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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Perserkriege
     
    Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. standen die Griechen Kleinasiens unter persischer Herrschaft. Als einige Städte
     des griechischen Mutterlandes den kleinasiatischen Griechen beim Ionischen Aufstand (500–494 v. Chr.) gegen die Perser beistanden,
     bot sich den Persern der Anlass für ein Eingreifen in Griechenland. Die Perserkriege lassen sich in zwei Phasen einteilen.
     Zunächst der Zug des Datis (490 v. Chr.), in dem nur einige wenige griechische Städte, u. a. auch Athen, für die Unterstützung
     des Ionischen Aufstandes bestraft werden sollten. In der Schlacht bei Marathon konnten sich die Athener gegen die Perser behaupten,
     das persische Expeditionsheer zog sich zurück. An der zweiten Phase der Kämpfe (480–479 v. Chr.) nahm der persische Großkönig
     Xerxes selbst teil. Die Perser siegten in der Schlacht an den Thermopylen, verloren aber die Seeschlacht bei Salamis (480
     v. Chr.) und ein Jahr später die Landschlacht bei Plataiai. Bei den Perserkriegen handelte es sich keinesfalls um einen Konflikt
     zwischen Griechen und Persern, gar um ein Ringen zwischen Ost und West, Despotie und Demokratie. Vielmehr verliefen tiefe
     Risse durch die griechische Welt. Nur wenige griechische Gemeinwesen verbündeten sich gegen die Perser, viele machten gemeinsame
     Sache mit ihnen oder blieben neutral; bei den Schlachten waren stets auf beiden Seiten auch Griechen engagiert. In der Zeit
     der Perserkriege spielte das Orakel von Delphi eine undurchsichtige Rolle. |35| Zunächst riet es den Griechen zur Unterwerfung, später aber schlug es sich auf die Seite der Persergegner. Als die Athener
     vor dem drohenden Verlust ihrer Stadt 480 v. Chr. Delphi befragten, wie sie sich verhalten sollten, fiel die Antwort niederschmetternd
     aus. Die Pythia forderte die Athener zur Flucht auf. Nichts, so weiter die düstere Prophezeiung, würde dem Verderben entgehen,
     das der Krieg über die Athener bringt; die Zerstörung von Festung und Tempeln wurde vorhergesagt. Als die athenischen Gesandten
     an diesem Spruch verzweifelten und ihre Stadt schon aufgaben, riet ihnen ein angesehener Delpher, das Orakel abermals zu befragen.
     Dankbar befolgten die Athener den Rat und forderten einen günstigeren Orakelspruch, andernfalls würden sie als Asylsuchende
     bis zu ihrem Lebensende in Delphi bleiben. Solch ein Vorgehen war im Umgang mit Orakeln nicht unüblich und lässt sich auch
     in anderen Kulturen beobachten. Die Pythia gewährte den Athenern nochmals eine Antwort, die Hoffnung auf keimen ließ: Wenn
     die Athener ihr gesamtes Land an die Perser verlören, bleibe alleine eine Mauer aus Holz als Schutz für die Athener. In Athen
     beschäftigte man sich vor allem mit der Frage, wie die „Mauer aus Holz“ zu interpretieren sei. Während die einen darunter
     die Akropolis verstanden, da sie von einer Dornenhecke umwachsen war, glaubten die anderen, mit den hölzernen Mauern seien
     die Schiffe gemeint. Zu dieser Gruppe gehörte auch Themistokles, der in den Jahren zuvor ein gewaltiges Flottenbauprogramm
     aufgelegt hatte (Herodot 7,140–144). Themistokles setzte sich schließlich durch. Die Bevölkerung wurde evakuiert und die Stadt
     den Persern kampf los preisgegeben. Diese Entscheidung sollte sich als richtig erweisen. Zwar zerstörten die Perser Athen
     und machten reiche Beute, doch die Niederlage bei Salamis brachte ihren Feldzug zum Stehen.
    Noch vor der Schlacht bei Salamis standen, zumindest in der Darstellung bei Herodot, die Bürger von Delphi auf der Seite der
     verbündeten Griechen. Die Delpher befragten selbst das Orakel, weil sie um ihr eigenes Schicksal fürchteten. Sie erhielten
     die Antwort, sie sollten zu den Winden beten; die Winde würden mächtige Bundesgenossen der Griechen sein. Diese Auskunft schickten
     die Delpher an die verbündeten Griechen. In Athen erzählte man sich eine eigene Version, nach der die Athener selbst einen
     Orakelspruch erhalten hätten, den stürmischen Nordostwind Boreas herbeizurufen. Boreas war nach dem Mythos mit |36| einer Athenerin verheiratet und hatte den Athenern aufgrund der Verwandtschaft schon zuvor geholfen. Immerhin ließ ein Sturm
     400 Schiffe der persischen Flotte sinken (Herodot 7,178–191). Ob das Orakel, das den Athenern empfahl, sich an Boreas zu wenden,
     auch aus Delphi stammte, ist fraglich; zur Zeit der Perserkriege kursierten auch Sprüche aus Orakelsammlungen, die zwar nicht
     mit einer bestimmten Orakelstätte verbunden

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