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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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geleitet unternahm nun der römische
     Senat, dem Antonius als zu mächtig erschien, den Versuch, Octavian, der sich zunächst auf die Veteranen seines Adoptivvaters
     stützen, bald aber auch weitere Legionen gewinnen konnte, als Gegengewicht gegen Antonius zu instrumentalisieren. Diese Konstellation
     von drei um die Macht im Staat ringenden Kräften – dem Senat als der traditionellen Machtzentrale, die jedoch keine ausreichende
     Exekutivgewalt besaß, sowie zwei mächtigen Feldherren – führte in den folgenden Jahren zu einer schnellen Abfolge von Koalitionen,
     Seitenwechseln, Gesetzes- und Vertragsbrüchen, an deren Ende das politische Scheitern des Senats sowie die militärische Niederlage
     des Antonius gegen Octavian standen.
    Die wichtigsten Etappen auf dem Weg zur Alleinherrschaft Octavians waren der Krieg von Mutina im April 43 v. Chr., in dem
     Octavian Antonius aus Italien vertreiben konnte, der sich anschließende Seitenwechsel Octavians, welcher zum 2., von Octavian,
     Antonius und Lepidus gebildeten Triumvirat führte (Oktober/November 43 v. Chr.), danach der Krieg, den Octavian und Antonius
     gegen Cassius und Brutus führten, die im Herbst 42 v. Chr. bei Philippi in Makedonien besiegt wurden. Dann folgten der Krieg
     um Perusia, mit dem Octavian im Februar 40 v. Chr. den Widerstand gegen seine Veteranenansiedlungen in Italien brechen konnte,
     und die Verträge zwischen Octavian und Antonius, die im Herbst 40 v. Chr. in Brindisi und im Sommer 37 v. Chr. in Tarent geschlossen
     wurden, um die Machtverteilung zwischen den beiden Männern zu regeln. Wenig später, im Jahr 36 v. Chr., konnte Octavians wichtigster
     Gefolgsmann Agrippa einen Sieg über Sextus Pompeius erringen, den Sohn des Pompeius, der eine große Flotte befehligte und
     sich auf Sizilien eine eigene Machtbasis geschaffen hatte. Und schließlich kam es zu der militärischen Auseinandersetzung
     zwischen Octavian und Antonius, die durch eine heftige Propagandaschlacht eingeleitet und im September 31 v. Chr. im Golf
     von Ambrakia, an der nordwestlichen Küste Griechenlands, zugunsten Octavians entschieden wurde. In dieser Seeschlacht bei
     Actium gelang zwar Antonius und der mit ihm verbündeten Kleopatra die Flucht, doch große Teile ihrer Flotte wurden vernichtet.
     Auch das Landheer kapitulierte wenige Tage |171| später. Damit war die Entscheidung im Machtkampf zugunsten Octavians gefallen. Er verfolgte Antonius und Kleopatra bis nach
     Ägypten und konnte hier ohne große Mühe den letzten Widerstand brechen. Nach der Eroberung von Alexandria am 1. August 30
     v. Chr. nahmen sich Antonius und Kleopatra das Leben.
    Am Ende dieser letzten blutigen Bürgerkriegsphase hatte Octavian, der in einer geschickten und rücksichtslosen Politik alle
     verfügbaren Mittel für seinen Aufstieg genutzt hatte, die Alleinherrschaft über das römische Reich gewonnen. Auf diesem Weg
     waren Hunderte von Senatoren und Tausende römischer Ritter, z. B. im Verlauf der von dem 2. Triumvirat veranlassten Proskriptionen
     oder in den Schlachten bei Philippi, ums Leben gekommen, hatten römische Legionen gegeneinander gekämpft, waren Provinzen
     ausgeplündert und verwüstet und in Italien Massen von römischen Bürgern durch Enteignungen in den Ruin getrieben worden. Wenn
     Octavian seine Herrschaft nun auf Dauer sichern wollte, so brauchte er dafür nicht nur ein politisches Konzept, das die zu
     erwartende Opposition gegen seine Alleinherrschaft auffangen und abwehren konnte, sondern auch ein Wohlfahrts- und Friedensprogramm,
     mit dem er die Not und Verzweif lung der Bevölkerung mildern, ja die Schrecken der Bürgerkriegszeit letztlich vergessen machen
     konnte.
     
     
    Die „wiederhergestellte Republik“
     
    Nach der Seeschlacht bei Actium und der Eroberung Ägyptens besaß Octavian eine Machtstellung, mit der niemand mehr konkurrieren
     konnte. Welche Form sollte seine Herrschaft nun annehmen? Octavian hatte während der vergangenen Jahrzehnte seine politischen
     Ziele auch dann verfolgt, wenn ihm die Legitimation durch Ämter und Gesetze fehlte. Doch war das Attentat auf Caesar eine
     Warnung davor, sich auf Dauer über alle Traditionen hinwegzusetzen: Wer sich eine Stellung aneignete, welche die bisherige
     Führungsschicht, die Senatoren, zu sehr brüskierte, konnte sich nicht sicher fühlen. Wollte Octavian zudem die Unterstützung
     von Senatoren und Rittern für die vielfältigen Herausforderungen gewinnen, die das römische Reich im

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