.« Ludlow lachte, aber es klang nicht sehr nett.
»H ier ist keine Toilette und ich werde mit Sicherheit nicht in eine Ecke pinkeln«, sagte ich ehrlich angeekelt.
»D ann verkneif’s dir.« Ludlow wollte das Fenster schließen, aber ich schob meine Hand dazwischen.
»K annst du nicht einen Wächter bitten, mich zu einer Toilette zu bringen?«, fragte ich.
»D er Wächter bin ich«, zischte Ludlow hochnäsig.
»A ch, wirklich?« Ich grinste. Das könnte viel leichter werden als gedacht.
»U nterschätz mich nicht, Prinzessin«, knurrte Ludlow. »M ädchen wie dich esse ich zum Frühstück.«
»L udlow, ärgerst du das arme Mädchen?«, erklang eine Stimme hinter dem Kobold. Er ging beiseite und durch das Fenster sah ich, wie Loki auf uns zuschlenderte.
»S ie ärgert mich«, beschwerte sich Ludlow.
»J aja, du musst mit einer schönen Prinzessin reden. Du hast es wirklich schwer«, sagte Loki trocken, und hinter mir unterdrückte Matt
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