Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
sagte Rhys. »I ch kann mich nicht hinsetzen.«
»W as?« Finn schaute irritiert von ihm zu mir.
»I ch habe meine Überzeugungskraft an ihm ausprobiert und jetzt hängt er fest…«, erklärte ich verlegen, aber Finn schnitt mir das Wort ab. »S ag ihm einfach, er soll sich ins Auto setzen«, sagte er. Ich verstand ihn nicht, also fuhr er fort: »M it deiner Überzeugungskraft. Wir werden ihn zu Hause schon wieder in Ordnung bringen.«
Ich schaute Rhys an, erkannte seine Augen im Mondlicht aber kaum. Vielleicht machte es auch gar nichts aus, ob ich ihn sehen konnte oder nicht. Mit voller Konzentration befahl ich ihm stumm, ins Auto zu steigen. Ein paar Sekunden später stieg Rhys ein und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»E s ist sooooooo schön, zu sitzen«, sagte er und ich fühlte mich schon wieder schuldig.
Matt stieg nach ihm ein, schloss die Tür aber nicht, sondern wartete darauf, dass ich ebenfalls hinten einstieg. Aber Finn hielt immer noch meine Hand fest. Er führte mich nach vorne, und ich rutschte über den Fahrersitz und setzte mich auf die Armlehne in der Mitte.
Matt begann, sich zu beschweren, aber Finn fuhr einfach los. Fluchend knallte Matt die Tür zu und das Auto raste die Straße entlang. Wir anderen schwiegen angespannt. Warum hatten die Vittra sich überhaupt nicht gewehrt? Nach all der Mühe, die sie sich bei der Jagd auf mich gegeben hatten? Das war beinahe… zu einfach gewesen.
»E cht komisch«, sagte Duncan. »S ie haben gar nichts gemacht. Sie haben nicht einmal versucht, uns aufzuhalten.«
»W ir haben gerade erst ihre Armee besiegt«, versuchte Tove eine Erklärung. »S icher erholen sich ihre Tracker noch oder…« Er verstummte. Er wollte nicht aussprechen, dass die Tryll gezwungen gewesen waren, einige Vittra aus Notwehr zu töten. Duncan sagte noch, wie seltsam er die Vittra finde und dass er sich Ondarike ganz anders vorgestellt habe. Aber als niemand darauf reagierte, schwieg schließlich auch er.
Ich machte es mir so bequem als möglich. Jetzt, da ich mich sicher fühlte, überwältigte mich meine Erschöpfung so, dass es mir eigentlich egal war, wo ich saß.
Ich lehnte den Kopf an Finns Schulter und freute mich insgeheim darüber, ihm so nahe sein zu dürfen. Ich hörte ihn gleichmäßig atmen, und das half mir dabei, mich zu entspannen und einzuschlafen.
8
Zukunftsansichten
E s hatte sich gut angefühlt, neben Finn einzuschlafen, aber für das Aufwachen galt das leider nicht. Mir tat von Kyras letzter Attacke noch alles weh, und dank der unbequemen Lage, in der ich geschlafen hatte, war ich obendrein noch total verspannt.
Als Finn vor Eloras Haus anhielt, streckte ich mich und mein Nacken schrie empört auf. Ich stieg aus und rollte die Schultern, während Matt geschockt das Herrenhaus betrachtete.
Es war opulent und wunderschön, eher ein Palast, der auf dem Steilufer des Mississippis thronte. Weinreben überwucherten die weiße Fassade, und das Haus schien, nur durch dünne weiße Säulen gehalten, über dem Abgrund zu schweben. Die gesamte, dem Fluss zugewandte Seite bestand aus Glas. Ich wusste noch genau, wie sehr mich die Eleganz dieses Anwesens bei meiner ersten Ankunft hier beeindruckt hatte, aber im Moment war ich viel zu wütend, um darauf zu achten.
Ich hätte gerne in Ruhe mit Matt über alles geredet, aber zuerst musste ich mir Elora vorknöpfen. Sie hatte mich schon wieder angelogen. Hätte ich gewusst, dass der König der Vittra mein Vater war, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, Rhys zu Matt mitzunehmen. Ich hätte die beiden niemals bewusst in Gefahr gebracht.
Wir gingen ins Haus und ich überließ es Rhys, Matt herumzuführen. Ich hatte noch nicht herausgefunden, wie ich ihn wieder in Ordnung bringen könnte, also befahl ich ihm erst einmal, aufzustehen. Finn und Tove würden sich darum kümmern müssen, ihn wieder hinzukriegen.
Finn riet mir, ich solle mich erst einmal beruhigen, aber ich ignorierte ihn und stürmte den Flur entlang zu Eloras Gemächern. Sie machte mir keinerlei Angst mehr. Oren hatte gebilligt, dass ich schwer verletzt wurde. Elora würde mich höchstens demütigen.
Der Palast war in zwei riesige Flügel geteilt, die durch eine Rotunde verbunden waren, die als Eingangshalle diente. Alle Staatsangelegenheiten wurden im Südflügel abgehandelt, in dem Konferenzräume, ein Ballsaal, ein riesiger Speisesaal, Büros, der Thronsaal, die Dienstbotenzimmer und das Schlafzimmer der Königin lagen.
Im Nordflügel
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