Hoehenfieber
wenigen Blätter es vor der Entdeckung durch den Fuchs schützen würden.
Etwas stimmte an der Geschichte der beiden nicht, das Gefühl setzte sich immer energischer durch, auch wenn die Gesichtsausdrücke der Frauen ihn glauben machen wollten, dass allein die Aussichtslosigkeit der Situation ihre Züge so deprimiert aussehen ließ. Sie verbargen etwas vor ihm. Äußerst geschickt, und wenn es ihm nicht sein Gespür sagen würde, so wie ein Aal auf Kilometer hinweg winzigste Gerüche im Wasser wahrnehmen konnte; so wie sein Teamkollege Wade die stinkenden Socken von einem der Black Boys von Utah bis Kalifornien riechen würde, dann hätten sie ihm wie allen anderen weismachen können, dass sie nichts als die Wahrheit sagten.
„Meine Kollegen und ich müssen zunächst davon ausgehen, dass eure Vermutungen richtig sind. Vielleicht gilt der Auflauf da draußen tatsächlich euch, und …“
„Da kannst du drauf wetten!“
Virgin sprach weiter, ohne auf Vanitas Kommentar einzugehen. „… und wir müssen so viel wie möglich über die Hintergründe erfahren. Möglicherweise gibt es Informationen, die euch nicht wichtig erscheinen, die aber einem Außenstehenden die Möglichkeit geben, die Sache von anderen Gesichtspunkten aus zu betrachten. Vielleicht können wir das Ziel der Erpresser herausfinden, oder ihre nächsten Schritte abschätzen.“
„Ihr seid die Schlausten, schon klar!“
Virgin fuhr ungewollt aus der Haut. „Weib! Mach mal halblang. Ich werde dir jetzt nicht erklären, wer wir sind und über welche Erfahrungswerte wir verfügen oder nicht. Wenn du im Moment einen anderen Weg siehst, deinen Allerwertesten zu retten, nur zu! Aber lass die Zickerei. Hier geht’s nicht nur um dich. Es sind zweihundertelf Menschen an Bord, ist dir das klar?“
Quinn griff über den Gang hinweg und legte ihre Hand auf sein Knie.
Sofort verpuffte Virgins Ärger wie die aus einem geplatzten Luftballon austretende Luft. Hitze strömte durch ihn hindurch, und ein Prickeln, das ihm vom Knie in die Lenden schoss und ihm das Gefühl gab, gleichzeitig gelähmt zu sein und zu verglühen. Er atmete tief durch.
Zum Glück zog Quinn ihre Finger rasch zurück. „Vanita hat nur Angst, bitte nimm ihr die Art und Weise, wie sie es rüberbringt, nicht krumm.“
Die Zickenhexe schob per Hand die Trennwand zwischen ihrer und Quinns Kabine hoch, sodass es laut knallte. Erstaunlicherweise blieb das ihre einzige Reaktion, obwohl Virgin eher einen verbalen Wutausbruch erwartet hätte, zumindest, dass sie Quinn gehörig über den Mund fuhr. Doch hinter der Trennwand drang kein Mucks hervor.
„Ist okay“, sagte er. Er widerstand dem Impuls, sich näher zu Quinn hinüberzubeugen. Ihre Nähe, eine winzige Berührung, entlockte seinem Körper ungewohnte und kaum zu beherrschende Reaktionen. Im Grunde verfluchte er sich, dass er angesichts ihrer Lage überhaupt den Nerv hatte, über Quinns Wirkung auf ihn nachzudenken. Erst recht, dass er keine Kontrolle über seinen Körper besaß.
Er dachte für einen Moment an Dix und Jamie. Wie sich Dix’ Gesichtsausdruck veränderte, wenn er seine Frau ansah. Hatte es bei den beiden ebenso schnell gefunkt wie bei Quinn und ihm?
Halt !, rief er sich zur Ordnung. Bei ihm hatte es gefunkt, doch bei Quinn? Ihrem von Angst umwölkten Ausdruck konnte er beim besten Willen keine Antwort auf die brennende Frage entlocken, ob er ähnlich auf sie wirkte. Er sah ihr in die pechschwarzen Augen und suchte vergeblich nach einem Hinweis.
Vielleicht – er räusperte sich, weil sich seine Kehle anfühlte, als hätte er eine Handvoll Sand geschluckt – hatte sie ihre Finger so schnell zurückgezogen, weil sie die Hitze ebenfalls gespürt hatte. Vielleicht war es ihr aber auch unangenehm, ihn zu berühren und sie empfand sein Starren wie das Gebaren eines unreifen Jünglings und einfach nur nervig. Oder sie empfing die Signale überhaupt nicht, weil sie viel zu tief in ihrer Furcht feststeckte, um überhaupt etwas anderes zu empfinden. Er sollte ebenfalls schnellstens zurück auf den Teppich kommen.
Virgin dachte an ihren eigentlichen Auftrag. Wie es aussah, musste sich das andere Team allein auf die Suche nach Nani-ji machen. Sie würden niemals zeitgleich in Mumbai eintreffen. Obwohl es abgesprochen war, dass jedes Team auch unabhängig voneinander operieren würde, wünschte sich Virge, dass es nicht so weit kommen würde. Ein ungutes Gefühl warnte ihn, sich auf Schlimmes gefasst zu
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