Hoehepunkte der Antike
des
Tatenberichts
nennt Augustus als von ihm neu erbaute Tempel zwei Jupitertempel auf dem Kapitol, die Tempel des Quirinus, der Minerva, der
Juno und des Jupiter Libertas auf dem Aventin, das Heiligtum der Laren an der Via sacra, das Heiligtum der Penaten auf dem
Hügel Velia, sowie schließlich die Tempel der Juventas, der Magna Mater und des Apollon auf dem Palatin.
Ein weiteres, herausragendes Beispiel für die Bautätigkeit des Augustus war sein neues Forum, auf dem zur Erinnerung an den
Sieg über Cassius und Brutus ein Tempel des Mars Ultor, des „rächenden Mars“, mit sich anschließenden Säulenhallen entstand,
in denen Statuen vieler herausragender Männer der römischen Republik aufgestellt wurden. Dieses Statuenprogramm sollte deutlich
machen, dass Augustus am Ende einer langen Reihe von „großen Männern“ (
principes viri
) stand und somit einen Höhepunkt, wenn nicht sogar die Vollendung der römischen Geschichte darstellte.
Der Prinzipatsideologie entsprechend durfte Augustus die sakrale Bautätigkeit allerdings ebenso wenig monopolisieren wie andere
Felder des öffentlichen Lebens. Bezeichnend für diese Politik des Ausgleichs ist die von Augustus veranlasste Restaurierung
des großen Jupitertempels auf dem Kapitol; hier verzichtete der Prinzeps darauf, seinen Namen als den des Erneuerers in einer
Inschrift am Tempel zu verewigen. Andere |176| Tempel ließ der Herrscher ganz in fremder Regie entstehen, wie z. B. das Pantheon, das sein Freund Agrippa erbaute, oder den
Apollontempel, den der Aristokrat Sosius errichtete, der vor Actium noch ein Gegner Octavians gewesen war.
Neben der religiösen Architektur entstanden unter Augustus prachtvolle Nutzbauten wie z. B. die Thermen des Agrippa auf dem
Marsfeld, und die vielen neuen Bauwerke bewirkten, dass Rom, wie Augustus selbst stolz vermerkte, nun als eine „aus Marmor
gebaute Stadt“ erschien (Sueton,
Augustus
28). Der Dichter Ovid sprach gar von der „goldenen Roma“ und fand damit einen einprägsamen Ausdruck für den Glanz der römischen
Hauptstadt (
Liebeskunst
3, 113f.).
Die Religionspolitik des Augustus erstreckte sich über die Tempelbauten hinaus auch auf die Priesterkollegien, die aufgefüllt
oder neu gebildet wurden. Auch hier wollte der Prinzeps der römischen Aristokratie ein Vorbild sein, indem er selbst Mitglied
in allen wichtigen Priesterkollegien wurde. Überzeugt davon, dass nur eine weit reichende Erneuerung der Gesellschaft Rom
zu dauerhafter Stabilität führen konnte, beschränkte sich der Prinzeps aber nicht auf das Feld der Religion. Vielfältige Maßnahmen
zielten darüber hinaus auf eine Erneuerung der moralischen und ständischen Grundlagen der Gesellschaft. Von der Spitze, der
Senatsaristokratie, über den Ritterstand und die
plebs romana
bis hinab zu den Freigelassenen, den ehemaligen Sklaven, waren alle sozialen Gruppen der hauptstädtischen Bevölkerung von
den Maßnahmen des Herrschers betroffen. Dabei standen die von ihm initiierten Gesetze, die das Leben aller Menschen, vor allem
jedoch der Senatoren und Ritter nach moralischen Kriterien leiten, sie zur Eheschließung, Kinderzeugung und Vermeidung von
Luxus anhalten sollten, durchaus in der Tradition der Republik, in der ähnliche Versuche mehrfach unternommen worden waren.
Jetzt aber war der Grad der Verbindlichkeit solcher Gesetze sehr viel größer, und Augustus zögerte nicht, ihnen durch Strafandrohungen
Nachdruck zu verleihen. Als Beispiel soll die 18 v. Chr. erlassene
lex Iulia de maritandis ordinibus
genannt werden. Dieses „Julische Gesetz über die Ehepflicht der Stände“ verlangte von jedem römischen Bürger, eine Ehe einzugehen.
Das Gesetz beinhaltete auch Regelungen für die Abfassung von Testamenten: Hatte ein Mann das für seine Frau vorgesehene Erbe
an einen Verzicht auf Wiederverheiratung gebunden, so war dieser Passus ungültig. Generell wurde eine Wiederverheiratung |177| binnen eines Jahres vorgeschrieben. Und aus den Ehen sollten Kinder hervorgehen. So konnte sich jeder, der für ein Amt kandidieren
wollte, bereits vor den festgesetzten Altersgrenzen zur Wahl stellen, wenn er Kinder hatte; jedes Kind brachte ihm eine Verkürzung
der Wartezeit um ein Jahr. Vorteile hatte die Zeugung von Kindern auch für die Freigelassenen, die bislang von ihren ehemaligen
Eigentümern, die nun ihre Patrone waren, zu Dienstleistungen verpflichtet werden konnten: Zwei Kinder bewirkten die
Weitere Kostenlose Bücher