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Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Titel: Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Entzweit Band 2
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dem Thron bestanden sie ausschließlich aus Glas. Über die prächtigen Gold- und Silberreliefs an den Wänden rankten sich Weinreben, die mich an die auf den Außenwänden des Palastes erinnerten.
    Da die Decke so hoch war, wirkte der Saal nicht sehr groß, aber das war auch nicht nötig. Tove erwähnte gleich zu Beginn, dass er nur dazu diente, Würdenträger zu empfangen.
    Ein einzelner, mit weichem rotem Samt gepolsterter Thron stand im Zentrum des Saals, flankiert von zwei kleineren Stühlen, die aber viel schlichter gehalten waren. Der Thron selbst bestand nicht aus Holz, sondern aus filigran gehämmertem Platin, das mit Diamanten und Rubinen besetzt war.
    Ich berührte vorsichtig den weichen Samt. Er fühlte sich brandneu an, als habe noch nie jemand darauf gesessen. Die schweren Metallarmlehnen fühlten sich unter meinen Fingerspitzen erstaunlich glatt an. Ich strich mit der Hand darüber und fuhr die geschwungenen Muster nach.
    »W ir sollten anfangen. Außer natürlich, du willst das Ding da mit deinen Gedanken bewegen.«
    »W arum trainieren wir hier?« Ich riss mich von dem Thron los. Ich wusste nicht, warum, aber er faszinierte mich. Irgendwie machte er alles viel realer.
    »V iel Platz.« Er deutete auf den luftigen Raum. »D as hilft mir beim Denken. Der Ballsaal wird ab heute renoviert, deshalb mussten wir umziehen.«
    Beinahe widerwillig wich ich von dem Thron zurück und ging zu Tove. Ich war gespannt darauf, was er sich für die heutige Trainingseinheit wieder Merkwürdiges ausgedacht hatte. Duncan musste heute nicht Versuchskaninchen spielen und hielt sich den größten Teil des Vormittags im Hintergrund. Tove wollte, dass ich daran arbeitete, meine Gedanken im Zaum zu halten, diesmal mithilfe von Techniken, die ich noch weniger verstand als die bisherigen. Ich musste mich vor eine Wand stellen, bis tausend zählen, mir dabei den Garten vorstellen und meine Überzeugungskraft einsetzen. Da ich sie ins Leere schickte, wusste ich gar nicht, woher ich wissen sollte, ob sie funktionierte oder nicht, aber Tove sagte, Sinn der Sache sei, meine psychischen Muskeln spielen zu lassen. Ich musste lernen, viele– auch widersprüchliche– Gedanken gleichzeitig zu verarbeiten, um meine Fähigkeiten zu beherrschen.
    Während ich übte, lag er ausgestreckt auf dem kalten Marmorboden. Irgendwann wurde Duncan müde, setzte sich auf den Thron und ließ die Beine über die Armlehne baumeln. Das ärgerte mich ein bisschen, aber weil ich nicht wusste, warum, sagte ich nichts dazu. Ich war kein Anhänger der Aristokratie und würde Duncan keine unnötigen Befehle erteilen.
    »W ie läuft’s?«, fragte Tove und unterbrach damit ein halbstündiges Schweigen, in dem ich versucht hatte, die Aufgabe zu erfüllen, die er mir gestellt hatte.
    »F antastisch«, murmelte ich.
    »G ut. Jetzt stell dir noch ein Lied vor.« Er starrte zur Glaskuppel hoch und zu den Wolken, die über uns hinwegzogen.
    »W as?« Ich hörte auf, zu zählen und meine Überzeugung einzusetzen, damit ich mich umdrehen und ihn anstarren konnte. »W ieso?«
    »I ch kann dich immer noch hören«, erklärte Tove. »D u wirst leiser, aber ich höre immer noch ein Summen wie von Telegrafenmasten. Du musst den Lärm in deinem Kopf abstellen.«
    »U nd eine Million Sachen gleichzeitig zu machen, soll dabei helfen?«, fragte ich skeptisch.
    »J a. Du wirst stärker, und das bedeutet, du lernst, deine Kräfte zurückzuhalten.« Er schloss die Augen, Diskussion beendet. »J etzt sing noch was.«
    »U nd was?«, seufzte ich und drehte mich wieder zur Wand um.
    »B itte nicht ›Alle meine Entchen‹«, bat Duncan mit einer Grimasse. »A us irgendwelchen Gründen kriege ich das seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf.«
    »I ch mag die Beatles«, sagte Tove.
    Ich schaute zu Duncan, der überrascht grinste.
    Seufzend begann ich »E leanor Rigby« zu singen. Ich konnte nicht den ganzen Text, aber Tove beschwerte sich zum Glück nicht darüber. Es war schwierig genug, sich neben allem anderen noch an den Text eines Songs zu erinnern, den ich schon seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
    »I ch hoffe, ich störe nicht.« Eloras Stimme raubte mir sofort die Konzentration, also verstummte ich und drehte mich zu ihr um.
    Duncan hechtete eilig vom Thron, aber ich sah den bösen Blick, den Elora ihm zuwarf. Er schaute zu Boden und sein Haar verbarg seine knallroten Wangen.
    »A ber nein«, sagte ich schnell. Ausnahmsweise war ich richtig froh darüber, Elora zu sehen, weil das

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