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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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ungewohnten Kleidung ein klein wenig der alten Sadia zurück in ihre Adern fließen, straffte sie die Schultern und versuchte, sich innerlich auf die Auseinandersetzung vorzubereiten. Wenn sie Fadi nicht fand, musste sie eben ihren Mann aufsuchen und darauf bestehen, dass sie zu dem Treffen mit ihrer Familie gefahren wurde.
    Nur, was sollte sie ihm erzählen, warum sie in diesem Aufzug und um diese Zeit aufbrechen wollte?
    Sie stolperte beinahe aus dem Bad und ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen. Ihr Plan war nicht überdacht. So würde es niemals gelingen. Bei Fadi hätte sie offene Worte wählen können, doch Rashad würde den Namen Latifa nie wieder aus ihrem Munde hören – geschweige denn die Information erlangen, wo sie sich aufhielt.
    „Was haben Sie vor, Sadia? Soll ich jemanden rufen, der Sie in Ihre Räumlichkeiten zurückbringt?“
    Sadia fuhr auf. Sofort pochte ihr Herz bis in die Schläfen. „Um Himmels willen. Nein. Bitte nicht, Alessa.“ Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Konnte sie dem Mädchen trauen? Immerhin hatte Alessa bisher niemanden vom Personal herbeigerufen.
    Was bliebe ihr für eine Wahl? Sadia konnte nur alles auf eine Karte setzen und gewinnen – oder mit Pauken und Trompeten untergehen.
    „Alessa“, begann sie erst stockend, doch dann wallte der Mut auf wie eine mächtige Wanderdüne. „Ich will aus dem Palazzo fliehen. Wären Sie bereit, mich zu unterstützen?“
    Sie hielt den Atem an, bis das Blut in ihren Ohren rauschte. Warum antwortete Alessa nicht? Sie focht einen inneren Kampf aus, das war nicht unschwer zu erkennen. Sadia japste. „Bitte, Alessa. Ich …“
    Mit drei langen Schritten war die junge Frau bei ihr und ging vor ihrem Sessel in die Knie. „Entschuldigen Sie, Sadia. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist und warum ich zuerst gezögert habe. Irgendwie hatte ich Angst, dass Fadi … ach, egal. Was immer er dazu sagt, Sie sind seine Mutter. Und Sie brauchen Hilfe. Wie könnte ich meine Unterstützung ausschlagen?“ Alessa griff nach ihrer Hand. „Bitte sagen Sie mir, was ich tun kann.“
    Sadias Gedanken rasten. Zwar kannte sie selbstverständlich Ziads Adresse auswendig, doch seine Rufnummer nicht. Wenn sie mit ihm telefonierte, wurde ihr ein Apparat mit der bereits aufgebauten Verbindung gereicht. Und je länger sie nachdachte, desto mehr schwand ihre Überzeugung, dass er sie auf der Stelle abholen lassen würde, selbst wenn sie ihn erreichen sollte.
    „Ich will das Gelände verlassen. Für immer“, fügte sie hastig an, damit Alessa wusste, worauf sie sich einließ.
    In Wahrheit konnte die Kleine die Reichweite dieser Handlung überhaupt nicht erahnen, nicht einmal Sadia fand sich dazu in der Lage.
    Am liebsten hätte sie ihre Bitte zurückgezogen, denn sie wollte nicht, dass Alessa in Schwierigkeiten geriet. Doch blieb ihr eine andere Wahl?
     
    *
     
    Dreißig Stunden, dachte Quinn und hätte schon wieder heulen können.
    Seit sie in der Frühe mit Virgin den Sonnenaufgang abgewartet hatte und die Männer anschließend eine der Fensterklappen geöffnet hatten, an der sie abwechselnd das Geschehen draußen beobachteten, hatte sich nichts getan.
    Quinn hatte zwischendurch selbst hinausgesehen.
    Die Militärfahrzeuge standen gespenstisch herum, als wären sie verlassen. Doch in ihrem Inneren verbargen sich Soldaten, bis an die Zähne bewaffnet, die nur auf einen Befehl warteten. Sie suchten Schutz vor der glühenden Sonne.
    So weit ihr Blick reichte, erfasste sie nichts, was sich bewegt hätte. Kein Mensch näherte sich dem Flugzeug, nicht einmal eine Biene brummte am Fenster vorbei. Das Einzige, was zeigte, dass draußen die Welt nicht plötzlich stillstand, war die vor Hitze flimmernde Luft. Noch gab es Wasser an Bord und ein paar Kekse, aber es war kein weiterer Nachschub angeliefert worden.
    Die Handys funktionierten nicht, der Kapitän hatte auf seine zahlreichen Nachfragen per Funk nur ein einziges Mal eine Antwort erhalten und die lautete: „Wir informieren Sie, sobald es etwas Neues gibt.“
    Das war’s.
    Die Ungewissheit raubte Quinn den letzten Nerv.
    Wie konnten all die Passagiere so lethargisch in ihren Sitzen bleiben und abwarten? Einige lasen in Büchern und Zeitschriften und wirkten dabei, als warteten sie auf den freien Platz im Friseurstuhl oder auf einer Massagebank.
    Quinn hatte bis zum Mittag kein Auge zugetan, doch dann überwältigte die Müdigkeit sie und sie hatte fast sechs Stunden geschlafen.

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