Hoehenfieber
Handfläche, damit erschöpfte sich der Vorrat. Er schob sie zurück. Stattdessen griff er zu einer Coladose, trank in langen, gierigen Zügen und knautschte das Aluminium in der Faust zusammen.
„Innerhalb der nächsten Stunden wird ein Kurier ein Paket an Bord bringen. Außerdem wird das Flugzeug betankt und gecheckt“, sagte er betont lässig.
Abrupt sprangen Virgin und Nash auf.
„Die bringen ein Paket? Was ist drin?“
Dix grinste breit. „Haltet euch fest.“
„Mach’s nicht so spannend!“
„Ein-hun-dert Millionen Dollar!“
„Ich fress ’nen Besen mitsamt Putzfrau.“ Virgin sackte zurück auf seinen Sitz. „Ist das das Lösegeld? Was soll es an Bord? Sitzt der Erpresser unter den Passagieren?“
„Alles ist möglich. Holy cow! Du hast wieder mal nur Dollar gehört.“
„Was?“
„Ich sagte, dass wir betankt werden. Was wohl bedeutet, dass das Flugzeug bald starten wird.“
„Weiß der Kapitän das schon?“, wollte Virgin wissen.
Dix schüttelte den Kopf. „Nein, die Information stammt nicht von dem Kanal, den die Operatoren zum Cockpit offen halten. Sie kommt direkt aus der Einsatzzentrale.“
„Wow! Du hast es geschafft, die Störsender zu umgehen und so weit vorzudringen?“
Er grinste noch breiter. „Übung macht den Meister.“ Tatsächlich war ihm genau das in den vergangenen Minuten zum ersten Mal gelungen. Dafür konnte er sich jetzt beinahe nicht mehr auf den Beinen halten. Die Müdigkeit zwang ihn in einen der Sitze.
„Was ist mit denen da draußen?“, fragte Nash.
„Ich weiß es ni…“
„Fuck! Der Kerl pennt!“ Virgin schob sich an ein Bordfenster heran und sah hinaus. Nichts deutete auf eine Veränderung hin. „Vielleicht wissen die noch nichts, genauso wenig wie Sullivan.“
Mittlerweile hatten sie herausgefunden, dass es Kompetenzrangeleien unter den Parteien gab. Die eine Seite des Militärs, die Abu Dhabi Defence Force , pflegte keine Kommunikation zur anderen, der Dubai Defence Force , sondern beide bezogen Informationen von einem Einsatzkommando, das sich in einem Gebäude des Flughafens eingerichtet hatte und unter anderem Kontakt zum Piloten hielt. Es zählte offenbar zu einem staatlich organisierten Team und splittete sich in Anhänger der Militäreinheiten, sodass Nachrichten nur gefiltert oder unvollständig an die Offiziere weitergegeben wurden.
„Das muss denen heftig gegen den Strich gehen“, vermutete Nash.
„Und mir so was von am Allerwertesten vorbei. Ich bin nur gespannt, wohin es geht und wie der Erpresser an das Paket kommen will.“
„Genau da sehe ich unser kommendes Problem.“
„Red schon.“
„Wir werden nicht in die Staaten zurückfliegen und wahrscheinlich auch in kein anderes halbwegs zivilisiertes Land. Nirgendwo würde der Erpresser einfach zum Flugzeug marschieren können, das Geld abholen und verschwinden.“
„Also würde das gleiche Spiel wie hier von vorn beginnen.“ Virgin rieb sich das Kinn. „Was ist, wenn es Instruktionen gibt, was mit dem Paket nach der Landung geschehen soll?“
„Wieso sollten die eingehalten und ausgeführt werden, sobald die Passagiere das Flugzeug verlassen haben? Dann ist sein Druckmittel futsch.“
„Dann bleibt also nur eine Landung weitab der Zivilisation“, sagte Virgin.
„Sehe ich auch so. Aber hast du mal bedacht, wie das Paket aussehen soll? Hundert Millionen Dollar? In Wertpapieren? Goldbarren? Banknoten?“
*
Quinn schob die Klappe am Bordfenster einen Zentimeter hinauf und lugte durch den Schlitz. Aufflammendes Flutlicht stach ihr in die Augen. Erschreckt fuhr sie zurück, beugte sich aber gleich darauf wieder vor. Sie musste einfach wissen, was da draußen vor sich ging. Endlich kam Bewegung in die Sache.
Sie kniff die Lider zusammen und versuchte, die Helligkeit zu durchdringen. Als sie sich halbwegs an das Licht gewöhnt hatte, erkannte sie Soldaten, die aufgeregt hin und her liefen. Dann erfasste sie, was geschah. Die Männer kletterten in verschiedene Fahrzeuge und eines nach dem anderen setzte sich in Bewegung.
Ihr entfuhr ein Aufschrei. „Das Militär zieht ab“, rief sie und rüttelte Vanita an der Schulter. „Van, sieh hinaus. Sie verschwinden.“
„Was?“ Vanita schnellte auf und beugte sich über Quinn. Ihr Gesicht klebte förmlich am Bordfenster. „Ich fasse es nicht. Ich kann nicht glauben, dass es vorbei ist. Einfach so …“
Die Furcht, die in den vielen Stunden an Bord wahre Achterbahntouren gefahren war, kroch
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