Hoehepunkte der Antike
fehlerhafte Verbindung von Ereignissen vorgenommen hat,
muss ernsthaft gerechnet werden.
Chronologische Einordnung der öffentlichen Wirksamkeit Jesu
Jesus ist in Nazaret in Galiläa aufgewachsen. Vermutlich hat er das Handwerk seines Vaters ebenfalls erlernt und wurde Zimmermann
und Bauhandwerker. Nach Lukas 3,1 ist Jesus erstmals öffentlich aufgetreten im 15. Jahr des Kaisers Tiberius, als Pontius
Pilatus Statthalter (Präfekt,
praefectus
) in Judäa war. Die Alleinherrschaft des Tiberius begann im Jahr 14 n. Chr., vorher (seit 12 n. Chr.) war er jedoch schon
Mitregent im Osten des Reiches. Pontius Pilatus war von 26 bis 36 n. Chr. Präfekt in Judäa. Damit könnte das Auftreten Jesu
in die Zeit 26/27 n. Chr. fallen. Nach Lukas 3,23 war Jesus bei seinem öffentlichen Auftreten etwa 30 Jahre alt. Diese allgemeine
Zeitangabe passt sich gut in die Chronologie ein.
Die Dauer der Wirksamkeit Jesu betrug nach den Synoptikern Markus, Matthäus und Lukas ein Jahr. Sein Weg beginnt in Galiläa
und |104| führt ihn nach Jerusalem, wo er an einem Passafest hingerichtet wird. Der Evangelist Johannes berichtet von mindestens drei
Aufenthalten Jesu bei einem Passafest in Jerusalem. Das würde eine Wirksamkeit von etwa drei Jahren bedeuten.
Der Tod Jesu findet nach allen vier Evangelien im Kontext eines Passafestes an einem Freitag statt. Strittig ist jedoch der
Termin im Festkalender: Nach den Synoptikern feiert Jesus mit seinen Jüngern in der Nacht vor seinem Tod einen Seder-Abend,
den ersten Abend des Passafestes, nach Johannes stirbt Jesus am Nachmittag vor dem Seder-Abend zu der Zeit, da im Tempel die
Lämmer geschlachtet wurden. Alle Darstellungen sind von theologischen Interessen geprägt. Die historisch größere Wahrscheinlichkeit
hat die Chronologie des Johannes. Aufgrund eines Vergleichs mit astronomischen Daten (der 1. Festtag des Passafestes fiel
mit einem Sabbat zusammen = „großer Sabbat“) lässt sich der Todestermin Jesu auf den 7. April (= 14. Nisan) 30 n. Chr. datieren.
Der Anlass für Jesu öffentliches Auftreten
In allen Evangelien wird der Beginn der öffentlichen Wirksamkeit Jesu mit Johannes dem Täufer verbunden. Die Bewegung, die
Johannes ins Leben gerufen hatte, war eine innerjüdische endzeitliche Erneuerungsbewegung. Anknüpfend an die Botschaft der
Propheten erwartete man eine Umkehr und Erneuerung für ganz Israel und eine Versiegelung für die bevorstehende Endzeit. Die
neutestamentlichen Evangelien sind daran interessiert, Johannes als Vorboten Jesu darzustellen. Dabei kommt dessen Eigenständigkeit
zu kurz. Vermutlich war Jesus selbst eine Zeit lang Schüler von Johannes.
Wenn Jesus zunächst im Umkreis des Täufers gelebt, zu seinen Schülern gezählt und sich irgendwann von ihm getrennt hat, um
selbstständig zu verkündigen, stellt sich die Frage, wann und weshalb dies geschah. Lukas 10,18 gibt einen Hinweis: „Und er
sprach zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel stürzen wie einen Blitz.“ Der Text spricht von einer Vision Jesu. Jesus sah
einen himmlischen Vorgang, aufgrund dessen ihm der Satanssturz, d. h. das Ende der Herrschaft Satans und damit der Beginn
der Herrschaft Gottes, deutlich wurde. Satanssturz und Gottesherrschaft gehören in denselben traditionsgeschichtlichen Rahmen.
Gott hat im Himmel seine Herrschaft endgültig angetreten. |105| Das hat Auswirkungen auf Erden. Jesus kann jetzt die Ankunft der Gottesherrschaft verkündigen: „Nachdem Johannes ausgeliefert
worden war, kam Jesus nach Galiläa und verkündete das Evangelium Gottes und sprach: die Zeit ist erfüllt, die Gottesherrschaft
ist nahe herbeigekommen, kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Markus 1,14–15).
Inhaltliche Aspekte der Botschaft Jesu von der Gottesherrschaft
Die Botschaft von der Gottesherrschaft ist zentraler Inhalt der Verkündigung Jesu. Die Terminologie variiert: Königsherrschaft
Gottes, Reich Gottes, Himmelreich. Gemeint ist immer dasselbe: Gottes Herr-Sein und Zur-Herrschaft-Kommen, so dass es niemand
mehr leugnen kann. So wie es beim Propheten Sacharja heißt (14,9): „Dann wird der Herr einzig sein und sein Name einzig.“
Dabei werden die Begriffe im Neuen Testament nirgends definiert, sondern als bekannt vorausgesetzt.
Die Rede von der Gottesherrschaft findet sich im Alten Testament in verschiedenen Kontexten.
Kultisch
: Es geht dabei um eine gottesdienstliche Vergegenwärtigung
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