Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
war.
»E s war eine arrangierte Ehe!« Loki lachte. »I ch war neun, als sie den König heiratete, und kam recht schnell darüber hinweg. Sara hat mich schon immer als kleinen Bruder betrachtet, und daran hat sich bis heute nichts geändert.«
»U nd dein Vater? Elora sagte, sie habe ihn gekannt.«
»D as glaube ich sofort.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und verlagerte sein Gewicht. »S ie hat eine Zeit lang bei den Vittra gelebt. Am Anfang ihrer Ehe lebten sie und Oren in Förening, aber als Elora schwanger wurde, bestand dein Vater darauf, dass sie nach Ondarike gingen.«
»U nd sie hat ihm gehorcht?«, fragte ich überrascht darüber, dass Elora gegen ihren Willen gehandelt hatte.
»S ie hatte wahrscheinlich keine Wahl. Wenn der König sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann er sehr…« Loki verstummte. »I ch war bei ihrer Hochzeit dabei, wusstest du das?«
Er schaute mich an und lächelte bei der Erinnerung. Sein Lächeln war entwaffnend aufrichtig und zeigte keine Spur seiner üblichen Dreistigkeit. So war er beinahe unfassbar attraktiv. Hinter Lokis Draufgänger-Fassade steckte offenbar ein anständiger Kerl, und einen Augenblick lang fehlten mir die Worte vor Verwirrung.
»B ei der Hochzeit meiner Eltern?«, fragte ich, als ich wieder reden konnte.
»J a«, nickte er. »I ch war noch sehr jung, zwei oder drei, und ich erinnere mich kaum daran. Ich weiß nur noch, dass meine Mutter mich mitnahm und ich durfte die ganze Nacht wach bleiben. Ich ging vor dem Brautpaar her und streute Blüten auf den Boden, was sehr unmännlich ist. Aber außer mir gab es sonst keine adligen Kinder bei der Hochzeit.«
»W o waren die Kinder?«
»D ie Vittra hatten nur mich und die Tryll-Kinder waren alle Changelings«, erklärte Loki.
»O bwohl du so klein warst, kannst du dich noch an die Hochzeit erinnern?«, staunte ich.
»N un ja, es war die Hochzeit des Jahrhunderts.« Er grinste. »A lle waren da. Ein außerordentliches Spektakel.«
Ich begriff, dass Loki seinen Humor und seinen Sarkasmus einsetzte, um mich auf Distanz zu halten, so wie Finn seine Schroffheit einsetzte. Als Loki gerade in Erinnerung an seine Mutter versunken war, hatte ich einen Blick auf seine wahre Persönlichkeit erhascht. Er hatte sie mir bereits in Ondarike gezeigt, als er sich selbst ebenfalls als Gefangener bezeichnet hatte.
»W eißt du, warum sie geheiratet haben?«
»O ren und Elora?« Er runzelte die Stirn. »W eißt du das denn nicht?«
»I ch weiß, dass Oren einen Thronerben wollte und das mit einer Vittra-Frau nicht gegangen wäre. Elora wollte die beiden Stämme vereinen«, sagte ich. »A ber warum? Warum war es so wichtig, dass sich die Vittra mit den Tryll verbündeten?«
»N a ja, weil wir seit Jahrhunderten miteinander Krieg führten«, sagte Loki achselzuckend. »S eit Beginn unserer Geschichtsschreibung.«
»A ber warum denn nur?«, wiederholte ich. »I n den Geschichtsbüchern, die ich gelesen habe, wird nirgendwo der Grund dafür erwähnt. Warum hassen wir uns denn so sehr?«
»I ch weiß es nicht.« Er schüttelte hilflos den Kopf. »W arum haben sich die Capulets und die Montagues gehasst?«
»F ürst Montague hatte Capulet die Frau ausgespannt«, antwortete ich. »E s war eine Dreiecksgeschichte.«
»W ie bitte?«, stutzte Loki. »D as steht aber nicht bei Shakespeare.«
»I ch habe das irgendwo mal gelesen«, winkte ich ab. »I st auch egal. Was ich damit sagen will, ist, dass es immer einen Grund gibt.«
»D as kann gut sein«, bestätigte Loki.
Er ließ seinen Blick einen Moment lang auf mir ruhen, und seine karamellfarbenen Augen schienen bis auf den Grund meiner Seele zu dringen. Plötzlich wurde mir bewusst, wie dicht er vor mir stand und dass wir ganz allein in seinem abgelegenen Zimmer waren.
Schnell senkte ich den Blick, wich einen Schritt zurück und befahl meinem Herz, wieder langsamer zu schlagen.
»I nzwischen ist die Kluft zwischen unseren Völkern einfach zu tief«, sagte Loki endlich. »D ie Vittra wollen expandieren und die Tryll verteidigen ihr marodes Imperium mit Zähnen und Klauen.«
»W enn hier ein Imperium marode ist, dann das der Vittra«, konterte ich. »W ir können wenigstens noch Nachkommen zeugen.«
»O h, das war ein gemeiner Tiefschlag, Prinzessin.« Loki legte sich gespielt verletzt die Hand auf die Brust.
»A ber es stimmt doch, richtig?«
»R ichtig.« Er ließ die Hand sinken und setzte sein freches Grinsen wieder auf. »A lso, Prinzessin, was hast du dir
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