Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
ich. Er starrte mich an und sah sich dann um. Dann runzelte er verwirrt die Stirn.
»W as ist los?«, fragte Matt und kam näher.
»I ch… ich kann nicht aufstehen.«
»S oll ich dir aufhelfen?«, bot Matt an.
»N ein. Nicht deshalb«, wehrte Rhys kopfschüttelnd ab. »I ch meine… du könntest mich sicher hochziehen. Du bist stärker als ich und ich bin nicht festgenagelt. Aber… ich habe vergessen, wie man aufsteht.«
»D as ist ja abgefahren.« Ich schaute ihn fasziniert an.
Ich hatte Matt einmal dazu gebracht, mein Zimmer zu verlassen, und es hatte eine Weile gedauert, bis er es wieder betreten konnte. Das bedeutete, dass meine Überzeugungskraft zwar lange nachwirkte, aber nicht ewig andauerte.
»A bgefahren?«, schnaubte Matt. »W endy, bring ihn wieder in Ordnung!«
»E r ist nicht kaputt«, sagte ich trotzig, aber Matt starrte mich auf eine Art und Weise an, die mich zutiefst beschämte. Ich kauerte mich vor Rhys hin. »R hys, sieh mich an.«
»O kay?« Unsicher erwiderte er meinen Blick.
Ich wusste nicht, ob ich den Prozess umkehren konnte, denn ich hatte es noch nie versucht. Aber so schwer konnte es ja nicht sein. Und wenn ich es nicht schaffte, musste er eben eine oder zwei Wochen sitzend verbringen. Höchstens.
Statt mir um die möglichen Konsequenzen Sorgen zu machen, konzentrierte ich mich voll auf ihn und wiederholte in meinem Kopf immer wieder: Steh auf, steh auf. Es dauerte länger als beim ersten Mal, aber schließlich wurde sein Blick wieder glasig. Er blinzelte ein paarmal und stand dann auf.
»B in ich froh, dass das geklappt hat«, seufzte ich erleichtert.
»B ist du sicher, dass es geklappt hat?«, fragte mich Matt, sah dabei aber nur Rhys an. Der starrte stumm auf den Boden und wirkte viel weggetretener als beim letzten Mal. »R hys? Bist du okay?«
»W as?« Rhys hob den Kopf. Er blinzelte, als habe er uns gerade erst bemerkt. »W as? Ist was passiert?«
»D u stehst wieder.« Ich deutete auf seine Beine und er schaute nach unten.
»O h.« Er hob nacheinander die Beine an, wie um zu testen, ob sie noch funktionierten, und schwieg eine volle Minute lang. Dann schaute er mich an. »E ntschuldigung. Hast du gerade etwas zu mir gesagt?«
»D u konntest nicht aufstehen, weißt du noch?« Mir drehte sich der Magen um. Hoffentlich hatte ich Rhys nicht wirklich etwas angetan.
»O h. Klar.« Er schüttelte den Kopf. »J a, ich erinnere mich. Aber jetzt stehe ich. Warst du das?«
»W endy, ich finde es nicht gut, dass du so mit ihm spielst«, sagte Matt leise.
Er hatte sich Rhys zugewendet und warf mir nur aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Er hielt seinen Gesichtsausdruck neutral, aber ich sah die Angst in seinen Augen.
Ich hatte Matt Angst eingejagt, eine ganz neue Art von Angst. Als ich weggelaufen war, hatte er Angst um mich gehabt. Jetzt hatte er offenbar Angst vor mir. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
»I ch bin jetzt fertig.« Ich wendete mich von Rhys ab.
Mein dunkles Haar hing mir ins Gesicht. Ich hatte ein Haargummi am Handgelenk, also zwirbelte ich es zu einem losen Knoten.
»W as?«, fragte Rhys. Er wirkte wieder hellwach.
Die Trance, in die ich ihn versetzt hatte, war verflogen, aber ich wollte ihn nicht ansehen. Wegen Matt schämte ich mich schrecklich, dass ich meine Überzeugungskraft eingesetzt hatte, obwohl Rhys ja damit einverstanden gewesen war.
»S etz dich«, schlug Matt vor.
»W ieso? Ich will mich nicht setzen.«
»S etz dich trotzdem«, sagte Matt eindringlich. Als Rhys nicht reagierte, wiederholte er seinen Befehl. »R hys, setz dich.«
»I ch kapiere nicht, warum es dir so wichtig ist, dass ich mich hinsetze.« Rhys schien sich über Matts Beharrlichkeit zu ärgern, und das war merkwürdig. Er war eigentlich extrem ausgeglichen. »I ch will stehen bleiben.«
»D u kannst dich nicht setzen«, seufzte Matt und sah zu mir. »J etzt ist er nur auf eine andere Weise in der Sackgasse, Wendy.«
»W endy war das?« Rhys runzelte die Stirn. »I ch verstehe das nicht. Was hast du gemacht? Hast du mir gesagt, ich soll mich nicht hinsetzen?«
»N ein, zuerst habe ich dir befohlen, dich zu setzen, und dann konntest du nicht aufstehen. Dann habe ich dir befohlen, aufzustehen, und jetzt kannst du dich nicht mehr setzen.« Frustriert stöhnte ich auf. »J etzt weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll! Ich will eigentlich gar nichts mehr sagen. Sonst hörst du noch auf zu atmen oder so.«
»K annst du ihn dazu bringen?«, fragte Matt.
»I ch
Weitere Kostenlose Bücher