Hoehenfieber
Treuhandpflichten. Bei Übergabe der Aktien wäre mir nicht mehr als ein Stapel Papier übrig geblieben.“
Rashad räusperte sich und sah Quinn an. „Nachdem ich erfuhr, dass deine Mutter über Ziad die Suche nach dir in Auftrag gegeben hat, musste ich handeln, denn kurz zuvor waren mir Unregelmäßigkeiten in der Holdinggesellschaft zugetragen worden. Ich rief Fadi aus Rom zurück und bat ihn um zwei Dinge: Er sollte so schnell wie möglich eine Frau zum Heiraten finden, damit seine Anteile nicht in Ziads Hände fallen würden, wenn ich nicht mehr bin. Zum anderen sollte er dich finden, Latifa. Ich kann nicht wiedergutmachen, was ich euch allen angetan habe. Ich kann nur noch versuchen, eure Zukunft zu schützen.“
In seinem Blick erkannte Quinn einen Funken des Mannes, der er laut Sadias Erzählungen vor vielen Jahren einmal gewesen sein sollte. Warum nur hatte er sich von Macht und Reichtum umkrempeln lassen? Was hätten sie alle für ein glückliches und erfülltes Leben führen können …
Mit einem leisen, unaufdringlichen Summen meldete das in der Tischplatte eingelassene Telefon einen Anruf.
Rashad hob die Hand. „Ich erwarte diesen Anruf, einen Moment, bitte.“ Er nahm den Hörer ab. „Ja? – Gut. Begleiten Sie ihn bitte herein.“ Er ließ den Arm sinken und sah in die Runde. „Wir erwarten den Privatdetektiv. Ich habe mir erlaubt, Sadia, ihn zu kontaktieren, weil er über gewisse Einblicke verfügt, die wichtig für meine Recherchen waren.“
Ihre Mutter nickte mit einem Ausdruck, der nur zu deutlich ihre Erschütterung angesichts der Offenbarungen deutlich machte. Quinn beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie auf die Wange. „Es wird alles gut, Mama.“
Sie blickte zur Tür, die von zwei Bodyguards flankiert wurde, die sie bisher überhaupt nicht wahrgenommen hatte.
*
Er war tot!
Der Lauf der Waffe presste sich mit unnachgiebiger Härte in sein Kreuz. Vor einer Doppeltür blieben sie stehen.
„Klopf an!“
Gleich, als sich die Tür öffnete, erhielt er einen Stoß, der ihn gegen das Holz schleuderte. Er stolperte und stürzte in den Raum. Ohne eine Möglichkeit, sich mit den auf dem Rücken gefesselten Händen abzustützen, fiel er auf die Brust und knallte mit dem Kopf auf den Boden. Er hörte die dumpfen Geräusche aus dem Schalldämpfer, zwei Körper krachten rechts und links von ihm zu Boden. Noch ehe er sich herumwälzen konnte, traf ihn ein Schuh in der Seite.
„Aufstehen!“
Der Kerl, der ihn im Burj Al Arab an die Bar hatte rufen lassen, hatte ihn bereits am Fahrstuhl im Erdgeschoss erwartet und ihn in die Kabine zurückgedrängt. Die Konturen der Waffe unter seiner Jacke verboten jede Gegenwehr.
Wehrlos hatte er den Mann in das wartende Fahrzeug in der Tiefgarage und weiter zu diesem Anwesen begleiten müssen.
Mit einem kräftigen Ruck an seinen Haaren stemmte der Kerl ihn in die Höhe. „Vorwärts!“ Er trieb ihn zu einem Tisch in der Mitte des Raumes. Vollkommen verängstigt kauerten sich Quinn Kirby und zwei weitere Frauen in die tiefen Sessel, die beiden Männer saßen steif und bewegungslos und starrten ihnen entgegen.
„Die Hände auf die Tischplatten!“
Er erhielt einen weiteren Stoß. „Setzen Sie sich ruhig mit in die illustre Runde.“ Sein Entführer rutschte mit dem halben Hintern auf die Tischplatte, legte lässig die Hand mit der Waffe in den Schoß und grinste süffisant. „Nun, wie weit ist deine kleine Aufklärungsrunde bisher gekommen, Rashad?“
„Drecksack!“, zischte der Scheich am Kopfende des Tisches.
Er hatte sich den Mann erhabener vorgestellt. Mit einem weißen Gewand und einem Turban auf dem Kopf, nicht in einem teuren Designeranzug, der ihm sogar im Sitzen um die abgemagerten Knochen schlotterte.
„Nun, dann führt euer Aufklärungsspielchen doch einfach an der Stelle fort, an der ihr aufgehört habt.“
*
Quinn wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihrem Onkel die Augen ausgekratzt, doch die beiden toten Bodyguards an der noch offen stehenden Tür hielten sie ab, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Fadi und der Sheikh hatten recht gehabt. Hatten sie nicht damit gerechnet, dass Ziad Verdacht schöpfte? Wo war all das Sicherheitspersonal? Gut, die meisten hielten sich außerhalb des Geländes auf und bewachten den Zutritt zum Gelände, doch auch im Palazzo musste sich außer den beiden Bodyguards noch mindestens ein halbes Dutzend Security-Leute aufhalten.
„Wie bist du hereingekommen?“, fragte
Weitere Kostenlose Bücher