Hoehenfieber
unaufhörlich wieder in Quinn empor. Auch sie glaubte nicht, dass sich Sheikh Rashad einfach geschlagen gab. Dennoch zogen sich beide Gruppen zurück.
„Da kommt ein Fahrzeug“, stieß Vanita aus.
Quinn wechselte den Sitzplatz und belegte ein eigenes Bordfenster.
„Ein Tankwagen?“
„Sieht so aus.“
„Ich gehe zu Virgin und den anderen und frage, was das zu bedeuten hat.“
„Warte!“ Vanita stand ebenfalls auf. „Ich komme mit.“
Als sie das Abteil betraten und Quinn bemerkte, dass dieser Dix schon wieder schlief, griff sie nach Vanitas Hand und drückte sie warnend. Hoffentlich verstand Van, was sie ihr sagen wollte und regte sich nicht wieder lautstark auf.
Virgin, Nash, einer der Flight-Attendants und der Pilot standen an der Wand zur Bordküche und unterhielten sich.
Virgin sah auf und kam ihnen flugs entgegen. „Alles okay?“
„Nein“, sagte Quinn und deutete nach draußen. „Das sieht alles andere als okay aus. Was ist los?“
„Ich war noch vor zehn Minuten bei euch, um euch auf den neusten Stand zu bringen, aber ich wollte euch nicht wecken.“
„Schon gut. Und?“
„Wir werden gerade aufgetankt. Servicetechniker checken die Maschine und in Kürze erhalten wir nochmals Getränke und Verpflegung.“
„Wir dürfen abfliegen?“ Quinn keuchte. Das war nicht das, was sie erwartet hatte und sie wusste nicht, ob sie die Erleichterung zulassen durfte, die von innen gegen ihren Brustkorb hämmerte.
Dazu Virgins Hand auf ihrer Schulter, die beruhigend wirkte, jedoch nur vordergründig. Tief in ihr schien das Blut schneller zu fließen, ihr Herz heftiger zu pochen. Lag es an seiner Nähe oder an der leisen Hoffnung, dass sich vielleicht doch ein Silberstreifen an den Horizont malte?
„Danke“, sagte sie und meinte damit auch „Entschuldige, dass ich dich schon wieder so angefahren habe.“ Doch das brachte sie nicht über die Lippen und sie wusste nicht, warum. Vielleicht, weil sie fürchtete, ihn noch näher an sich heranzulassen, als es ohnehin bereits geschehen war. Denn selbst wenn sie heil aus diesem Flugzeug herauskäme, wäre es mit ihrem Leben als Quinn Kirby vorbei. Sie würde in ständiger Angst leben, dass genau das hier wieder passieren konnte. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit. Wie sollte sie an einer Schule unterrichten, wenn sie fü r chten musste, das Klassenzimmer könnte gestürmt werden, um einem Entführer in die Hände zu geraten? Vielleicht überzeichnete sie die Gefahren der Zukunft maßlos, vielleicht sah sie zu viele schlechte Filme, vielleicht brannte auch nur mal wieder ihre lebhafte Fantasie mit ihr durch, doch eines wusste sie gewiss: Sie würde als Quinn Kirby nicht mehr sicher sein. Und Van nicht als Vanita Blankenship.
„Wir werden abfliegen, ja. Leider ist das Ziel ungewiss. Und vorher wird noch das Lösegeld an Bord gebracht.“
„Oh mein Gott.“
„Der Erpresser ist unter den Passagieren?“, fragte Vanita gleichzeitig.
„Wir tippen eher darauf, dass er uns am Zielort erwartet“, sagte Virgin. „Und wir rechnen damit, dass es eine ungemütliche Situation werden wird.“ Er erläuterte ihnen, welche Überlegungen er mit seinen Partnern und dem Kapitän getroffen hatte.
Langsam dämmerte es Quinn, dass sich ihre Lage bei Weitem nicht verbesserte. Die Gefahr, Sheikh Rashad in die Hände zu fallen, war vielleicht fürs Erste gebannt – dafür eröffneten sich mindestens genauso schwerwiegende und gefährliche neue Risiken.
„Mr. Sullivan wird in wenigen Minuten die Passagiere persönlich informieren. Kommt mit.“ Virgin griff nach ihrer Hand und Quinn hielt mit der anderen weiterhin Vanitas Finger umklammert. Sie gingen zu den anderen drei Männern hinüber, die ihnen kurz zunickten und ihr Gespräch fortsetzten.
Nash hielt einen Block und einen Kugelschreiber in den Händen, die Mine auf dem Papier aufgesetzt, doch er schrieb nicht. „Sind weitere Forderungen des Erpressers durchgegeben worden?“
„Das war bislang alles“, antwortete Sullivan mit fester Stimme.
Quinn versuchte, von dem Block abzulesen. Sie erfasste nur das Wort Transponder.
„Was ist ein Transponder und was soll damit geschehen?“
„Ich erkläre es dir.“ Virgin zog sie einen Schritt zur Seite. „Lassen wir die anderen ihre Unterhaltung zu Ende führen“, sagte er leise.
Sie nickte und auch Vanita verhielt sich zurückhaltend und ruhig. Quinn entzog sich ihr und wischte die klebrige Feuchtigkeit ihrer Handfläche an ihrer Jeans ab. Die
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