Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
schmeckt.«
Hin und wieder kochte er tatsächlich etwas, das ich lecker fand, aber meist aß ich sein Essen nur, um ihn glücklich zu machen. Und weil ich sonst verhungert wäre, natürlich.
»S icher«, schnaubte Willa. »I ch bin doch nicht verrückt und lasse mir von einem Mänks in Jogginghose und einem winzigen T-Shirt Pfannkuchen andrehen.«
»W illa«, unterbrach ich sie. »E r ist mein Bruder, okay? Lass ihn in Ruhe.«
»W as?« Sie legte den Kopf schief und schien nicht zu begreifen, wovon ich sprach. »O h. Du meinst, er ist dein Gastbruder?«
»J a.« Ich steckte mir eine Gabel voll Pfannkuchen in den Mund.
»D u weißt schon, dass er nicht wirklich dein…«
»W illa!«, zischte ich mit vollem Mund und schluckte dann mühsam. »S emantisch ist alles klar. Jetzt halt die Klappe.«
»I ch verstehe ja, dass dieser Depp Duncan die Dinger isst.« Willa strich sich ihr Designerkleid glatt und versuchte, nicht zu zeigen, wie beleidigt sie war. »A ber du bist eine Prinzessin. Er ist zu dumm, um zu…«
»H e!«, sagte Matt. Er saß neben Duncan, legte die Gabel hin und starrte Willa wütend an. »S chon kapiert. Du bist hübsch, reich und was ganz Besonderes. Schön für dich. Aber wenn du nicht an den Herd gehen und für uns alle Frühstück machen willst, dann hör auf zu meckern und setz dich hin!«
»H olla!«, prustete Rhys. Es gefiel ihm, dass Willa zurechtgestutzt wurde.
Willa zog ein Gesicht, sagte aber nichts. Matt aß weiter, und sie setzte sich auf einen Hocker neben mich.
Seit meiner ersten Begegnung mit Willa wusste ich, dass sie der Meinung war, die Welt gehöre ihr. Sie war nett zu mir, weil sie mich als ebenbürtig betrachtete, aber für alle anderen hier galt das definitiv nicht.
»I ch habe Durst«, sagte Willa kurze Zeit später schmollend.
Automatisch stand Duncan auf, um ihr ein Wasser zu holen, aber Matt schüttelte den Kopf und stoppte ihn. Unsicher setzte sich Duncan wieder hin. Als Tracker verbrachte er viel Zeit damit, Changelings zu bedienen, da der Adel sie als Dienstboten betrachtete.
»D u weißt doch, wo der Kühlschrank steht«, sagte Matt zwischen zwei Bissen.
Willa öffnete den Mund, sagte aber nichts. Dann wendete sie sich Hilfe suchend an mich, aber ich zog nur die Schultern hoch. Sie wusste schließlich wirklich, wo der Kühlschrank stand.
Willa kämpfte eine volle Minute lang mit sich, dann stand sie auf und ging zum Kühlschrank. Rhys kicherte schadenfroh, aber Matt gebot ihm, den Mund zu halten.
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Finn war Willas Tracker gewesen, und er war ziemlich streng. Aber sie hatte nie auf ihn gehört und ihn nie so respektvoll behandelt wie Matt, der in der Tryll-Hierarchie noch weit unter Finn rangierte.
Matt kannte Willa erst seit fünf Minuten, aber hatte es bereits geschafft, ihr den Kopf zurechtzurücken.
Willa blieb den restlichen Nachmittag über an meiner Seite, und sie wirkte erleichtert, als Matt und Rhys sich verabschiedeten. Rhys wollte in seinem Zimmer ein Computerspiel zocken, aber mir war nicht danach.
Stattdessen gingen Willa und ich in mein Zimmer. Duncan stand vor der Tür, bis er mir schließlich leidtat und ich ihn hereinbat. Er setzte sich in einen Sessel.
Willa sortierte meine Klamotten, weil ihr das Spaß machte. Ich lag auf dem Boden, schaute ihr zu und dachte darüber nach, wie schräg mein Leben doch war. Willa organisierte meinen Schrank nach einem System, das ich nicht einmal verstand, nachdem sie es mir erklärt hatte.
Sie hatte die ganze Zeit davon erzählt, wie toll ihr Training lief. Willa konnte den Wind kontrollieren, und vor dem Angriff hatte sie ihre Fähigkeit nicht besonders hoch eingeschätzt.
Aber jetzt wollte sie so stark und vorbereitet sein wie möglich. Ihrer Meinung nach würde auch mein Training bald beginnen, denn ich musste noch viel besser vorbereitet werden als alle anderen hier.
Der Abend verlief ganz ähnlich, und es überraschte mich, dass Willa zum Abendessen blieb. Diesmal aß sie sogar, was Matt gekocht hatte, und ich bekam allmählich das Gefühl, dass die ganze Welt kopfstand.
Kurz nach dem Essen ging ich zu Bett, aber ich wälzte mich die ganze Nacht lang nur ruhelos herum. Meine Gedanken rasten und ich konnte nicht abschalten. Es kam mir vor, als sei ich gerade erst eingenickt, als jemand mich wach rüttelte. Ich stieß denjenigen weg und kuschelte mich fester in meine Decke.
Erst als ich mein Gesicht im Kissen vergraben hatte, wurde mir klar, dass es mir
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