Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
drückte mich an ihm vorbei und ging in die Richtung, in der ich die Eingangshalle vermutete. Aber Loki hielt mühelos mit mir Schritt, egal, wie schnell ich ging.
»D u glaubst also, es geht hier entlang?«, neckte Loki mich amüsiert.
»V ersuch nicht, mich zu verwirren. Ich habe einen sehr guten Orientierungssinn und verirre mich nie«, log ich. »I st das nicht eine Spezialität der Tryll?«
»K eine Ahnung. Ich bin kein Tryll«, erwiderte er. »G enauso wenig wie du.«
»I ch bin zur Hälfte eine Tryll«, antwortete ich trotzig.
Warum bestand ich plötzlich auf meiner Abstammung? Es war mir doch eigentlich völlig egal, ob ich nun eine Vittra oder Tryll oder was auch immer war. Bisher war ich eigentlich ganz zufrieden damit gewesen, ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein. Aber jetzt, da ich in diesem Sumpf aus Stammesrivalitäten steckte, spürte ich den Drang, die Tryll und Förening zu verteidigen. Offenbar bedeuteten sie mir mehr, als mir bewusst gewesen war.
»D u bist ganz schön resolut für eine Prinzessin«, kommentierte Loki, als er mich entschlossenen Schrittes den Flur entlangmarschieren sah.
»W ie viele Prinzessinnen kennst du denn?«, konterte ich.
»S onst keine.« Er legte nachdenklich den Kopf schief. »I ch dachte, du würdest Sara ähneln. Sie ist ganz und gar nicht resolut.«
»S ara ist nicht meine Mutter«, sagte ich.
Als wir die Eingangshalle erreichten, wäre ich am liebsten triumphierend auf und ab gehüpft, aber das erschien mir dann doch zu würdelos. Außerdem hatte ich nur den Eingang zum Kerker gefunden und musste immer noch Matt und Rhys befreien.
»U nd jetzt?«, fragte Loki und blieb mitten in der Halle stehen.
»J etzt gehe ich runter und hole sie.« Ich deutete auf die große Tür, die zum Keller führte.
»N ein, die Idee finde ich nicht so gut.« Er schüttelte den Kopf.
»N atürlich nicht. Du willst ja nicht, dass ich sie befreie«, sagte ich. Mein Herz schlug heftig, und ich fragte mich, wann Loki das Ganze zu bunt werden würde.
»D as ist es nicht. Es kommt mir nur nicht sehr interessant vor.« Er schob die Ärmel seines Pullovers zurück und entblößte seine gebräunten Unterarme. »M ir wird das alles zu langweilig. Lass uns doch etwas anderes machen.«
»N ein, ich hole sie jetzt da raus«, sagte ich. »I ch werde nicht zulassen, dass du uns weiter hier gefangen hältst.«
Loki lachte düster und schüttelte den Kopf.
»W as ist daran so lustig?«, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
»D u sagst das, als sei ich derjenige, der euch hier gefangen hält.« Als er mich wieder ansah, waren seine Augen traurig. Er lächelte bitter. »D as hier ist Ondarike. Wir sind alle Gefangene.«
»W illst du mir erzählen, dass du hier gegen deinen Willen festgehalten wirst?«, fragte ich skeptisch. »D u läufst doch frei herum.«
»G enau wie du.« Er wendete sich von mir ab. »N icht alle Gefängnisse sind vergittert. Das solltest du doch am besten wissen, Prinzessin.«
»D u bist also kein Handlanger des Königs?«
»D as habe ich nicht gesagt.« Loki schien keine Lust mehr auf das Gespräch zu haben. »I ch habe nur gesagt, dass ich dir nicht dabei helfen kann, deine Freunde zu befreien, und lieber etwas anderes machen würde.«
»I ch mache gar nichts, bis ich die beiden befreit habe«, beharrte ich.
»A ber du hast doch noch gar nicht gehört, was ich stattdessen tun möchte.« Seine Trauermiene wurde plötzlich schelmisch, und in seinem Blick lag etwas, das mir ein seltsames Gefühl gab.
Kein schlechtes Gefühl und es war auch nicht wie bei mir zu Hause, als ich das Bewusstsein verloren hatte. Kein magischer Vittra-Trick oder so etwas. Es war nur ein Blick, der mich irgendwie… flattrig machte.
Bevor ich analysieren konnte, was ich da fühlte oder was er meinte, unterbrachen uns laute Schläge gegen das Eingangstor. In der Halle gab es zwei Türen: die zum Untergeschoss und das riesige Flügeltor, das nach draußen führte. Gegen diese wirkten die Türen zu den Gemächern des Königs und der Königin zwergenhaft.
Die Schläge wurden lauter, ich zuckte zusammen und Loki stellte sich vor mich. Wollte er mich beschützen? Oder verstecken?
Die Torflügel sprangen auf und Freude durchströmte mich.
Tove hatte das Tor aufgesprengt, und er stand auf der anderen Seite und wirkte erstaunlich cool dabei. Tove war ein ziemlich attraktiver und sehr mächtiger Tryll, den ich aus Förening kannte. Seine schräge, irgendwie asoziale Art hatte
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