Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
Vom Netzwerk:
wollte sich nur widerstrebend beruhigen. Lagen diese merkwürdigen Empfindungen tatsächlich an ihr? Niemals zuvor hatten Frauen solche Gefühle ausgelöst, egal, wie attraktiv oder charmant sie waren. Manchmal hatte er schon befürchtet, schwul zu sein – aber Männer lösten noch weniger Reaktionen bei ihm aus. Um genau zu sein: g ar keine!
    Virgin drehte sich zum Waschbecken. Die Enge des Raumes wirkte plötzlich erdrückend. Er wusch sich die Hände und legte die feuchten Handflächen auf seine Wangen. Sie glühten. Er musste sich unbedingt beruhigen, wollte er nicht mit hochrotem Kopf den Rückweg zu seinem Sitzplatz antreten. Virge betrachtete sich im Spiegel. Die Hitze kam nur von innen, seine Hautfarbe hatte sich nicht verändert. Ein leises Grollen zwängte sich aus seiner Kehle. Wenigstens würde er nicht ihrem Blick begegnen, sofern sie sich nicht zu ihm umdrehte. Oder er sich zu ihr – doch dieses Verlangen würde er tunlichst unterdrücken.
    Schweißperlen rollten ihm über den Nacken, als er sich wieder auf seinen Sitz schob.
    Mittlerweile war er vollkommen überzeugt: Diese Frau wirkte auf ihn wie eine Droge, versetzte ihn in einen Rausch. Je näher er ihr kam, desto heftiger schlug sein Herz, desto schneller musste er atmen und ein Kribbeln legte sich wie eine Membran um seinen Körper.
    Waren das die Auswirkungen, wenn man sich verliebte?
    Soweit er sich erinnerte, war er niemals richtig verliebt gewesen. Eine Zeit lang während und nach der Pubertät hatte er sich gefragt, was mit ihm nicht stimmen mochte. Virge fühlte sich nicht andersartig und pflegte ein gutes Verhältnis zu Frauen und Männern. Er gehörte wohl zu der altmodischen Sorte, stellte er eines Tages fest. Natürlich hatte er es gegenüber seinen Freunden niemals zugegeben, welche romantischen Vorstellungen ihm vorschwebten. Es würde ausarten, wenn er sich ausführliche Gedanken darum machte. Im Mondlicht spazieren gehen, gemeinsam am Strand liegen und den Wellen lauschen, im tiefen Gras Hand in Hand dem Wind zuhören; das waren nur einige der Szenarien, die er sich mit einer Partnerin ersehnte. Schneller Sex, One-Night-Stands, offene Beziehungen, Wetteifern, wer es schaffte, die meisten Frauen flachzulegen – all das hatte ihn nie gereizt und die Frage, ob er deshalb unnormal war, hatte er irgendwann tatsächlich mit Ja beantwortet. Nur mit dem guten Gefühl, in dieser Beziehung sehr gern unnormal zu sein und zu bleiben.
    Die eine, die große, einzigartige, alles umwerfende Liebe, seine zweite Seelenhälfte, würde ihm eines Tages begegnen – oder auch nicht. Wenn ihm dieses Glück verwehrt bleiben sollte, dann nahm er es eben hin. Mit weniger würde er sich jedenfalls niemals zufriedengeben und nicht glücklich sein. Da war es einfacher, auf eine Beziehung zu verzichten und sich wenigstens keinen Stress anzutun.
    Seine damaligen Freunde hätten ihn ausgelacht und verspottet. Auch bei den G.E.N. Bloods gab es bisher niemanden, dem er sich nahe genug fühlte, um sein Innerstes nach außen zu kehren. Aber zumindest keimte da ein positives Gefühl. Freundschaften mussten reifen, und ihre kleine Gruppe befand sich auf einem guten Weg. Dix hätte er sich als Freund vorstellen können, auch Wade, Neil oder Jay-Eff. Max nicht zu vergessen. Seth war nicht unsympathisch … eher undurchsichtig und Simba sehr verschlossen. Der kam noch weniger als Virge aus seinem Schneckenhaus hervor.
    Seine Lider wurden schwer. Er lehnte den Kopf zurück und versuchte, seine Gedanken einzuschläfern.
     
    *
     
    War ja klar. Quinn sah in den Augenwinkeln, wie sich weiter vorn ein Passagier erhob. Sofort spürte sie es, sie wusste es. Der Typ aus dem Terminal kam durch den Gang auf sie zu. Sie schloss die Augen und lauschte auf sich nähernde Schritte, die sie erst vernahm, als er ihr bereits sehr nahe sein musste. Mit aller Willenskraft zwang sie sich zur Ruhe, unterdrückte das Zittern ihrer Lider.
    Irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht. Nicht nur, dass sich sein Herannahen mit geschlossenen Augen wie das Heranpirschen eines Raubtieres anfühlte, das man nicht sah, von dem man aber wusste, dass es sich nicht unweit irgendwo in der Dunkelheit verbarg; in der Nähe dieses Mannes hatte sie plötzlich geglaubt, einen Kobold im Ohr sitzen zu haben, dabei hörte sie sonst nie Stimmen im Kopf. All ihre Entscheidungen, ihre Überlegungen, selbst das Für und Wider, wenn sie mit unterschiedlichen Gesichtspunkten eine Entscheidung zu treffen versuchte,

Weitere Kostenlose Bücher