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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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die – in etwa – auf demselben Längengrad lagen, ausmessen; königliche
     Schrittmesser gingen die Strecke ab und bestimmten den Abstand mit 5000 Stadien. In Alexandria wurde eine metallene Hohlkugel
     aufgestellt, an deren senkrecht stehendem Zeiger im Sommer – und zur Kontrolle auch zur Zeit der Wintersonnenwende – der Schatten
     abgelesen wurde. Eratosthenes bestimmte den Winkel zwischen einem rechten Winkel und dem Einfall der Sonne am Mittag: ein
     Fünfzigstel von 360 Grad. Die Entfernung der beiden Orte betrug, wie |97| gesagt, 5000 Stadien, also beträgt der Erdumfang fünfzigmal 5000, also 250   000 Stadien. Leider ist für uns der Grad der Genauigkeit seiner Berechnungen nicht zu bestimmen, da wir nicht wissen, welche
     der verschiedenen gebräuchlichen Stadienlängen – von 157 bis 164 Meter – Eratosthenes zugrunde legte. Der somit zwischen 39   250 und 41   000 Kilometer schwankende Wert ist jedenfalls erst am Ende des 17. Jahrhunderts verbessert worden. Eratosthenes behauptete
     u. a.: „Daher könnte man, wenn nicht die Größe des Atlantischen Meeres es verhindern würde, von Spanien nach Indien segeln
     über die restliche Distanz von etwa 175   000 Stadien.“ (Strabon 1,4,6) Der römische Philosoph Seneca dagegen schrieb in der
praefatio
zu seinen
Naturales Quaestiones
: „Wie groß ist die Distanz von der äußersten Küste Spaniens bis nach Indien? Eine Distanz von wenigen Tagen, wenn ein Schiff
     bei günstigem Wind fährt.“ Kolumbus las am Ausgang des 15. Jahrhunderts Seneca und segelte los. Die weit korrektere Berechnung
     des Erastothenes von etwa 28   000 Kilometer hätte ihn vielleicht doch abgeschreckt.
    Eratosthenes kamen bei seinen Arbeiten die Fortschritte auf dem Gebiet der Mathematik zugute. Der bedeutendste Vertreter dieser
     Wissenschaft am Hofe Ptolemaios’ I. war zugleich der weit über die Antike hinaus bekannteste: Euklid, der aufgrund seines
     Standardwerkes über die
Elemente
zum Mathematiklehrer aller Völker und Generationen wurde. Bezeichnend ist eine Anekdote, wonach ein König einen Mathematiker
     gefragt haben soll, ob es nicht einen einfacheren Weg zum Verständnis der Geometrie gebe – eine Frage, die den König für manche
     Schüler späterer Zeiten sympathisch gemacht haben dürfte. Die Erzählung verdeutlicht, dass die Könige die Gelehrten auch als
     Aushängeschild sowie zum Ausfüllen der Mußezeit anstellten. Die Antwort fiel ebenso deutlich wie zitierfähig aus: „Es gibt
     keinen Königsweg zur Geometrie“ (Stobaios 2,31,115 p. 228 l.30 W).
    Zu den besten seiner Zunft gehörte schließlich Herophilos, der erste uns bekannte Mediziner, der in der ersten Hälfte des
     3. Jahrhunderts v. Chr. in größerem Umfang zu Forschungszwecken Leichen sezierte, ja sogar Vivisektionen an Verbrechern vorgenommen
     hat, die er von den Königen aus den Gefängnissen erhielt. Die Fortschritte, die mit der systematischen Sektion von Leichen
     erzielt werden konnten, waren enorm. Im Bereich des Unterleibs beschrieb Herophilos zum ersten Mal präzise Leber, Nieren und
     Darmsystem – ihm verdanken wir die Bezeichnung |98| Zwölffingerdarm. Er unterschied als erster Hoden und Nebenhoden, Prostata und Samenblase und entdeckte die Eierstöcke. Im
     Kopf galt sein besonderes Interesse neben dem Auge dem Gehirn. Herophilos differenzierte als erster Groß- und Kleinhirn und
     stellte gegen die Autorität immerhin eines Aristoteles fest, dass das Zentrum des Nervensystems im Gehirn liegt.
     
     
    Das siebte Weltwunder
     
    Kehren wir zum Schluss nochmals zum Leuchtturm zurück. Als Bauwerk ist auch er Ausdruck einer Tendenz zur Megalomanie, die
     der Zeit des Hellenismus eigen war.
    Der Leuchtturm von Alexandria ist heute als eines der ,Sieben Weltwunder‘ bekannt, doch es hat lange gedauert, bis er sich
     seinen Platz auf dieser Liste ,erkämpfen‘ konnte. Von allen Errungenschaften Alexandrias und des Hellenismus ist er dann die
     Einzige gewesen, welche die Antike überdauerte. Die große Bibliothek löste sich im Lauf der Jahrhunderte nach und nach auf,
     als es immer wieder zu Eroberungen Alexandrias kam. Mit der letzten dieser Art, derjenigen durch die Araber im Jahr 641 n.
     Chr., war spätestens das Ende der Universität besiegelt.
    Allein der Leuchtturm überdauerte auch diese Entwicklung. Bei Gregor von Tours oder Kosmas von Jerusalem taucht er endlich
     auf den Listen der Weltwunder auf. Immer wunderlicher gerieten die Schilderungen dieses

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