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Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Titel: Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Entzweit Band 2
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ohne die hohe Mauer zwischen uns. Ich hatte ihn vermisst.
    Aurora kam aus dem Salon, als wir vor der Tür standen. Ihre normalerweise makellose Haut war grau, ihre dunklen Augen blickten glasig und ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Sie stützte sich gegen die Wand und rang nach Atem.
    »M arksinna?« Finn ging eilig zu ihr und legte ihr den Arm um die Hüfte, um sie zu halten. »G eht es Ihnen gut?«
    »I ch bin nur müde«, sagte Aurora. Finn half ihr zu einem Sessel, der im Flur stand. Sie bewegte sich wie eine alte Frau, und ihre Knochen knackten, als sie sich in den Sessel sinken ließ. »W ürdest du bitte meinen Sohn holen? Ich muss mich hinlegen und möchte, dass er mich nach Hause bringt.«
    »J a natürlich«, sagte Finn und schaute mich entschuldigend an. »P rinzessin, ist es in Ordnung, wenn du alleine zur Königin gehst?«
    »J a. Hol Tove, ich komme schon klar.«
    Finn eilte los, um Tove zu seiner Mutter zu bringen, und ich ging zum Salon. Kurz fühlte ich mich schuldig, weil ich Aurora ganz allein im Flur zurückließ und sie so erschöpft wirkte, aber im Moment war es mir wichtiger, mich um meine eigene Mutter zu kümmern. Die Tür des Salons war noch offen, und ich blieb einen Moment lang auf dem Flur stehen und schaute hinein.
    Elora lag genau wie vorher auf ihrem Sofa, war aber jetzt in eine schwarze Pelzdecke gewickelt. Ihr rabenschwarzes Haar war noch stärker ergraut. Sie hielt die Augen geschlossen, und jemand hatte ihr das Blut vom Gesicht gewischt.
    Garrett saß in einem Sessel direkt neben Eloras Kopf, hielt ihre Hand in seinen Händen und betrachtete sie mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung. Sein wuscheliges Haar war noch unordentlicher als sonst, und sein Hemd war mit Eloras Blut befleckt.
    Thomas hielt hinter dem Sofa Wache. Er hatte die stoische Haltung eingenommen, die alle Tracker beim Wachdienst hatten, aber sein Blick ruhte auf meiner Mutter. Er schaute sie nicht so intensiv an wie Garrett, aber es schimmerten dennoch Emotionen durch, ein ferner Abglanz dessen, was vor Jahren zwischen ihm und Elora gewesen war.
    Als Elora die Augen öffnete, blickte sie als Erstes zu Thomas auf. Garretts Kiefermuskeln zuckten und er biss die Zähne zusammen, sagte aber nichts. Er hielt sogar ihre Hand weiter fest.
    »E lora?«, sagte ich schüchtern und betrat den Salon.
    »P rinzessin.« Ihre Stimme klang schwach, und sie schenkte mir den Versuch eines Lächelns.
    »D u wolltest mich sehen?«, fragte ich.
    »J a.« Sie versuchte, sich aufzusetzen, aber Garrett legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
    »E lora, du musst dich ausruhen«, sagte er.
    »E s geht mir gut«, winkte sie ab, ließ sich aber wieder in die Kissen zurücksinken. »I ch muss unter vier Augen mit meiner Tochter sprechen. Würdet ihr uns bitte einen Moment allein lassen?«
    »J a, Euer Majestät.« Thomas verbeugte sich. »A ber strengt Euch bitte nicht zu sehr an.«
    »K eine Sorge, Thomas.« Sie lächelte ihn müde an, er verbeugte sich noch einmal und ging dann.
    »I ch bin draußen im Flur, falls du mich brauchst«, sagte Garrett, stand aber nur sehr widerwillig auf. Er ging erst zur Tür, als Elora ihn auffordernd ansah. »W enn du irgendetwas brauchst, ruf nach mir. Oder schick die Prinzessin. Okay?«
    »I ch mache alles, was du willst, wenn du jetzt gehst«, seufzte Elora.
    Garrett blieb vor mir stehen und es sah aus, als wolle er mir etwas sagen. Wahrscheinlich wollte er mich bitten, meine Mutter nicht aufzuregen. Elora sagte seinen Namen, und er eilte aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich nahm seinen Platz neben meiner Mutter ein.
    »W ie geht es dir?«, fragte ich.
    »E s ging mir schon mal besser.« Sie hüllte sich in die Decke ein und suchte sich eine bequemere Position. »A ber ich werde es überleben, und nur darauf kommt es an.«
    »W as ist denn passiert?«, fragte ich. »W arum bist du zusammengebrochen?«
    »W ie alt bin ich deiner Meinung nach?«, fragte Elora und schaute mich an. Vor ein paar Tagen waren ihre Augen noch fast schwarz gewesen, aber nun waren sie milchig und trüb.
    Die Frage nach ihrem Alter war nur schwer zu beantworten. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich sie auf Mitte fünfzig geschätzt. Wunderschöne Fünfzig, aber selbst damals hatten ihre ebenmäßigen Gesichtszüge bereits gealtert gewirkt.
    Jetzt, wo sie müde und zerbrechlich auf der Couch lag, wirkte Elora noch viel älter. Sie sah aus wie eine Greisin, aber das wollte ich ihr natürlich nicht

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