Hoehenfieber
halte mein Wort.“ Er lächelte und ahnte, dass es ein wenig schief ausfiel. „Immer“, fügte er hinzu. Ein Muskel um seinen Mund zuckte, ohne dass Virge die Kontrolle zurückgewann. Großer Gott. Er sollte Quinn an sich reißen. Ihr die schimmernden Tränen aus den Augenwinkeln küssen und sie festhalten, bis sich ihr Zittern beruhigte und sie sich in seinen Armen sicher und geborgen fühlte.
Für eine hoffnungsvolle Sekunde glaubte er, in ihrer Miene die Bestätigung zu finden, dass dieser Wunsch nicht allein seiner Sehnsucht entsprang. Eine noch glühendere Hitzewelle jagte durch seine Adern und bereitete ihm Schwindel.
Virgin drückte Quinns Hand und erhob sich. „Ich muss mich beeilen“, sagte er und bemerkte erschrocken, wie heiser und rau seine Stimme klang. Rasch wandte er sich ab und verließ mit langen Schritten die First Class. Etwas schneller und es musste wirken, als jagte der Teufel in Person hinter ihm her.
Die Flugbegleiter hatten sich in den beiden Gängen der Economyclass verteilt. Dix und Nash standen am Ende, Taylor am Anfang des rechten Ganges, also blieb Virgin auf der linken Seite stehen. Taylors Finger lagen auf einem in der Bordwand eingelassenen Telefon. Er drückte auf einen Knopf. Gleich darauf ertönte die Stimme des Piloten.
„Hier spricht Kapitän Sullivan. Wir wurden soeben darüber informiert, dass in einer halben Stunde Mütter und Kinder das Flugzeug verlassen dürfen.“
Einige Frauen schluchzten auf.
Taylor griff zu einem Mikrofon und zog es an dem Kabel aus der Wand an seinen Mund heran. „Danke, Mr. Sullivan“, sagte er. „Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten, verehrte Damen und Herren?“
Die Frauen weinten weiterhin, doch der Lärmpegel der übrigen Passagiere schwoll ab.
„Wir werden jetzt die Betroffenen in die Business Class bringen. Der Ausstieg muss schnell und problemlos abgewickelt werden.“
„Ich gehe nicht ohne meinen Mann“, rief eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm fünf Sitzreihen von Virgin entfernt und wimmerte hysterisch.
Eine Flugbegleiterin stand im nächsten Moment neben ihr und ging neben dem Sitz in die Knie. Sie griff nach der Hand der Frau und sprach leise auf sie ein.
Virgin verstand die Aufregung sehr gut. Es musste verdammt schwer sein, den geliebten Partner zurückzulassen, doch andererseits wirkte es auch befremdlich, dass eine Mutter den Schutz ihres Kindes nicht an vorderste Position stellte und lieber mitsamt des Kindes bei ihrem Partner an Bord bleiben wollte. Es war ihre Entscheidung, zu bleiben – aber das Kind würde das Flugzeug verlassen.
„Wir werden jetzt die Reihen entlanggehen und die Passagiere zum Aussteigen in die Business Class begleiten“, sagte Taylor. „Bitte bleiben Sie sitzen, bis ein Flugbegleiter Sie auffordert, mitzukommen.“ Er hängte das Mikrofon ein und nickte in Richtung seiner Crew.
Dix und Nash rückten von hinten auf. Ihre Blicke glitten nach links und rechts über die Sitzplätze. Bei jeder Reihe, an der sie stehen blieben, halfen sie den Müttern und ihren Kindern, aufzustehen, und ihr Handgepäck aus den Fächern zu nehmen.
In der Kabine war eine bedrückende Stille eingetreten, eine Art Schockzustand. Nur das Rascheln von Kleidung und das Klappern des Gepäcks begleiteten die Ausgewählten in Richtung Business Class.
In der Mitte seiner Reihe erhob sich plötzlich ein Mann. Er hielt einen vielleicht fünfjährigen Jungen auf den Armen. „Sir“, sprach er Virgin an, „ich reise allein mit meinem Sohn. Ist es gestattet, dass wir auch das Flugzeug verlassen?“
„Dafür werden wir sorgen, Mister“, antwortete Virge. „Bitte warten Sie auf weitere Anweisungen.“
Virgin sah sich nach Taylor um, doch der war in seiner Reihe beschäftigt. Neben sich in der Bordwand befand sich das gleiche Equipment wie auf der anderen Gangseite. Spontan griff Virge zu dem Hörer und drückte auf einen beliebigen Knopf. Er lauschte, doch es tat sich nichts. Eine Flugbegleiterin kam auf ihn zu.
„Welche Taste muss ich drücken, um Sullivan zu erreichen?“
Sie zeigte es ihm und in der nächsten Sekunde meldete sich der Pilot.
„Die Umsetzung verläuft ohne Probleme.“
„Wer spricht dort?“
„Legrand“, sagte Virge, „FBI.“ Er schluckte.
„Okay, danke.“
„Wir haben einen allein reisenden Vater mit einem etwa fünfjährigen Jungen an Bord.“
„Ich kläre das“, sagte Sullivan, ohne dass Virge weitere Erklärungen hinzufügen musste. Er bedankte sich und beendete das
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