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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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entsprangen ihrer einzigen, eigenen und nüchternen Stimme. Sie hatte noch nie das Gefühl gehabt, jemand anders flüsterte ihr einen Gedanken ein.
    „Du verpasst etwas!“
    Sie hatte diesen Kommentar im Terminal genau gehört und war überzeugt, er konnte nur von ihm stammen. Es verwirrte sie, dass sich seine Lippen nicht bewegt hatten und auch Vanita hatte nichts gehört. Dabei hätte er schon mit erhobener Stimme sprechen müssen, um ihn über die – wenn auch geringere – Entfernung und den Lärmpegel hinweg verstehen zu können. Sie hatte Vanita auf dem Weg ins Flugzeug das merkwürdige Gefühl geschildert, das sie bei der Begegnung seines Blickes gespürt hatte. Van und sie sprachen über alles, was ihnen auf den Seelen lag. Nur hatte auch Van diesmal keine Erklärung finden können. Das muss übersinnlich sein , hatte ihre Freundin vermutet – doch an so etwas glaubte Quinn nicht. Eine andere Erklärung wollte ihr jedoch ebenfalls nicht einfallen und auch nicht dafür, erneut seine Stimme zu hören, als er an ihr vorbeiging.
    Du schaffst das, Junge. Nur ruhig Blut. Nicht hinschauen.
    Sie fröstelte und der plötzliche Kälteschauder rief sie zur Ordnung. Ihre Fantasie brannte mit ihr durch. Sie traute sich zwar nicht, die Augen zu öffnen und dem Riesen ins Gesicht zu sehen, aber das konnte er unmöglich gesagt haben. Blieb also nur die Fähigkeit, seine Gedanken zu lesen. Eine hübsche Vorstellung, die ihr umso besser gefiel, je länger sie darüber nachdachte. Eine solche Gabe hätte unzweifelhaft einige Vorteile. Sie könnte sicher sein, dass der Mann, dem sie vertraute, ihre Gefühle aus tiefstem Herzen erwiderte. Oder auch nicht. Sie würde wissen, was ihm auf der Zunge brannte, ohne es auszusprechen, und sie könnte ihm nicht nur Wünsche von den Augen ablesen, sondern seine geheimsten Träume ergründen. Dazu wüsste sie, ob er offen und ehrlich auf sie einginge, ob er ihr zuhörte, mit ihr fühlte, wenn sie sich ihm anvertraute – oder ob er nur so tat, als wäre er ein Frauenversteher und in Wahrheit langweilte er sich zu Tode.
    Ganz nett, das alles zu wissen, doch ob es auf Dauer angenehm blieb? Selbst in einer perfekten Beziehung würde sie vielleicht früher oder später lieber nicht mehr ständig die Gedanken des anderen lesen wollen. Könnte man überhaupt noch abschalten? Ohne Beeinflussung seine eigenen Überlegungen verfolgen? Manche Menschen würde das wahrscheinlich nicht stören. Doch wenn sie daran dachte, dass es ihr unmöglich war, konzentriert zu arbeiten, wenn ein Fernseher im Hintergrund lief, dann würden ständig präsente fremde Gedankengänge sie auch stören. Sie verstand nicht, wie andere es schafften, vor einer Kulisse von Hintergrundgeräuschen ihre Arbeit zu verrichten. Bewundernswert. Musik störte Quinn nicht, aber Gequassel konnte sie nicht vertragen.
    Dreh dich nicht um. Geh einfach ganz locker weiter.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Gänsehaut kroch ihr vom Nacken den Rücken hinab. Dieses Mal hatte sie ihn nicht gesehen oder kommen gehört, nur ein leichter Luftzug verriet den dezenten Duft seines Rasierwassers. Nur, dass sie es erst roch, nachdem sie bereits diese Eingebung gehabt hatte.
    Sie wartete einen Moment, während dem sie sich nicht traute, Luft zu holen. Dann öffnete sie die Lider einen Spalt weit, sodass es aus der Entfernung betrachtet noch immer aussehen musste, als hielte sie die Augen geschlossen. Besser war besser, sollte er sich zu ihr umdrehen. Zwischen den Wimpern hindurch starrte sie auf seinen breiten Rücken. Hoffentlich tat er es nicht wirklich und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Sie würde wahrscheinlich nach Luft schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Sein Kopf reichte beinahe bis an die Decke des Flugzeugs. Mit seinen schmalen Hüften schob er sich durch den engen Gang, ohne an den Sitzen anzuecken. Wenn er an Reihen vorbeikam, in denen Passagiere saßen, deren Schultern in den Gang reichten, drehte er sich zur Seite, um sie nicht anzustoßen. Diese geschmeidigen Bewegungen bereiteten ihr eine prickelnde Gänsehaut. Als Mann war er schon eine Attraktion, das musste sie zugeben. Schon seine überdurchschnittliche Größe bewunderte sie. Obwohl er sehr schlank war, beinahe dürr, wirkte er nicht schlaksig oder ungelenk. Außerdem hatte er dieses gewisse Etwas, das ihn zu einem verführerisch attraktiven Mann machte, aber nicht zu einem Schönling. Seine langen Beine wirkten kraftvoll, aber nicht übertrieben

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